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2. Philharmonisches Konzert und Künstler im Gespräch

(lifePR) (Dresden, )
Wenn ich komponiere, muss ich wissen, für wen. Ich kann nicht einfach ins Leere hinein schreiben«, bekennt André Previn. Das viersätzige Orchesterwerk »Diversions« schuf er während des Jahres 1999 im Auftrag der Internationalen Stiftung Mozarteum, und mit den

Wiener Philharmonikern standen auch schon die Musiker der ersten Stunde fest. »Bei einem Auftrag geht es mir nicht ums Geld, sondern um das Versprechen einer Aufführung«, erklärt Previn. »Als ich die Cellosonate für Yo-Yo Ma und den Liederzyklus für Barbara Bonney schrieb, brauchte ich die Gewissheit, einen speziellen Künstler und einen fixierten Premierentermin zu kennen. Das ist so etwas wie eine Manie. Vielleicht eine Charakterschwäche.« Dann allerdings handelte es sich um eine Charakterschwäche, die André Previn mit den meisten Komponisten vergangener und gegenwärtiger Zeiten teilte.

Möglicherweise wird der eine oder andere auf die Idee kommen, der Begriff »Diversions« könne auch als Leitgedanke über der Biografie des in Deutschland geborenen Amerikaners Sir André Previn stehen, der als Komponist von Filmmusiken, Musicals, Liedern, Kammermusik, Konzerten, Orchesterwerken und (bislang) einer Oper, als Pianist, Dirigent, Jazzmusiker, Fernsehmoderator und Buchautor eine Vielseitigkeit der Begabung und der öffentlichen Wirkung entfaltet hat wie außer ihm nur Leonard Bernstein. Dass diese »Zerstreuung« der Talente auch eine Gefahr in sich berge, glaubten wohlmeinende Zeitgenossen mehr als einmal aussprechen zu müssen. André Previn sieht das freilich anders. Er habe, so gestand er, mitunter bedauert, ein Dirigent zu sein; oder ein Pianist; oder ein Komponist. Aber ein Musiker zu sein, das habe er nie bereut.

Tatsächlich war Edward Elgars musikalische Welt die der Jahrhundertwende. An die kompositorischen Bewegungen der 1920er Jahre konnte oder wollte er nicht anknüpfen, und es ist bezeichnend für Elgars künstlerisches Selbstverständnis, dass er ab 1920 kaum noch komponierte, sondern sich als Dirigent der Einspielung eigener Werke auf Schallplatte widmete. Jene Werke, die in der kurzen Zeitspanne zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem endgültigen Versiegen von Elgars schöpferischer Kraft entstanden, zeigen ihn als eine Künstlerpersönlichkeit, die äußerst sensibel auf ihre Umwelt reagierte.

Zwar lässt sich sein 1919 entstandenes Konzert für Violoncello und Orchester op. 85 rein kompositionstechnisch mühelos als Abgesang auf die unwiderruflich zu Ende gegangene musikalische Epoche der Spätromantik deuten, zu deren letzten Repräsentanten sich Elgar zweifellos zählte. Unter der Oberfläche eines gemäßigt modernen musikalischen Materials liegen indes Zwischentöne verborgen, die weniger von künstlerischer Resignation erzählen als von Trauer und Ratlosigkeit angesichts der politischen Erschütterungen des vergangenen Jahrzehnts. Deshalb wird Elgars Cellokonzert zu Recht als »Elegie auf eine untergegangene Zivilisation« bezeichnet (Meinhard Saremba) und stellt alles andere als einen musikalischen Anachronismus dar: in dem subtil ausbalancierten Verhältnis zwischen Soloinstrument und Orchester, in der formalen Disposition des Werkes und seiner differenzierten Klanglichkeit findet der Komponist zu ebenso individuellen wie neuartigen Lösungen.

Die Arbeit an der 3. Sinfonie, die Sergej Rachmaninow am 18. Juni 1935 in der Schweiz begann, ging nur mühsam voran, da gesundheitliche Beeinträchtigungen ihn mehrfach zu Unterbrechungen zwangen. Überdies musste er sich nach Fertigstellung des zweiten Satzes am 18. September auf die bevorstehende zehrende Konzertsaison vorbereiten. Erst als die Tourneestrapazen überstanden waren, konnte der 63-Jährige am 30. Juni 1936 den letzten Satz der 3. Sinfonie vollenden. »Beendet. Ich danke Gott«, lautete der Stoßseufzer am unteren Rand der Partitur. Die Orchesterbesetzung des Werkes ist mit dreifachen Holzbläsern, vier Hörnern, drei Trompeten und Posaunen, Tuba, Pauken, Schlagzeug, Celesta, zwei Harfen und Streichern ausgesprochen umfangreich. Rachmaninows Tonsprache steht dabei ganz in der Tradition seiner verlorenen Heimat. Für russische Musiker kommt der Melodie als Träger des musikalischen Gedankens besondere Bedeutung zu, und auch Rachmaninow unterstrich: »Melodie ist Musik, die Hauptgrundlage der gesamten Musik!«.

André Previn wurde 1929 in Berlin geboren und musste mit seinen Eltern 1938 Deutschland verlassen. Über Paris kam er in die USA, und Los Angeles wurde seine neue Heimat. Er entwickelte sich bald zu einem brillanten Pianisten und machte 1945 seine ersten Aufnahmen mit dem Gitarristen Dave Barbour und dem Bassisten John Simmons. Seine Liebe zum Jazz blieb ihm sein Leben lang erhalten, auch wenn er sich weiteren musikalischen Aktivitäten zuwandte: Er studierte Dirigieren bei Pierre Monteux und Komposition bei Mario Castelnuovo-Tedesco. 1948 bis 1964 war André Previn einer der erfolgreichsten Filmkomponisten in Hollywood. Er komponierte die Musik zu über 50 Filmen und wurde viermal mit dem Oscar ausgezeichnet: für »Gigi«, »Irma la Douce«, »My Fair Lady« und die Bearbeitung von Gershwins »Porgy and Bess«. In den 1960er Jahren begann seine Laufbahn als Dirigent. Er wirkte als künstlerischer Leiter von Orchestern wie dem Houston Symphony, dem London Symphony, dem Los Angeles Philharmonic, dem Pittsburgh Symphony und dem Royal Philharmonic Orchestra. 2009 wurde André Previn als leitender Gastdirigent des NHK Symphony Orchestra in Tokio berufen. Als regelmäßiger Gast bei den bedeutendsten Orchestern der Welt, sowohl bei Konzerten wie bei Aufnahmen, arbeitet er regelmäßig mit dem Boston Symphony Orchestra, dem New York Philharmonic und den Wiener Philharmonikern zusammen. Als Pianist bevorzugt André Previn Liederabende, Kammermusik und Jazz aufzunehmen und aufzuführen. Mit Renée Fleming bestritt er Aufführungen am Lincoln Center, mit Barbara Bonney am Mozarteum in Salzburg. Regelmäßig gibt er Kammermusikkonzerte mit Anne-Sophie Mutter und Lynn Harrell sowie mit Mitgliedern des Boston Symphony, des London Symphony Orchestra und der Wiener Philharmoniker. Als Komponist feierte André Previn zahlreiche Erfolge. Seine erste Oper »Endstation Sehnsucht « erhielt den Grand Prix du Disque. Jüngste Höhepunkte waren 2007 sein Doppelkonzert für Violine und Kontrabass für Anne-Sophie Mutter und Roman Patkoló, uraufgeführt mit dem Boston Symphony Orchestra, 2008 sein Harfenkonzert im Auftrag der Pittsburgh Symphony sowie sein Werk »Owls«, erstaufgeführt durch das Boston Symphony Orchestra. 2009 wurde seine zweite Oper »Brief Encounter«, ein Auftrag der Houston Grand Opera, uraufgeführt, ebenso sein Doppelkonzert für Violine und Bratsche für Anne-Sophie Mutter und Yuri Bashmet. Für seine herausragenden musikalischen Leistungen erhielt der Dirigent, Komponist und Pianist eine Vielzahl an Ehrungen und Auszeichnungen, u.a. das österreichische und deutsche Verdienstkreuz und den Glenn Gould Preis. Er wurde für sein Lebenswerk vom Kennedy Center, vom London Symphony Orchestra und der Gramophone Classic FM geehrt sowie 2010 mit einem Grammy der Recording Academy.

Daniel Müller-Schott zählt zu den weltbesten Cellisten seiner Generation und ist auf allen wichtigen internationalen Konzertpodien zu hören. Der Cellist, 1976 in München geboren, begeistert sein Publikum mit kraftvollen Interpretationen und vereint kongenial technische Brillanz und Souveränität mit großem intellektuellem und emotionalem Esprit. Neben der Aufführung der großen Cellokonzerte ist Daniel Müller-Schott die Entdeckung unbekannter Werke und die Erweiterung des Cello-Repertoires, etwa durch eigene Bearbeitungen sowie die Zusammenarbeit mit Komponisten, ein besonderes Anliegen. Vor einigen Tagen hat er das ihm gewidmete Cellokonzert von Peter Ruzicka "...ÜBER DIE GRENZE" unter der Leitung des Komponisten zusammen mit der deutschen Kammerphilharmonie Bremen beim Beethoven-Fest Bonn uraufgeführt. Daniel Müller-Schott studierte bei Walter Nothas, Heinrich Schiff und Steven Isserlis. Als Stipendiat genoss er die persönliche Förderung und Unterstützung von Anne-Sophie Mutter innerhalb ihrer Stiftung. Bereits im Alter von fünfzehn Jahren machte Daniel Müller-Schott erstmals international Furore durch den Gewinn des Ersten Preises beim Internationalen Tschaikowsky Wettbewerb für junge Musiker in Moskau. Weltweit konzertiert er unter renommierten Dirigenten wie Vladimir Ashkenazy, Andrew Davis, Charles Dutoit, Christoph Eschenbach, Michael Gielen, Alan Gilbert, Bernard Haitink, Dmitrij Kitajenko, Yakov Kreizberg, Sir Neville Marrine, Kurt Masur sowie André Previn. Mittlerweile hat Daniel Müller-Schott eine umfangreiche Diskographie vorgelegt. Seine CDs wurden mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Gramophone Editor's Choice, Strad Selection, sowie "CD of the month" beim BBC Music Magazine.


2. Philharmonisches Konzert

Samstag 25. September, 19.30 Uhr, Festsaal im Kulturpalast
Sonntag 26. September, 19.30 Uhr, Festsaal im Kulturpalast

André Previn (geb. 1929)
Diversions · Konzert für Orchester

Edward Elgar (1857 – 1934)
Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll op. 85

- Pause -

Sergej Rachmaninow (1873 – 1943)
Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 44

André Previn | Dirigent
Daniel Müller-Schott | Violoncello

Künstler im Gespräch

KOMPONIST & INTERPRET - ANDRÉ PREVIN
Chefdramaturgin Dr. Karen Kopp | Moderation

Donnerstag 23. 09. 2010 19:30 Uhr
Kulturpalast, Studiotheater

EINTRITT: Eintrittskarte erforderlich: 5 € | Eintritt frei für Abonnenten und Karteninhaber
EINLASS: 1/2 Stunde vorher mit freier Platzwahl

Karten sind erhältlich in der Ticketcentrale im Kulturpalast am Altmarkt
Mo bis Fr, 10 - 19 Uhr, Sa 10 - 18 Uhr
Tel. 0351 / 4 866 866, Fax 0351 / 4 866 353
ticket@dresdnerphilharmonie.de | www.dresdnerphilharmonie.de
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