Für Michael Sanderling ist die Beschäftigung insbesondere mit Schostakowitsch eine Herzensangelegenheit: „Seine Musik hat mein persönliches künstlerisches Leben wesentlich geprägt. Als junger Cellist, als Kammermusiker habe ich einen engen Bezug zu ihr aufbauen können. Als Orchestermitglied und später als Dirigent hat sie mich dann noch öfter gepackt, mit manchmal geradezu hypnotischer Kraft. An meiner ersten Begegnung mit ihr ist mein Vater schuld: er hat diese Musik, seit ich denken und fühlen kann, in unsere Familie gebracht und in uns verpflanzt.“
Nach der von der Kritik bejubelten 5. Sinfonie hatte man von Schostakowitsch ein neues, in Anlehnung an die 6. Sinfonie Tschaikowskis, „pathetisches“ sinfonisches Werk erwartet. Mit seinem in Anlage und musikalischer Stilistik unkonventionellen, stellenweise geradezu persiflageartigen Werk, widersprach er im Grunde allen Erwartungen. Ähnlich Beethoven mit seiner nach der „Schicksalssinfonie“ unerwartet empfindsamen „Pastorale“, die in ihrer Anlage als fünfsätzige Programmmusik geradezu eine Unerhörtheit für die Zeitgenossen war.
Die Aufnahme ist somit einerseits eine vergleichende musikalische Entdeckungsreise, die für den Zuhörer eine ungewohnte Hörerfahrung bereithält. Andererseits dokumentiert sie die ausgereiften musikalischen und stilistischen Möglichkeiten des traditionsreichen Dresdner Orchesters: „Die klangliche Flexibilität hat mich mit dazu bewegt, Beethoven und Schostakowitsch zu paaren: Ich glaube, dass das Orchester in der Lage ist, seine Visitenkarte, den philharmonischen, den „deutschen“ Klang, im Gedächtnis zu haben, und dennoch zwei völlig unterschiedliche Klangbilder anzubieten, die unverwechselbar sind und doch mit der Identität des Orchesters in Verbindung gebracht werden können“, so Michael Sanderling.