Sa 23./ So 24.01.2010, 19.30 Uhr
Festsaal des Kulturpalastes am Altmarkt
Wegen einer Erkrankung von Yakov Kreizberg kommt es im 4. Zyklus-Konzert der Dresdner Philharmonie zu einer Besetzungs- und Programmänderung: Das Konzert wird geleitet von dem jungen polnischen Dirigenten Krzysztof Urbanski. Zusammen mit ihm musiziert ein anderer "Jung-Star": der deutsche Pianist Martin Helmchen. Der erst 26-Jährige ist bereits Preisträger eines ECHO Klassik Preises und wird vom Publikum von Wien bis London, von Japan bis Paris gefeiert. Erstmals ist er bei der Dresdner Philharmonie zu Gast und spielt ein Werk, das der Gattung eine völlig neue Dimension verlieh: Beethovens 3. Klavierkonzert. Außerdem auf dem Programm: Werke von Wojciech Kilar und Bedrich Smetana.
Wojciech Kilar wurde 1932 in der damals noch zu Polen gehörenden, heute ukrainischen Stadt Lwów (Lviv) geboren. Von 1950 bis 1958 studierte er Klavier und Komposition. 1957 kam er zu den Darmstädter Ferienkursen, und von 1959 bis 1960 war er Schüler von Nadia Boulanger in Paris. Nach der experimentellen Phase der 1960er Jahre - er gehörte neben Krzysztof Penderecki und Henryk Mikolaj Górecki zur polnischen Avantgarde - fielen seine späteren Konzertwerke durch ihre expressive Direktheit und ihre unmittelbare Aussage auf. Dem Stil jener Werke blieb Kilar bis heute treu. Er verzichtet fast vollständig auf avantgardistische Techniken und verwendet nach wie vor eine vereinfachte Musiksprache. Er bevorzugt große Klangmassen, exponierte Melodien und starke Emotionen. Kilar ist auch als Filmkomponist äußerst produktiv und arbeitete vor allem mit so bedeutenden polnischen Regisseuren wie Krysztof Zanussi und Andrzej Wajda zusammen. In den 1990er Jahren feierte er im Westen besonders große Erfolge mit seinen Filmmusiken. Die Partitur zu Francis Ford Coppolas "Dracula" erhielt 1993 den ASCAP Award. Gleichermaßen erfolgreich war seine Musik zu den Filmen "Der Tod und das Mädchen" von Roman Polánski und "Porträt einer Dame" von Jane Campion. Mit seinem von den polnischen Bergen inspirierten "Krzesany" (1974) errang Kilar seinen ersten großen internationalen Erfolg
Der Künstler als Herr und Gebieter, als Denker und Lenker, als Pionier und Prophet - so präsentiert sich Beethoven schon mit dem ersten Auftritt in seinem Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37. Kein Geringerer als er selbst spielte den Solopart bei der Uraufführung am 5. April 1803 im Theater an der Wien, und niemand sonst hätte damals diese epochale Aufgabe meistern können, da er die Solostimme einstweilen nur unvollständig und skizzenhaft notiert hatte - zum virtuosen Eigengebrauch. Nach 111 Takten orchestraler Grundlegung beginnt der Pianist die Soloexposition wie mit einer imperialen Machtdemonstration. Er durchmisst in drei Anläufen die gesamte Klaviatur vom Grund bis zur Höhe, um dann forte und unisono das Hauptthema regelrecht in die Tasten zu meißeln. Aus dem intellektuellen Spiel des Konzertierens - dem "freien Spiel des Geistes" - wurde unter Beethovens Händen existentieller Ernst: eine Frage der Selbstbehauptung, der schöpferischen Willensstärke, der stolzen, unbeugsamen Subjektivität.
Bedrich Smetana begann 1874 mit der Komposition der sinfonischen Dichtung "Die Moldau". Die Idee zu einem solchen Naturgemälde in Tönen war ihm bereits Ende der sechziger Jahre gekommen, aber nun sollte es ein ganzer Zyklus werden - ein musikalisches Epos, das den Bogen spannt von der böhmischen Geschichte mit ihren Höhepunkten und Niederlagen über die heimische Sagenwelt bis hin zu den Landschaftsporträts. Vorbild für diesen Zyklus, den Smetana "Ma Vlast" ("Mein Vaterland") überschrieb, waren die sinfonischen Dichtungen von Franz Liszt. Während jedoch Liszt immer noch an der Struktur der klassischen Sonatensatzform festhielt, löste Smetana sich von diesem starren Schematismus. Bei ihm orientiert sich die musikalische Struktur ausschließlich an dem poetischen Gehalt. Jede der sinfonischen Dichtungen aus "Ma Vlast" ist in sich abgeschlossen, weswegen es auch nicht zwingend ist, den Zyklus in seiner Gesamtheit aufzuführen.
Krzysztof Urbanski, in Pabianice/Polen geboren, beendete 2007 sein Dirigierstudium an der Warschauer Chopin-Musikakademie. Im selben Jahr wurde er beim Wettbewerb des Musikfestivals Prager Frühling mit dem Ersten Preis ausgezeichnet. Gegenwärtig ist er Assistent von Antoni Wit bei den Warschauer Philharmonikern. In den letzten Jahren hat er als eines der bedeutendsten Nachwuchstalente seiner Generation in ganz Europa für große Aufmerksamkeit gesorgt. Er trat bei renommierten Musikfestivals wie dem Warschauer Herbst und dem Prager Frühling auf, vergangene Engagements führten ihn u.a. zu den Göteborger Sinfonikern, zum hr-Sinfonieorchester Frankfurt, zum RSO Stuttgart und wiederholt zum NDR Sinfonieorchester. Im Herbst 2009 hatte er sein Japan-Debüt beim Tokyo Symphony und beim Osaka Philharmonic Orchestra. In Deutschland dirigiert er die Bamberger Symphoniker, das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, die NDR Radiophilharmonie und das MDR Sinfonieorchester Leipzig.
Mit seinem hochvirtuosen und unprätentiösen Stil hat sich Martin Helmchen in den letzten Jahren in der internationalen Musikszene einen Namen gemacht. Der Pianist wurde in Berlin geboren und erhielt mit sechs Jahren ersten Klavierunterricht. Heute kann er mit zwei ECHO Klassik Auszeichnungen und dem "Credit Suisse Young Artist Award" bedeutende Preise der Musikszene vorweisen. Er trat mit vielen renommierten Orchestern - Wiener Philharmoniker, Konzerthausorchester Berlin, Orchestre National de France, Wiener Symphoniker, London Philharmonic Orchestra - und Dirigenten auf: Marek Janowski, Vladimir Jurowski, Kurt Masur, Bruno Weil. Einladungen führten ihn zu den bedeutenden deutschen Festivals sowie zur Schubertiade. In der Saison 2009/2010 gibt Martin Helmchen sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern unter Herbert Blomstedt und gastiert außerdem erstmals beim hr-Sinfonieorchester Frankfurt, beim Orchestre National de Belgique sowie beim CBSO Birmingham unter Andris Nelsons. Mit Soloabenden ist er u.a. in Berlin, München und Graz zu hören.
Programm:
Wojciech Kilar
"Krzesany" ("Bergsteigen"). Sinfonische Dichtung
Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 c-Moll op. 37
Bedrich Smetana
Aus "Ma Vlast" ("Mein Vaterland"): Vyšerad - Die Moldau - Šárka
Krzysztof Urbanski | Dirigent
Martin Helmchen | Klavier
Karten sind erhältlich in der Ticketcentrale im Kulturpalast am Altmarkt,
Mo bis Fr, 10 - 19 Uhr, Sa 10 - 18 Uhr,
Tel. 0351 / 4 866 866, Fax 0351 / 4 866 353
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