„Die Wut, die ich seit 30 Jahren dafür empfinde, dass die Religion für politische Ambitionen missbraucht wird, und der große Einfluss der Orden, die die Religion ausbeuten, hat die dunklen und zum Zerreißen gespannten Noten erschaffen“, so Fazil Say in seiner Beschreibung des ersten Satzes. 2012 als Auftragswerk für das Istanbuler Musikfestival komponiert, führt es vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Ereignisse in der Region mit aller Schärfe Hass, Wut, Zerstörungswillen, aber auch Momente des Innehaltens und Hoffens vor.
Fazil Say schöpft dabei aus einem reichen Repertoire: im Schlagwerk kommen beispielsweise antike Zymbeln, türkische Kudum-Trommeln, hölzerne Vogelflöten, aber auch exotische Neukreationen wie das „Wasserfon“ oder besondere Stahlzungeninstrumente zum Einsatz. Das Theremin, das seine klagende Stimme über die Szenerie wehen lasst, bildet mit seinen Kantilenen das Gegengewicht zur rhythmischen Wucht des Werkes.
Die Sinfonie wird zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt.
Karten sind über den Besucherservice der Dresdner Philharmonie (ticket@dresdnerphilharmonie.de, Tel. 0351 4866 866) und an der Abendkasse erhältlich.
Programm:
9./10. Apr 2016, Samstag/Sonntag, jeweils 19.30 Uhr
Lichthof Albertinum
32 | 30 | 28 | 23 | 20 Euro
Mesopotamia Symphony
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Ouvertüre zu Goethes Trauerspiel „Egmont" op. 84
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op. 37
Fazil Say (geb. 1970)
Sinfonie Nr. 2 „Mesopotamia Symphony“, Deutsche Erstaufführung
Michael Sanderling | Dirigent
Fazil Say | Klavier
Aykut Köselerli | Schlagzeug
Çağatay Akyol | Bassblockflöte
Bülent Evcil | Bassflöte
Carolina Eyck | Theremin
Ab 18.15 Uhr Abendöffnung der Skulpturenhalle
18.30 Uhr Kurzführung
18.45 Uhr Konzerteinführung im Hermann-Glöckner-Raum mit Dr. Martin Morgenstern
Fazil Say | Klavier
Seinen ersten Klavierunterricht erhielt Fazıl Say bei Mithat Fenmen. Dieser bat seinen Schüler, jeden Tag erst einmal über Themen des Alltags zu improvisieren, bevor er sich mit den notwendigen klavieristischen Übungen und Studien beschäftigte. In dieser Auseinandersetzung mit freien kreativen Prozessen und Formen wurde der Ursprung für das enorme improvisatorische Talent und die ästhetische Anschauung gelegt.
Entdeckt wurde er durch den Komponisten Aribert Reimann, als er 1986 den damals 16-Jährigen in einem Konzert spielen hörte. Auf der Stelle bat er seinen Begleiter, den amerikanischen Pianisten David Levine, ins Konservatorium der türkischen Hauptstadt zu kommen, um ihn spielen zu hören. Von diesem erhielt er ab 1987 den Feinschliff als klassischer Pianist. 1994 gewann er den Internationalen Wettbewerb „Young Concert Artists“ in New York. In der Folge spielte Fazil Say mit sämtlichen renommierten amerikanischen und europäischen Orchestern und zahlreichen großen Dirigenten zusammen.
Von 2005 bis 2010 war Fazıl Say Exklusivkünstler des Konzerthauses Dortmund, in der Saison 2010/11 war er Artist in Residence am Konzerthaus Berlin, beim Schleswig-Holstein Musik Festival im Sommer 2011 wurde ihm ein Programmschwerpunkt gewidmet. Weitere Residenzen und Fazıl-Say-Festivals gab es in Paris, Tokio, Meran, Hamburg und Istanbul. Im Wiener Konzerthaus war er in der Saison 2013/14 mit fünf Konzerten Composer in Residence, beim Bodenseefestival mit 14 Konzerten Artist in Residence. In dieser Saison hat ihn die Alte Oper Frankfurt als Artist in Residence eingeladen.
Fazıl Says Einspielungen der Werke Bachs, Mozarts, Gershwins und Strawinskys bei Teldec Classics sowie Mussorgskis, Beethovens und eigener Werke bei naïve wurden von der Plattenkritik hoch gelobt und mehrfach ausgezeichnet, darunter mit drei ECHO Klassik. 2014 erschien seine Aufnahme mit Beethoven-Werken, sowie das Album „Say plays Say“ mit ausschließlich eigenen Werken.