Die Werke Edward Elgars, die in der kurzen Zeitspanne zwischen dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem endgültigen Versiegen seiner schöpferischer Kraft entstanden, zeigen ihn als eine Künstlerpersönlichkeit, die äußerst sensibel auf ihre Umwelt reagierte. Zwar lässt sich sein 1919 entstandenes Konzert für Violoncello und Orchester rein kompositionstechnisch mühelos als Abgesang auf die unwiderruflich zu Ende gegangene musikalische Epoche der Spätromantik deuten, zu deren letzten Repräsentanten sich Elgar zweifellos zählte. Unter der Oberfläche eines gemäßigt modernen musikalischen Materials liegen indes Zwischentöne verborgen, die weniger von künstlerischer Resignation erzählen als von Trauer und Ratlosigkeit angesichts der politischen Erschütterungen des Jahrzehnts. Es ist, wie es die früh verstorbene Cellistin und Elgar-Interpretin Jacqueline du Pré formulierte, "das Destillat einer Träne."
Im Jahr 2006 gaben die Berliner Philharmoniker vier Kompositionen in Auftrag, die unter dem Motto "Ad astra" in einem Konzert mit Gustav Holsts Klassiker "Die Planeten" uraufgeführt wurden. Eines dieser Werke war Komarov's Fall des australischen Komponisten Brett Dean: "Mein Stück schrieb ich zum Gedenken an den sowjetischen Kosmonauten Wladimir Michailowitsch Komarov, der 1967 beim Wiedereintritt der Sojus 1 in die Erdatmosphäre ums Leben kam. [...] Als ich mit der Arbeit an dem Auftragswerk begann, inspirierte mich zunächst die unheimliche, einsame Schönheit der Signale der Raumfahrt-Telemetrie bei der Vertonung meines Asteroiden; durch Zufall stieß ich dann in einem Archiv auf den aufschlussreichen Mitschnitt von Komarovs verzweifelter Diskussion mit dem Kontrollzentrum, die prägend wurde für die dramatische Dringlichkeit des Werkes [...]. Komarovs Frau Valentina durfte vom Kontrollzentrum aus mit ihrem Mann sprechen; der fiktive Abschied der beiden, unter den dramatischen Bedingungen von Komarovs lebensbedrohlicher Situation, findet sich in der kurzen lyrischen Passage in der Mitte des Werkes wieder."
Gustav Holst erfuhr vier Jahre vor seinem Tod, dass seine siebenteilige Suite für Orchester Die Planeten ohne Pluto, der erst 1930 entdeckt wurde, eigentlich unvollständig war. Doch an die Komposition eines weiteren Satzes verschwendete er wohl keinen einzigen Gedanken: Dem Riesenerfolg seines Werks seit der Uraufführung 1918 stand er immer skeptisch gegenüber, und sein einst so loderndes Interesse für die Astrologie war längst erloschen. Zur Entstehungszeit seiner Suite aber, als Einsteins Relativitätstheorie gerade erst Wissenschaften, Philosophie und Künste vor völlig neue Aufgaben stellte, entdeckte er seinen Hang zu den eher metaphysischen Aspekten der Himmelskörper. Und so wartet seine Planeten-Suite mit damals in der britischen Musik noch ungewöhnlichen Orchestereffekten auf. Mars, der Bringer des Krieges legt in seiner rhythmischen Energetik unweigerlich die Vermutung nahe, Holst habe mit diesem Satz auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs reagiert. Doch hatte er den Entwurf bereits im Juli 1914 fertig skizziert. Mehr also als die Assoziationen des Krieges lag ihm die Einführung einer neuen Klangwelt am Herzen, die er von Satz zu Satz - oder Planet zu Planet - variiert.
Simone Young wurde in Sydney/Australien geboren, studierte in ihrer Heimatstadt Klavier und Komposition und war Assistentin am dortigen Opernhaus. Ein Stipendium führte sie als Korrepetitorin, Assistentin und Kapellmeisterin an die Kölner Oper. 1992 debütierte sie an der Komischen Oper Berlin, an der Wiener Volksoper und an der Staatsoper Berlin, wo sie von 1993 - 1995 Erste Kapellmeisterin bei Daniel Barenboim war. In dieser Zeit begann ihre internationale Karriere, die sie an alle großen Opernhäuser der Welt führte: Wiener Staatsoper, Opera Bastille Paris, Royal Opera House Covent Garden London, Bayerische Staatsoper München, Metropolitan Opera New York, Houston Grand Opera und Los Angeles Opera. Von 2001 - 2003 war sie Künstlerische Leiterin und Chefdirigentin der Australian Opera in Sydney und Melbourne. Sie konzertierte u.a. mit den Staatskapellen Berlin und Dresden, den Berliner Philharmonikern, dem DSO, dem Gürzenich Orchester in Köln, den Dresdner, Essener, Münchner, New Yorker und Stuttgarter Philharmonikern, dem NKH Symphony Orchestra Tokyo, dem RSO Wien sowie beim Maggio Musicale Fiorentino oder den Festspielen Baden-Baden. Seit 2005 ist sie Intendantin der Staatsoper Hamburg und Hamburgische Generalmusikdirektorin des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg.
Nach frühen Wettbewerbserfolgen und seinem Debüt bei den Berliner Philharmonikern unter Semyon Bychkov startete Alban Gerhardt vor fünfzehn Jahren seine internationale Karriere, die ihn inzwischen zu über 140 verschiedenen Orchestern in der ganzen Welt geführt hat, u. a. zu den Münchner Philharmonikern, zum Gewandhausorchester Leipzig, zu den meisten deutschen und allen britischen Rundfunkorchestern, zum London Philharmonic, City of Birmingham Symphony und Chicago Symphony Orchestra. Als Partner am Dirigentenpult standen dabei u. a. Kurt Masur, Christoph Eschenbach, Sir Neville Marriner, Sir Colin Davis. Alban Gerhardts CD-Einspielungen sind schon mehrfach mit Preisen bedacht worden, darunter Echo Classics 1998 und 2003 sowie Midem Classical Award 2006.
Programm:
Edward Elgar
Konzert für Violoncello und Orchester e-Moll op. 85
Brett Dean
Komarov’s Fall
Gustav Holst
Die Planeten – Suite für Orchester und Frauenchor op. 32
Simone Young | Dirigentin
Alban Gerhardt | Violoncello
Damen des Philharmonischen Chores Dresden
Einstudierung Matthias Geissler