Bei dieser Mai-Auktion, die erstmals das Design in die Auktionswoche mit moderner und zeitgenössischer Kunst integriert, liegt einer der Schwerpunkte auf extrem seltenen Lampen und Vasen der 30er Jahre bis heute. Zwei mundgeblasene jeweils dreifarbige Vasen von Tom Dixon (€ 2.800 - 3.200), oder ebenfalls von Murano produzierte "Spicchi"-Vase von Fulvio Bianconi, Venini 1953, finden sich ebenso wie italienische Hängelampen der 50er Jahre sowie eine Gruppe von Gino Sarfatti-Lampen. Fulvio Bianconi, € 3.500 - 4.000 Zwei in der Auktion angebotenen Stühle erzählen jeweils eine ganz besondere Geschichte. - Expressionismus hat normalerweise mit Kaffee Haag nicht das Geringste zu tun - Expressionisten trinken klischeemäßig schwarzen, starken Mokka. Haag-Inhaber Ludwig Roselin war ein Bewunderer der Malerin Paula Moderson-Becker. Er finanzierte in Bremen einen ganzen Strassenkomplex, zu dem auch das im Sinne eines Gesamtkunstwerkes von Bildhauer Bernhard Hoetger entworfene Wohnhaus der Malerin gehörte. Ein Stuhl daraus soll 10.000 bis 15.000 Euro bringen. Ein Theater mit Fahrrad-Teilen wiederum verbindet ein Paar Theaterstühle, die der niederländische Architekt Herman Frederik Mertens 1931/32 entwarf. Diese frühen zerlegbaren Stahlrohrmöbel liefen unter "Hompi" - das war der Name der Utrechter Fabrik für Fahrradteile, die u. a. diese Möbel herstellte (€ 2.500 - 3.500). Ein moderner Klassiker wiederum ist Jean Prouve', dessen "Visiteur-Armsessel", Entwurf 1942/44, mit 18.000 bis 22.000 Euro beziffert ist.
Und was hat Silvester Stallone zu einer JAM-Session verholfen? JAM ist die Abkürzung für die Briten Jamie Anley, Astrid Zala und Matthieu Paillard, deren Design-Credo darin besteht Dinge aus Industrieabfall zu entwerfen und produzieren. Der 1997 entstandene Paravent "Three and a Half Minutes" verwertet Filmstreifenreste aus dem Schneideraum von "Demolition Man" mit Silvester Stallone. Doppelte Ironie trifft auf gekonnte Restverwertung (€ 6.000 - 10.000).
Viele Beispiele zeitgenössischen Designs versammelt diese Auktion. Einmal mit adrettem Geflecht und einmal wild-unfrisiert kommen zwei Kommoden des französischen Star-Designers und u. a. Comme de Garcon-Parfumeurs Christian Astuguevieille daher. Das ungleiche Zwillingspaar, "Commode Aton" mit lackierten Baumwollschnüren (€ 16.000 - 20.000) sowie "Commode Nr. 4" (€ 20.000 - 25.000) mit Hanf-Rastamähne, ist einzeln zu haben - sicher nicht für absolute Puristen mit Hang zu straightem Schick. Diese kommen eher bei den futuristischen "Breeding Tables" der Designer Clemens Weisshaar/Reed Kram auf ihre Rechnung (je € 9.000 - 13.000). Eine Klasse für sich ist auch Danny Lanes Unikat "Fakir Diwan"-Settee aus Ahornholzkugeln und Metall (€ 15.000 - 18.000), Franz Wests Bank aus 1992 (€ 30.000 - 35.000) oder auch der rot-schwarze "Castillo"-Schreibtisch von Elizabeth Barouste & Mattia Bonetti (€ 10.000 - 15.000)
Ganz gegenwärtig wiederum wirkt das Ensemble der legendären Mailänder Gruppe "Superstudio". Der beleuchtete Bazaar-Couchtisch von 1968 ist durch und durch eine runde Sache (€ 7.000 - 9.000).
Auktion: Design, 29. Mai 2008, 17 Uhr
Besichtigung: ab 17. Mai 2008
Ort:PALAIS DOROTHEUM, Wien 1, Dorotheergasse 17
Online-Katalog: www.dorotheum.com