Erlittene Verluste in Online-Casinos lassen sich zurückholen
Sieben Milliarden Euro werden jährlich alleine in Deutschland in Online Casinos umgesetzt. Was nur wenig wissen: Erlittene Verluste in Online-Casinos können jetzt zurückgeholt werden. Die Rechtsprechung ist derzeit klar auf Seiten der geschädigten Verbraucher. Wegweisend bei dieser Entwicklung war das Oberlandesgericht Frankfurt mit seinem Hinweisbeschluss vom 4. April 2022. Ein Online-Casino habe keinen Anspruch auf das Geld der Spieler, so das Gericht (Az.: 23 U 55/21). In Online-Casinos haben sich schon viele Spieler um ihre Existenz gebracht. Auf den vorliegenden Fall trifft das besonders dramatisch zu. Das Urteil des Landgericht Mönchengladbachs unterstreicht zudem die aktuelle Rechtsauffassung eindrucksvoll:
- In den Jahren 2015 bis 2018 zockte ein städtischer Beamter besonders exzessiv. Er verschuldete sich und hatte Ende 2018 alles verspielt. Der Kläger nahm jahrelang über die deutschsprachige Internetdomain betwandwin, später bwin und schließlich premium.com, an den Online-Glücksspielen der beklagten Gamebookers Ltd. bzw. ihrer Rechtsvorgängerin Electra Works Ltd. teil. Im Verfahren ging es dann nur um die Verluste aus dem Jahr 2018. In zwölf Monaten hatte er 99.000 Euro verspielt.
- Gamebookers bot mit Hilfe von deutschsprachigen Websites Online-Glücksspiele an. Durch das deutschsprachige Angebot, so das Gericht, erweckte Gamebookers den Eindruck der Legalität.
- Allerdings verfügte das Casino nicht über eine in Deutschland gültige Lizenz. Denn in Deutschland war Glücksspiel im Internet bis Ende Juni 2021 verboten. Nur auf dem Territorium von Schleswig-Holstein war Glücksspiel mit gültigen Lizenzen möglich.
- Durch das Glücksspielverbot war der zwischen Spieler und Anbieter abgeschlossene Vertrag aus Sicht des Gerichts nie zustandegekommen. Daher müsse der Anbieter dem Kläger seine Verluste vollständig ersetzen, entschied das LG Mönchengladbach. Der Verlust des Klägers betrug knapp 100.000 Euro.
- Der Spieler verfügte über keine Kenntnisse, dass das Glücksspielangebot illegal war.
- Der Spieler hat auch gegen das Glücksspielverbot verstoßen. Daraus lässt sich jedoch keine Klageabweisung ableiten. Das Glücksspielverbot, so das Gericht, diene dem Schutz der Verbraucher und nicht dem Schutz des Anbieters. Das trifft besonders auf den spielsüchtigen Kläger zu, der im Casino seine Existenz verspielt hat. Das Gericht griff daher in seiner Urteilsbegründung auf eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts vom 26. Oktober 2017 zurück. Das Glücksspiel im Internet begünstige durch seine Anonymität, fehlende soziale Kontrolle und den besonders leichten Zugang die Entwicklung einer Spielsucht und den damit verbundenen negativen Folgen.
- Glücksspiel im Internet ist seit dem 1. Juli 2021 in Deutschland mit gültiger Lizenz möglich. Aber die Aufhebung des Verbots gilt nicht rückwirkend.
- Interessanterweise sind die meisten Online-Casinos auch aktuell noch ohne gültige Lizenz unterwegs, fand das Nachrichtenmagazin Der Spiegel heraus. Daher ist es für Verbraucher auch nach dem 1. Juli 2021 interessant zu prüfen, ob die Casinos illegal gearbeitet haben. Falls das so ist, können Ansprüche auf die Rückgabe der Verluste bestehen. Wichtig dabei: Die Geschädigten dürfen vorher von der Illegalität des Online-Casinos nichts gewusst haben. Die Betreiber müssen übrigens vor Gericht den Nachweis über eine mögliche Kenntnis des Spielers führen.
Weitere Infos hier: https://www.dr-stoll-kollegen.de/online-casino-geld-zurueck