Das Konzert am Sonntag, dem 29. Oktober 2017 (Beginn: 18.00 Uhr) ist dabei nicht nur einem zu Unrecht vergessenen Komponisten der Spätromantik gewidmet, sondern lässt darüber hinaus mit Werken von Edward Elgar, Ralph Vaughan Williams und Leo Hassler den Kulturpalast zur Echokammer für Klänge scheinbar fernliegender Epochen und Kulturen werden.
Im Mittelpunkt steht mit "Gloria! ein Sturm- und Sonnenlied" ein Werk, das von den begeisterten Kritikern bei seiner Uraufführung 1904 als „Weltwunder“ bezeichnet wurde. Jean Louis Nicodé (1853-1919) benötigte für die Fertigstellung dieser musikalisch wie philosophisch tiefgründigen Sinfonie drei Jahre (Gesamtspieldauer: ca. 2,5 Stunden).
Mit ihren komplexen Sinnbezügen und einer enormen Besetzung (u.a. kommen neben dem opulent besetzten Hauptorchester auch die neue Orgel und ein großer Chor zum Einsatz), ist sie eine Art „klingende Biografie“: Der im Konzert aufgeführte Finalsatz „Der neue Morgen“ steht für den Rückzug Nicodés nach Langebrück in die Villa „Höhenfrieden“ – ein Schlüsselwort auch des Schlusschors. Die Natur mit ihren Wundern wird hier als heilbringende Gegenwelt zum korrumpierten Gesellschaftsleben der Stadt inszeniert – u.a. durch einen Spatzenschwarm in Gestalt von 11-tönigen Trillerpfeifen. Das hochtrabende Pathos und die Gigantomanie des Werks erweisen sich somit als Spiegel der enormen gesellschaftlichen Zwänge, denen Menschen jener Zeit ausgesetzt waren.
Herausgekommen ist dabei ein ausgesprochen originelles und faszinierendes Werk, dessen Wiederaufführung man sich nicht entgehen lassen sollte.
Bemerkenswert ist das vom Förderverein der Dresdner Philharmonie veranstaltete Konzert aber auch deshalb, weil es für die besondere Verbundenheit der Dresdner Bürgerinnen und Bürger mit „ihrem“ Orchester und „ihrem“ Konzertsaal mit der neuen Orgel steht. Der Förderverein konnte Anfang September die Konzertorgel an die Stadt übergeben und hat damit gezeigt, wozu bürgerschaftliches Engagement in der Lage ist. Für viele ehemalige Philharmonikerinnen und Philharmoniker ist das Konzert die Gelegenheit, auf der Bühne des Saales zu musizieren, für den sie selbst lange gekämpft haben. Und für zahlreiche aktive Orchestermitglieder ist es „Ehrensache“, das Konzert selbst zu unterstützen.
Der Erlös des Konzertes kommt noch einmal der Orgel zugute.
Tickets ab 14 Euro (Schüler/Studenten: 9 Euro) im Ticketservice im Kulturpalast (ticket@dresdnerphilharmonie.de / www.dresdnerphilharmonie.de / 0351 – 4 866 866) und an der Abendkasse.
Programm
Hans Leo Haßler (1564–1612)
Motette in einer Bearbeitung für Bläser
Edward Elgar (1857–1934)
Serenade für Streicher e-Moll op. 20
Thomas Tallis (1505–1585)
„Why fum’th in fight“ (Psalm 2)
für Chor a cappella
Ralph Vaughan Williams (1872–1958)
„Fantasia on a Theme by Thomas Tallis” für Streichorchester
Thomas Tallis
„If ye love me“
für Chor a cappella
Pause
Richard Bartmuß (1859–1910)
Praeludium op. 36/1
für Orgel
Edward Elgar
„Angel’s farewell” aus „Dream of Gerontius“ op. 38
Transkription für Orgel von A. Herbert Brewer
Jean Louis Nicodé (1853–1919)
„Der neue Morgen“ – Finale mit dem Schlusschor aus:
„Gloria! ein Sturm- und Sonnenlied“. Symphonie in einem Satze
für großes Orchester, Orgel und Chor op. 34
Englischhorn solo: Isabel Kern
Wolfgang Hentrich| Dirigent
Guido Titze | Dirigent (Haßler)
Philharmonischer Chor Dresden
Knabenstimme: Justus Frömling
Fördervereins-Orchester der Dresdner Philharmonie
gemeinsam mit Mitgliedern und ehemaligen Mitgliedern der Dresdner Philharmonie
und dem Philharmonischen Kammerorchester Dresden (Fernorchester)Holger Gehring | Orgel