Nuri-Kunden fürchten im Krypto-Gau von Celsius um ihr Geld
Wie ist die deutsche Neobank Nuri (ehem. Bitwala) in den Strudel des Krypto-GAUs rund um den US-Konzern Celsius Network geraten? Wie funktioniert das Geschäftsmodell? Recherchen von Finanz-Szene und Finance Forward haben herausgefunden, dass Celsius der wichtigste Partner des sogenannten “Bitcoin Ertragskonto” ist. Seit rund einem Jahr wirbt Nuri um Kunden. Konkret stellt Nuri seinen Anlegern in Aufsicht, mit dem Konto bis zu 3 Prozent Ertrag pro Jahr auf gehaltene Bitcoins zu erwirtschaften und wöchentlich auszuzahlen. Nuri reicht das Krypto-Vermögen seiner Kunden an Celsius Network weiter. Die Amerikaner wiederum verleihen die Bitcoins der Nuri-Anleger gegen Zins an andere Anleger. Auf diese Weise verwaltet Celsisus nach eigenen Angaben zuletzt Vermögenswerte im Umfang von rund 12 Milliarden US-Dollar. Insgesamt geht es um rund 1,7 Millionen Kunden. Einen Tag vor dem Antrag auf Insolvenz hat Celsius sämtliche Rückzahlungen an Anleger ausgesetzt. Dies geschehe zum Schutz der Kunden, teilte der Konzern mit.
Aus Sicht der Verbraucherkanzlei Dr. Stoll & Sauer liegt jedoch die Vermutung nahe, dass Celsius schlicht die Liquidationswünsche der Kunden in einem zusammenbrechenden Krypto-Markt nicht ausreichend bedienen konnte. Es liegt auf der Hand, dass Nuri-Kunden mit ihren „Bitcoin Ertragskonto“ um ihr Geld bangen müssen. Nach Nuri-Angaben hat das Unternehmen in dem Marktsegment 500.000 Kunden betreut. Wie viele von diesen das “Bitcoin Ertragskonto” nutzen, ist noch unklar.
Massive Werbung im risikoreichen Krypto-Markt
„Die Zeit der niedrigen Zinsen ist endlich vorbei. Unsere Partnerschaft mit Celsius Network verschafft dir Zugang zu Ertragsraten, die du mit einem Old-School-Bankkonto nicht erreichen könntest.“ Mit diesem Versprechen hat die Neobank Nuri auf ihrer Website massiv um Kunden geworben. Gleichzeitig war auf die Risiken hingewiesen worden. So gebe es – wie bei Old-School-Banken – keinen Einlageschutz und der Anleger trage das alleinige Risiko. Im schlimmsten Fall könne sogar der Totalverlust der Anlage stehen.
Einen interessanten Nebenschauplatz hat das Online-Magazin Finanz-Szene herausgefunden: Die Krypto-Bank Nuri ist formal nur als Vertreter eines anderen Berliner Fintechs aufgetreten - der Solarisbank. Solaris verfügt über eine sogenannte Vollbanklizenz, ist daher der eigentliche Kontopartner und sorgt bei der Anlagevermittlung für das notwendige Haftungsdach. Die Nuri-Kunden schließen beim “Bitcoin-Ertragskonto” dann mit dem US-Konzern Celsius Network wiederum ein eigenes Vertragsverhältnis. Auf dieser Grundlage können die Kunden ihre Bitcoins dann an Celsius übertragen. Für die temporäre Überlassung schuldet Celsius dem Kunden schließlich variable Zinserträge. Zudem muss das US-Unternehmen die Krypto-Währungen auch wieder rückübertragen, wenn der Kunde dies wünscht. Und genau das wird jetzt durch die Insolvenz schwierig.
Gerade der Markteinbruch bei Kryptowährungen hat bei Celsius zur einer Schieflage geführt. Wie das "Wall Street Journal" berichtete, hatte das Unternehmen zudem offenbar allzu riskant agiert, mit hohen Renditeversprechen an die Anleger und einer geringen Marge für sich selbst. Das wurde der Krypto-Firma offenbar zum Verhängnis. Aber auch die Anleger stehen vor einem Scherbenhaufen. Im kostenfreien Online-Check und der kostenlosen Erstberatung zeigt die Verbraucherkanzlei Möglichkeit auf, ob der Schaden zu minimieren und eventuell Schadensersatz einzuklagen ist.