Die Anfänge dieses Konzerts für Klavier und Orchester gehen auf das Jahr 1854 zurück. Die erste Aufführung fand 1857 während einer Probe in Hannover statt. Die eigentliche Uraufführung des 1. Klavierkonzerts am 22. Januar 1858 wurde zum Fiasko, da dieses Werk in keiner Weise den Erwartungen des Publikums entsprach, das von dem jungen Komponisten einen virtuosen Wettstreit zwischen Klavier und Orchester erwartet hatte. Stattdessen wurde ein nachdenkliches Werk geboten, das seine Ursprünge im Sinfonischen nicht leugnen konnte, bei dem sich das Klavier mehr in das Orchester einfügt, als es diesem gegenübergestellt ist. Im Umfeld der Entstehung des Werks erlebte Brahms den Zusammenbruch seines Freundes und Mentors Robert Schumann und dessen Tod, aber auch seine widersprüchlichen Gefühle zu Clara Schumann. Am 5. März 1884 spielte Brahms sein 1. Klavierkonzert in Dresden.
Johannes Brahms' Haltung, sich genau mit den Kompositionstechniken der vorausgegangenen Epochen, insbesondere dem Bachschen Kontrapunkt, zu beschäftigen und seine kammermusikalischen Vorlieben lassen sich vielleicht am besten in der 3. Sinfonie nachweisen, die am 2. Dezember 1883 von den Wiener Philharmonikern und Hans Richter mit großem Erfolg uraufgeführte wurde. Über die genauen Umstände der Entstehung ist fast nichts bekannt, bis darauf, dass Brahms sie im Jahr der Uraufführung in Wiesbaden beendete. Sie gilt als Wendepunkt im Schaffen des Meisters. Um dies zu verstehen, soll das Werk näher betrachtet werden. Dem Werk liegt sein Motto »Frei, aber froh«, das er dem Motto »Frei, aber einsam!« seines Freundes, des Geigers Joseph Joachim, gegenüberstellte.
Wie ist das nun zu verstehen? Die drei Anfangsbuchstaben F-A-F ergeben eine Tonfolge mit kleiner Terz und großer Sexte, die der gesamten Sinfonie als melodisches und harmonisches Grundgerüst zugrunde liegt, wobei Brahms lediglich das mittlere »a« um einen Halbtonschritt zum »as« erniedrigt, somit vielleicht den Frohsinn etwas dämpft. Dafür bekommt er aber faszinierende kompositorische Möglichkeiten, was den handwerklichen Frohsinn mit Sicherheit belebt hat, wie unschwer zu hören ist. Die entscheidenden Momente dieser Sinfonie, quasi die kompositorische Keimzelle des gesamten Werkes, sind also in den ersten drei Takten zu hören, wobei der dritte Takt schon mit dem Beginn des Anfangs des ersten Themas verschränkt ist. Reizvoll an dieser Vorgehensweise ist, dass es kaum einen Takt gibt, bei dem dieses Kernmotiv nicht mal mehr, mal weniger zu hören ist. Die ständigen Wechsel zwischen Dur und Moll liegen ebenfalls in diesem Motto begründet.
Interessant ist noch, dass Arnold Schönberg, der Brahms sehr verehrte, in seiner Kammersinfonie op. 9 ähnlich vorging. Vor allem ist hier schon das zu erkennen, was Schönberg bezeichnete als »kontrapunktisches Denken«, die Kunst also, »Tongestalten zu erfinden, die sich selbst begleiten können«. Eduard Hanslick schrieb anlässlich der Uraufführung: »Ein wahres Fest. ... Von klarer unmittelbarer Wirkung beim ersten Hören, wird sie beim zweiten, dritten und zehnten für jedes musikalische Ohr noch reicheren Genuss aus immer feineren und tieferen Quellen strömen lassen.« Dem ist nichts hinzuzufügen.
Der Pianist des Abends, Nelson Freire - 1944 in Brasilien geboren - begann mit 3 Jahren Klavier zu spielen, hatte seinen ersten öffentlichen Auftritt als 5-Jähriger und gewann mit 12 Jahren den Internationalen Klavierwettbewerb von Rio de Janeiro (Jury: Marguerite Long, Guiomar Novaes, Lili Kraus). Ein Stipendium ermöglichte ihm ein Studium in Wien bei B. Seidlhofer, dem Lehrer u.a. von Gulda. Sieben Jahre später gewann er sowohl die Dinu-Lipatti-Medaille in London als auch den 1. Preis beim Internationalen Vianna da Motta Wettbewerb in Lissabon. Nelson Freire bekommt Einladungen der namhaftesten Orchester und arbeitet mit den herausragendsten Dirigenten: Pierre Boulez, Riccardo Chailly, Charles Dutoit, Valery Gergiev, Fabio Luisi, Lorin Maazel, Kurt Masur, Ingo Metzmacher, Rudolf Kempe, Vaclav Neumann, Seiji Ozawa, André Previn, Gennady Roschdestwenski, David Zinman, Hugh Wolff u.a. Soloabende gibt er in allen wichtigen Musikzentren weltweit. Unvergesslich sind seine Duoabende mit Martha Argerich. Von der französischen Zeitung »Victoires de la Musique« wurde Nelson Freire zum »Soloist of the Year 2002« sowie 2005 mit dem »Victoire d'Honneur« für sein Lebenswerk gekürt.
1. Außerordentliches Konzert
11. September, 19.30 Uhr, Festsaal im Kulturpalast
LAURA VEGA (GEB. 1978)
Brahmsianafanfarria (UA)
JOHANNES BRAHMS (1833 - 1897)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 d-Moll op. 15
Pause
JOHANNES BRAHMS (1833 - 1897)
Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90
Chefdirigent Rafael Frühbeck de Burgos
Nelson Freire | Klavier
Karten sind erhältlich in der Ticketcentrale im Kulturpalast am Altmarkt
Mo bis Fr, 10 - 19 Uhr, Sa 10 - 18 Uhr
ticket@dresdnerphilharmonie.de | www.dresdnerphilharmonie.de