Über die Entstehung von Johann Sebastian Bachs Brandenburgische Konzerte und die ersten Aufführungen gibt es keine gesicherten Daten. Es wird angenommen, dass Bach sich 1721 mit der Partitur um eine Position am Hofe des Markgrafen von Brandenburg habe bewerben wollen. Es ist jedoch davon auszugehen, dass keines der Konzerte in jenem Jahr entstanden ist, sondern dass Bach aus vorhandenen Werken sechs ausgewählt, zusammengestellt und überarbeitet hat. Im 3. Brandenburgischen Konzert, dessen Entstehung bis auf vor 1715 zurückgeht, lässt Bach drei Streichergruppen zu jeweils drei Stimmen miteinander wetteifern: Violinen, Bratschen und Celli. Die Kompaktheit der Gruppen wird jedoch immer wieder durch quasi solistische Ablösungen der Linien in ein dichtes kontrapunktisches Stimmengeflecht aufgebrochen. Das vital-tänzerische in unaufhaltsamer Motorik dahineilende Schlussallegro bildet den kraftvoll pulsierenden Höhepunkt.
Giya Kancheli erhielt an der Musikschule seiner Vaterstadt Tbilissi den ersten Klavierunterricht. Von 1959 bis 1963 studierte er am dortigen Konservatorium und war nach seinem Examen als freischaffender Komponist tätig. Er erarbeitete sich zielstrebig einen eigenen musikalischen Stil, der auf einfachsten Formeln beruht, wie sie sich in der Musik der verschiedensten Epochen finden lassen: vom archaischen Volkslied bis zu Elementen moderner Unterhaltungsmusik. Aus diesen Formeln entwickelt er jedes neue Werk außerhalb vorgegebener Schemata. Über sein Abii ne viderem ("Ich ging fort, um nicht mit ansehen zu müssen"), uraufgeführt 1994, schreibt Kancheli: "Während alle anderen Kunstrichtungen uns mit Überredung zu beeinflussen suchen, will uns die Musik überraschen. Das Phänomen Musik besitzt tatsächlich diese seltene Eigenschaft, obgleich mich gewöhnlich die der Entstehung eines Tones vorangehende geheimnisvolle Stille am meisten fasziniert. Genauso gibt es auch eine Welt von Tönen, nach denen Stille wie Musik empfunden wird. Im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten habe ich es in "Abii ne viderem" gewagt, diesen schwierigen Bereich anzugehen. [...] Aus Musik entsteht Stille, und gelegentlich wird die Stille selbst zur Musik. Eine solche Stille zu erreichen, wäre mein Traum!"
Joseph Haydn komponierte seine "Trauersinfonie" wahrscheinlich 1771, einem bedeutungsvollen Jahr. Die um 1771/72 entstandenen Sinfonien spiegeln Haydns Neigung zum aufkommenden "Sturm und Drang" wider, deren Merkmale auch in der "Trauersinfonie" wiederzufinden sind, z. B. die in Haydns sinfonischem Oeuvre selten vorkommende Moll-Tonalität, plötzliche dynamische Kontraste, die die Ausdruckskraft der Musik verschärfen, das affektgeladene Presto-Thema des letzten Satzes oder kontrapunktische Techniken. Im Ganzen also eine Verbindung von alter Formensprache und inhaltlich-emotional völlig neuem Stil.
Yuri Bashmet wurde 1953 in Rostov am Don geboren und verbrachte seine Kindheit im ukrainischen Lvov. Im Alter von 18 Jahren begann er seine Studien am Moskauer Konservatorium. In der Folge wurde er selbst als jüngste Lehrkraft seiner Geschichte an das Moskauer Konservatorium berufen. Der erste Preis beim ARD-Wettbewerb in München 1976 begründete seine internationale Karriere. Yuri Bashmet regte viele Komponisten an. Eine besonders enge und produktive Beziehung bestand zu Alfred Schnittke. Andere Beispiele sind Kompositionen von Poul Ruders, Alexander Tschaikowsky and Alexander Raskatov. Außerdem spielte er die Uraufführungen von Giya Kanchelis "Styx", John Taveners "The Myrrh Bearer" und Mark-Anthony Turnages "On Opened Ground", ebenfalls Werke, die für ihn geschrieben wurden. 2002 trat Yuri Bashmet die Stelle als Chefdirigent des Neuen Russischen Sinfonieorchesters an. Er ist außerdem Gründer der Moskauer Solisten, eines weltweit erfolgreichen Kammerorchesters aus führenden jungen Streichern des Moskauer Konservatoriums. Als Kammermusiker trat er häufig mit Swjatoslaw Richter, Mstislaw Rostropowitsch, Gidon Kremer, Maxim Vengerov, Natalia Gutman, Viktoria Mullova und dem Borodin Quartett auf. Er hat zahlreiche CD-Einspielungen vorgelegt, von denen viele mit Preisen ausgezeichnet wurden.
Programm:
Johann Sebastian Bach
Brandenburgisches Konzert Nr. 3 G-Dur BWV1048
Giya Kancheli
Abii ne viderem für Viola und Streichorchester
Joseph Haydn
Sinfonie e-Moll Nr. 44 Hob.I:44 „Trauersinfonie“
Yuri Bashmet | Viola und Leitung
Karten sind erhältlich in der Ticketcentrale im Kulturpalast am Altmarkt,
Mo bis Fr, 10 – 18 Uhr, So 10 – 13 Uhr,