Termin: Sa 08./ So 09.12.2007, 19.30 Uhr
Zusätzlich erstmals in dieser Spielzeit: So 09.12.2007, 11.00 Uhr: Konzert für Kinder "Otto, der Ohrwurm" (nur R. Strauss)
Ort: Festsaal des Kulturpalastes am Altmarkt
Es gehört schon einiges an Mut und Selbstbewusstsein dazu, in Amerika ein Debüt-Konzert mit Bachs Goldberg-Variationen zu geben. Sie hat es getan und das Publikum im Sturm erobert, ein Sturm, der sie seitdem von Erfolg zu Erfolg trägt: die amerikanische Pianistin Simone Dinnerstein. Im Konzert mit der Dresdner Philharmonie spielt sie Beethovens 5. Klavierkonzert unter der Leitung des Chefdirigenten der Dresdner Philharmonie Rafael Frühbeck de Burgos. Außerdem auf dem Programm: Strauss’ "Till Eulenspiegel" und Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung".
Mit "Till Eulenspiegels lustigen Streichen" gelang Strauss ein Geniestreich, "eine wahre Weltausstellung von Klangeffekten und Stimmungskontrasten" (Eduard Hanslick). Die beiden Till-Themen bilden den Ausgangspunkt für die musikalische Gestaltung. Sämtliche weitere Themen und Motive verhalten sich dazu als beziehungsvolle Kontrastelemente. Strauss biegt sich sozusagen das thematische Material und die Form nach seinem musikalisch notwendigen Gesetz zurecht, so dass ein einheitliches Ganzes entsteht, überschaubar und klar auch ohne Erläuterung durch das Wort, blendend instrumentiert und musikalisch charakterisiert.
Wie Mozart hatte Beethoven seine Klavierkonzerte – damals üblich – für den eigenen Gebrauch als Virtuose geschrieben; das Klavierkonzert Nr. 5 konnte er wegen seines zunehmenden Gehörleidens nicht mehr selbst spielen. Es entstand im Jahr 1809, als Wien erneut von Napoleons Truppen besetzt wurde und Beethoven schwer unter den Kriegsereignissen litt. Ursprünglich für eine "Akademie" des Komponisten gedacht, wurde das Fünfte Klavierkonzert schließlich erst am 28. November 1811 im Leipziger Gewandhauskonzert uraufgeführt. Das populär gewordene Konzert dokumentiert einen fundamentalen Strukturwandel der Gattung. Der Solopart wird in das Orchester eingearbeitet und lässt im Sinne der Einheit des sinfonischen Anliegens kein solistisches Ausscheren aus diesem Zusammenhang mehr zu. Diese Neuerung erforderte die Verzahnung aller Teile. So ist das Klavier mit all seinen individuellen und virtuosen Möglichkeiten ein Teil eines machtvollen Ganzen.
Modest Mussorgskis "Bilder einer Ausstellung" sind eine Hommage des Komponisten an seinen verstorbenen Freund, den Maler und Architekten Viktor Hartmann. Die "Bilder" stehen in der Tradition des romantischen Charakterstücks und sind als Zyklus durch das Prinzip des Kontrastes aufeinander bezogen. Als Medium der Illustration benutzt Mussorgski z.B. Bewegungsmuster (das stereotype Rollen des schwerfälligen Ochsenkarrens) oder einen Gesprächsduktus (das Geschnatter der Weiber). Es verwundert nicht, dass im 20. Jahrhundert mit Maurice Ravel ein Virtuose des Orchesterklangs seine "Tableaux d’une exposition" zur Etüde über die orchestrale Farbigkeit macht oder Kandinsky sie zum Vorwurf für sein grenzüberschreitendes Bühnenkunstwerk nimmt.
Rafael Frühbeck de Burgos, 1933 in Burgos geboren, ist seit der Saison 2004/05 Chefdirigent und Künstlerischer Leiter der Dresdner Philharmonie. Nach seinem ersten Engagement als Chefdirigent beim Sinfonieorchester Bilbao leitete er zwischen 1962 und 1978 das spanische Nationalorchester Madrid und war danach Generalmusikdirektor der Stadt Düsseldorf und Chefdirigent sowohl der Düsseldorfer Symphoniker als auch des Orchestre Symphonique in Montreal. In den 1990er Jahren war er Chefdirigent der Wiener Symphoniker und dazu zwischen 1992 und 1997 Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin. 1994 bis 2000 war er außerdem Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. 2001 wurde er zum ständigen Dirigenten des Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI in Turin ernannt. Als Gastdirigent arbeitet er mit den großen Orchestern in Europa, Übersee, Japan und Israel. Für seine künstlerischen Leistungen wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. 1996 mit dem bedeutendsten spanischen Musikpreis (Jacinto-Guerrero-Preis) 1998 wurde er zum "Emeritus Conductor" des Spanischen Nationalorchesters ernannt.
Simone Dinnerstein ist Absolventin der Juilliard School New York und studierte außerdem an der Manhattan School of Music und drei Jahre in London bei Maria Curcio, einer Schülerin von Artur Schnabel. Nach ihrem Debüt in der Carnegie Hall 2005 prognostizierte die New York Times ihren baldigen Durchbruch. Seitdem erlangte sie in kurzer Zeit internationale Aufmerksamkeit als eine der charismatischsten und fesselndsten Pianistinnen unserer Zeit. Einige Höhepunkte der Saison waren ausverkaufte Debüts in Paris, London oder Philadelphia. In den Jahren 2006 und 2007 erhielt sie den Classical Recording Foundation Award für ihre Aufnahmen aller Beethoven-Werke für Klavier und Violoncello. Außerdem gewann sie mehrere Stipendien und Auszeichnungen und nahm zwei Sommer lang am Tanglewood Music Center teil. Im Frühjahr 2008 geht Simone Dinnerstein als Solistin mit der Dresdner Philharmonie auf USA-Tournee.
Programm:
Richard Strauss
Till Eulenspiegels lustige Streiche F-Dur op. 28
Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73
Modest Mussorgski
Bilder einer Ausstellung (Orchesterbearbeitung Maurice Ravel)
Rafael Frühbeck de Burgos | Dirigent
Simone Dinnerstein | Klavier