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Alle Menschen werden Brüder – Beethovens 9. Sinfonie zum Dresdner Gedenktag

(lifePR) (Dresden, )
Beethoven und Schiller – zwei Künstler, die wie geistige Brüder vor uns stehen: Idealisten und doch mit persönlichem Leid und Verlust vertraut, humanistisch geprägt und folgerichtig vom Versagen der Politik und der Menschen, die sie verantworten, aufs Tiefste enttäuscht. Die Empfindung der Schattenseiten des Daseins durchzieht beider Werk. Aber ebenso die Hoffnung auf Klugheit und Einsicht der Menschheit. Gerade Beethovens 9. Sinfonie ist zum Symbol für Versöhnung geworden – der letzte Satz sogar zur Europahymne. Der klassische Geist, der sich in Schillers Text und Beethovens Musik manifestiert, kennt noch nicht die Ausmaße der Zerstörung und Unmenschlichkeit, die das 20. Jahrhundert hervorgebracht hat. Er kennt nicht die Zerstörung Dresdens und der Gründe, die dazu geführt haben. Aber er kennt die entsetzlichen Wirren des Europas seiner Zeit und artikuliert die Hoffnung auf eine bessere, brüderliche Zukunft. Hoffnungen, für die auch Dresden symbolhaft in aller Welt steht. Daher ist im diesjährigen Konzert zum Gedenken an den 13. Februar 1945 Beethovens Hymne an die Versöhnung zu hören, zusammen mit Cristóbal Halffters "In Memoriam" aus dem "Memento a Dresden". Es dirigiert der Chefdirigent der Dresdner Philharmonie Rafael Frühbeck de Burgos.

Die Partitur des Orchesterwerkes "Memento a Dresden", ein Auftrag der Dresdner Philharmonie anlässlich ihres 125. Jubiläums, entstand in den Jahren 1994/95. Der Komponist Cristóbal Halffter schreibt darüber: "Der Mensch neigt dazu, Vergangenes in seiner Erinnerung zu verändern. Wenn wir uns Ereignisse der Vergangenheit vergegenwärtigen, erfahren sie eine Reihe von Veränderungen, so dass sie vielfach ihre eigentliche Bedeutung verlieren. Bei manchen Vorgängen, die in unser Gedächtnis eingeprägt sind, sollten wir jedoch auf keinen Fall zulassen, dass sie sich verändern. Nur so können wir versuchen zu verhindern, dass sie sich wiederholen. Dazu gehören die Ereignisse in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 in Dresden, davor Guernica und Coventry und danach Hiroshima. Dazu gehören viele andere Geschehnisse an anderen Orten, bei denen Tausende von Menschen umkamen, ohne dass wir heute noch genau wissen warum. Ich halte es für wichtig, dass wir diese Ereignisse im Gedächtnis bewahren, damit sie nicht böswillig verändert werden können, damit spätere Machthaber sie nicht wiederholen und sich keine Menschen finden, sie auszuführen, zuzulassen und zu rechtfertigen."

Kaum ein Komponist hat das musikalische Denken der Nachwelt so stark geprägt wie Ludwig van Beethoven, kaum eine andere Komposition hat eine so breite und vielschichtige Wirkung entfaltet wie seine 9. Sinfonie. Vor allem aber hat Beethovens Neunte immer wieder Zeichen gesetzt, die von Menschen guten Willens verstanden werden: Ihre Botschaft ist die Idee der Brüderlichkeit unter den Menschen. Und setzt dies nicht die Idee eines weltumspannenden Friedens voraus? Schon die Zeugen der Uraufführung 1824 zeigten sich davon ergriffen, und alsbald hatte die Neunte ihren Platz im Zentrum ideengeschichtlicher Kontroversen, ein für alle Mal verbunden mit den Begriffen des Heroischen und des Menschheitsfortschritts und dem Ideal von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Dabei hegte Beethoven während der Arbeit am Schlusssatz durchaus Zweifel, ob er mit der Einbeziehung des gesungenen Wortes die richtige Lösung für das Finale gefunden habe. Mehrere Textfassungen für das Rezitativ, das aus der Sphäre des rein Instrumentalen, Sinfonischen zur Kantate mit Solostimmen und Chor hinüberführt, hat er verworfen, bevor sich aus einem späteren Versuch der endgültige Wortlaut herauskristallisierte ("O Freunde, nicht diese Töne! Sondern lasst uns angenehmere anstimmen und freudenvollere!"), den Beethoven als Zurückweisung der Reminiszenzen an die Musik der vorangegangenen Sätze inszeniert. Hier manifestiert sich die zutiefst humanistische Idee des Aufgehens von leidgeprüfter, konfliktbeladener Menschlichkeit in der Sphäre des Göttlichen: Trauer, Gedenken, Demut, Dankbarkeit und Freude gehören zusammen.

Programm:
- Christóbal Halffter
In Memoriam, aus: "Memento a Dresden" – Vier Episoden für Orchester
- Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125

Rafael Frühbeck de Burgos | Dirigent
Ute Selbig | Sopran
Britta Schwarz | Alt
Michael Heim | Tenor
Andreas Scheibner | Bass

Philharmonischer Chor
Einstudierung Matthias Geissler

Philharmonischer Kinderchor und Philharmonischer Jugendchor Dresden
Einstudierung Jürgen Becker
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