Wolfgang Hentrich, 1. Konzertmeister der Dresdner Philharmonie und Leiter des Kammerorchesters, der bereits 2013 das damals noch im Aufbau befindliche Archiv an der Tokyo Geijutsu Daigaku (Tokyo University of Arts) besucht hatte, freut sich auf die Gelegenheit, auf diese Weise an den berühmten Philharmoniker erinnern zu können: "Die Archiveinweihung und unser gemeinsames Konzert mit japanischen Kollegen ist für mich eine Geste der Völkerverständigung und der Ehrbezeugung für unseren einstigen Kollegen. Es wird ganz sicher für uns alle ein bewegender Tag. Zu verdanken ist das auch unserem ehemaligen Kollegen Volker Karp, der mit seinem Engagement und seinen Recherchen diese für uns Philharmoniker so wichtigen Begegnungen ermöglicht hat."
Szymon Goldberg (1909-1993) gilt als einer der herausragenden Violinisten des 20. Jahrhunderts und kam 1924 bereits als Sechzehnjähriger als Konzertmeister ans erste Pult der Dresdner Philharmonie. Nach fünf Jahren ging er auf Einladung Furtwänglers als 1. Konzertmeister nach Berlin, wirkte dort - wie bereits in Dresden - in namhaften Kammerensembles und trat auch mehrfach solistisch auf. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft erhielt er 1934 Auftrittsverbot und verließ Deutschland zuerst nach England, später in die USA. 1988 heiratete er die japanische Pianistin Myoko Yamane und siedelte auch nach Tokio über, wo er geehrt und hochbetagt starb. Bis zuletzt hatte er immer wieder von seinen "Dresdner Jahren bei der Philharmonie" gesprochen und diese Zeit als Basis seiner außerordentlichen Karriere als Musiker bezeichnet.
Die musikalische Leitung des Abends, in dem Bachs Doppelkonzert für zwei Violinen, Mozarts Kleine Nachtmusik, sowie Streicherserenaden von Volkmann und Tschaikowski erklingen werden, liegt bei Wolfgang Hentrich, der gemeinsam mit Kasuki Sawa, selbst Schüler von Goldberg, auch den Solopart in Bachs Violinkonzert übernimmt.
Bereits am Tag zuvor werden Mitglieder des Philharmonischen Kammerorchesters mit ihren japanischen Kollegen (Professoren und Meisterstudenten, teilweise selbst Schüler von Goldberg, der in seinen letzten Lebensjahren in Tokio auch unterrichtet hatte) einen Workshop veranstalten.