Dem japanischen Botschafter Takahiro Shinyo drückte Kreile in einem Kondolenzschreiben sein Beileid für die Opfer der Katastrophe aus: »Es ist unfassbar, welch unheimliches Leid das japanische Volk derzeit erdulden muss und, wie zu befürchten ist, noch weiterhin wird erdulden müssen«. Die Gedanken des gesamten Chores würden in besonderer Weise den Menschen in Japan gelten, deren Gastfreundschaft er im Zuge seiner Tourneen mehrfach genießen durfte. Die letzte hatte erst im Dezember 2010 ihren Abschluss gefunden: »Es ist etwas ganz anderes, wenn man in der Stadt, deren Zerstörung man im Fernsehen mit ansehen muss, selbst konzertiert hat«, sagte der sichtlich erschütterte Kreuzkantor. »Mit unserer Vesper wollen wir besonders mahnen, dass die atomare Katastrophe im Gegensatz zu Erdbeben und Tsunami von Menschen gemacht ist. Es handelt sich bei dieser Tragödie also auch um eine fatale Selbstüberschätzung, die Natur beherrschen zu können«.
Die Dresdner Philharmonie, mit der der Dresdner Kreuzchor in den vergangenen Jahren sieben Mal in Asien gastierte, hat sich spontan bereiterklärt, an der »Vesper der Besinnung« mitzuwirken. Es erklingt die Kantate »Ich hatte viel Bekümmernis« BWV 21 von Johann Sebastian Bach, die ebenfalls mehrfach in Japan erklang. »Sie verbindet tiefen Ernst mit Hoffnung auf Erlösung aus großer Not«, sagt Roderich Kreile.
Mit der »Vesper der Besinnung« wollen Chor und Orchester möglichst vielen Menschen, die den Ereignissen fassungslos und geradezu ohnmächtig gegenüberstehen, Gelegenheit geben, ihrem Mitgefühl Ausdruck zu verleihen.