Der stolze 300. Geburtstag des kaiserlich gegründeten Auktions-hauses wurde im April 2007 mit einem feierlichen Festakt im Beisein des Bundespräsidenten und des Bürgermeisters begangen. Ein Abend, der ein Feuerwerk an Initiativen einläutete.
Die großen, hochkarätigen Jubiläumsauktionen wurden, wie es bereits nach 1900 üblich war, im prachtvollen Rahmen des eigens adaptierten Franz Joseph-Saals, dem Herzstück des Palais Dorotheum, abgehalten.
Und kein Drehbuch hätte es besser vorsehen können, sorgte gleich das erste Los der großen Altmeisterauktion am 24. April 2007 für eine Sensation. Der Zuschlag bei 1,4 Mio. Euro für Guido Cagnaccis „Lucrezia“ war nicht nur ein herausragender Weltrekord für Werke des Meisters, sondern auch der bisher höchste Auktionszuschlag Österreichs in diesem Jahr. Und einige Stunden später durfte man sich auch noch über den erfolgreichsten Tagesumsatz in der Geschichte des Hauses freuen.
Über Nacht verwandelte sich das Haus danach in eine Bühne für modernes Design, um dem internationalen Publikum der „viennaartweek 07“ bereits einen Ausblick auf die Designauktion vom 9. Mai zu bieten. Und auch diese sollte die erfolgreichste aller Zeiten für das Dorotheum werden. In den buntesten Farben strahlendes Spitzenlos war der international sehr beachtete Chandelier Vortexx von Zaha Hadid und Patrick Schumacher. Das 2006 mit dem europäischen Designpreis „Lights of the Future“ ausgezeichnete Wunderwerk wurde mit einem Zuschlag bei sensationellen 139.000 Euro prämiert. Der höchste Preis für ein Design-Objekt im Dorotheum bisher.
Ein Reigen der Superlative wurde auch der zweite Teil der Jubiläumsauktionen im Mai 2007: Die Auktionen für Moderne und Zeitgenössische Kunst übertrafen alle bisherigen Ergebnisse des Hauses. Arbeiten berühmter Künstler, von Picasso bis Liebermann, Nolde und Kokoschka, wechselten zu Spitzenpreisen den Besitzer. Friedensreich Hundertwassers „Peinture Ancien Rainer II“ aus 1958 erreichte 180.000 Euro. Für Victor Vasarely wurden 144.000 Euro bewilligt. Für eine Gold Brosche „Concetto spaziale“ von Lucio Fontana wurde der Rekordpreis von 81.600 Euro geboten, „Gangsta Rat“ von Banksy erreichte 76.800 Euro.
Die gestiegene Nachfrage aus Russland machte auch die Silberauktion zur besten aller Zeiten. Kostbare Pretiosen aus Moskau und St. Petersburg durften zu vervielfachten Schätzpreisen die Heimreise antreten.
Gleich zwei Weltrekordpreise fielen dann bei der Malerei des 19. Jahrhunderts: Ein Toplos der Offerte, der „Gesellige Sommerabend in der Bucht von Neapel“ von Oswald Achenbach wurde mit 204.000 Euro, dem weltweit höchsten Preis für den Künstler, zugeschlagen. Und ein heimisches Highlight von Olga Wisinger-Florian, der prachtvolle, großformatige „Blühende Bauerngarten“ erzielte den Weltrekordpreis von 300.000 Euro. Für Eugen von Blaas’ „Plauderei“ wurden 684.000 Euro bewilligt.
Den seit der Privatisierung 2001 eingeschlagenen Internationalisierungskurs setzte das Dorotheum inzwischen fort. Neben Repräsentanzen bzw. Vertretungen in Brüssel, Tokio, München Düsseldorf und Prag hat man nun in Italien neben Mailand und Florenz das Netz um einen Repräsentanten in Rom erweitert. „Through the artist’s eye“ blickt das internationale Auktionshaus in die Zukunft und präsentiert eine Reihe von Arbeiten zeitgenössischer Künstler, die anlässlich des Jubiläums in Auftrag gegeben wurden. Raum- und Bodeninstallationen sowie Fotoarbeiten von Peter Kogler, Erwin Wurm, Lynne Cohen und Heike Weber stehen für das Engagement des Dorotheum auf dem Gebiet der Moderne. Die Arbeiten sind im Palais in der Dorotheergasse 17 zu besichtigen. Flankiert war die erste Auktionswoche im April von den zahlreichen Symposien, Panels und Events der dritten „Vienna Art Week 07“, einer Initiative des Vereins „Art Cluster“, bei der alle namhaften Kulturinstitutionen und Museen mit zahlreichen Veranstaltungen teilnahmen. Eine aufregende Woche, in der sich viele bekannte Namen der internationalen Kunstwelt in Wien begegneten und die Stadt zu einer Plattform für Kunst- und Kulturaustausch machten.
Der „Vienna Art Book Award“, mit 25.000 Euro der höchstdotierte seiner Art, wurde an den Hatje Cantz Verlag für „Biedermeier. Die Erfindung der Einfachheit“ von Hans Ottomeyer, Klaus Albrecht Schröder und Laurie Winters vergeben. Die nächste Art Week findet wieder im April 2008 statt.
Und was bringt das zweite Halbjahr für das Dorotheum? Im Herbst geht es weiter mit den Jubiläumsauktionen: Teil 3: Alte Meister, Meisterzeichnungen, Skulpturen, Glas und Porzellan, Möbel und Juwelen, 17. 10. bis 18. 10. 2007, und Teil 4: Gemälde 19. Jahrhundert, Klassische Moderne, Zeitgenössische Kunst, Jugendstil, Silber, Möbel, Juwelen und Uhren, 26. 11. bis 30. 11. 2007. Und nach dem Sommer heißt es dann in den in den internationalen Repräsentanzen in Mailand, Brüssel, Düsseldorf und München: „Happy 300th Anniversary, Dorotheum“.