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Dresdner Philharmonie

„Künstler im Gespräch“ – Die neue Veranstaltungsreihe der Dresdner

(lifePR) (Dresden, )
Komponist und Virtuose in einer Person zu sein, war in früheren Zeiten keinesfalls außergewöhnlich, denkt man an Bach, Mozart, Beethoven. Auch heute gibt es Musiker, die diese beiden Seiten der Musik verkörpern. Zwei von ihnen sind im April und Mai in der Reihe "Komponist & Solist" zu erleben. Den Auftakt macht eine der erfolgreichsten Komponistinnen der Gegenwart, deren Werke mittlerweile um die ganze Welt gehen, die als Pianistin international gefragt ist und großen Erfolg auch als Schriftstellerin hat: Lera Auerbach. Im 7. Außerordentlichen Konzert ist sie in ihrer Doppelfunktion zu erleben: mit ihrer Komposition "Dialogue with Time" (Europ. Erstaufführung) und als Solistin in Mozarts Klavierkonzert Nr. 20.

Um diese außergewöhnliche Künstlerin bereits im Vorfeld kennenlernen zu können, führt die Dresdner Philharmonie am 11. April eine neue Veranstaltungsreihe ein: "Künstler im Gespräch". Am Freitagabend vor dem Konzert stellen Chefdramaturgin Karen Kopp und Kommunikationsleiter Matthias Hain im Studiotheater des Kulturpalastes Lera Auerbach im Interview vor. Der Eintritt ist frei für Abonnenten und Ticketinhaber.

Lera Auerbach setzt die große Tradition der Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts fort, die sowohl als Komponisten wie auch als Solisten tätig waren. Sie wurde 1973 in Tscheljabinsk (Ural) am Rande Sibiriens geboren, begann früh mit dem Klavierspiel und trat bereits im Alter von sechs Jahren öffentlich auf. Mit acht Jahren spielte sie zum ersten Mal zusammen mit einem Orchester. Im Alter von zwölf Jahren komponierte sie ihre erste Oper, die sogleich produziert und in vielen Orten der Sowjetunion gezeigt wurde. Als Gewinnerin von mehreren Klavierwettbewerben wurde sie 1991 zu einer Konzertreise in die USA eingeladen. Sie entschloss sich, dort zu bleiben und gehörte damit zu den letzten Künstlern, die die damalige Sowjetunion verließen. Am 1. Mai 2002, noch keine dreißig Jahre jung, gab sie ihr Debüt in der Carnegie Hall. Lera Auerbach absolvierte die New Yorker Juilliard School in den Fächern Klavier und Komposition. Daneben studierte sie Vergleichende Literaturwissenschaft an der Columbia University. Im Jahre 2002 machte sie an der Musikhochschule Hannover ihr Konzertexamen. Sie komponierte für Gidon Kremer, Vadim Gluzman, für das Ballett der Hamburgischen Staatsoper, für die Kremerata Baltica und andere. Ihre Werke wurden u. a. bei den Festivals von Aspen, Ravinia, Schwetzingen, beim Moskauer Herbst und beim Kammermusikfest Lockenhaus aufgeführt, und sie selbst gastierte bereits in allen wichtigen Musikzentren.

Lera Auerbachs Erfolg ist nicht nur auf ihre musikalischen Aktivitäten zurückzuführen, sondern auch auf ihre literarischen Werke. 1996 wurde sie von der Internationalen Puschkin- Gesellschaft zur Schriftstellerin des Jahres gewählt. Zu ihren literarischen Werken gehören fünf Bücher mit eigener Lyrik und Prosa, zwei Romane und mehrere Beiträge für russischsprachige Zeitungen und Zeitschriften.

Als Komponistin bewegt sie sich zwischen Tradition und Avantgarde auf der Suche nach einer homogenen Musiksprache und ist beeinflusst von der russischen Tradition und von Alfred Schnittke. Ihre 24 Präludien, die sich durch alle Dur- und Molltonarten bewegen, verraten ihre Beziehung zu Bach und Schostakowitsch. Sie verraten außerdem, dass die Komponistin einen Bezug zur "totgesagten" Tonalität hat, den sie auf durchaus innovativen Wegen vertieft. "Dialogue with Time" wurde im Februar 2007 in Chicago uraufgeführt. Zu dem Werk schreibt die Komponistin: "Die Zeit ist kein Fluss, und sie fließt auch nicht in eine Richtung. Passend zu den Gesetzmäßigkeiten einer in sich strukturierten Komposition kann sie eine kurze Geschichte umfassen und bezeichnen, eine Sinfonie, einen imaginären Palast oder ein ganzes Menschenleben. Jeder Anfang schließt ein Ende mit ein, und jedes Ende ist gleichzeitig wieder ein Neubeginn."

Wolfgang Amadeus Mozart soll der Überlieferung nach sein d-Moll-Klavierkonzert KV 466 unter höchstem Zeitdruck, nämlich in nur wenigen Tagen, komponiert haben; das Rondo des Schlusssatzes entstand sogar in nur wenigen Stunden des 10. Februar 1785. Bereits am folgenden Tag fand die Uraufführung statt. Das Werk fand anfangs eher geteilte Aufnahme, weil es in Form- und Ausdrucksgestaltung, mit kühnem Pathos und ungewöhnlicher Dramatik die Konventionen des achtzehnten Jahrhunderts souverän außer Kraft setzte und damals Übliches weit hinter sich lässt.

Unter dem Druck der Kritik der Kulturfunktionäre der KPdSU an seinen sogenannten modernistischen und formalistischen Tendenzen, ist Dmitri Schostakowitsch mit der 5. Sinfonie das Meisterstück gelungen, ein scheinbar "linientreues" Werk zu komponieren, das aber in den tieferen Schichten der Komposition die Prinzipien des sozialistischen Realismus ad absurdum führt. In der 6. Sinfonie beschreitet er einen ähnlichen Weg: Die Sinfonie ist dreisätzig; ihr fehlt, aus der Perspektive der kommunistischen Ästhetik betrachtet, der erste Satz, der die politischen Gegensätze und deren dialektisches Verhältnis zu verkörpern hatte. Schostakowitsch klammert diesen Aspekt einfach aus und schafft dadurch eine sehr exakte Widerspiegelung der innenpolitischen Situation: Stalin hatte gesellschaftliche und politische Diskussionen unterbunden, die Parteilinie zur einzig gültigen erklärt und sich selbst als absoluten Herrscher etabliert. Im bombastischen Finale löst Schostakowitsch die Dramatik in eine banale, plakative Zirkusmusik auf, die die (optimistische) Dur-Tonalität auf den Zuhörer "einhämmert". Bei der Beurteilung der Sinfonie zeigte sich die Oberflächlichkeit der Zensur: Man ließ sich vom Finale blenden, sein grotesker Charakter und ihre decouvrierende Funktion blieben verborgen. Auch in diesem Sinne ist die 6. Sinfonie ist eines der tragischsten Werke Schostakowitschs.

Der lettische Dirigent Andris Nelsons ist der neue Music Director des City of Birmingham Symphony Orchestra mit Beginn der Spielzeit 2008/09 - eine Position, die auch Sir Simon Rattle innehatte. 1978 in Riga geboren, wuchs Andris Nelsons in einer Musikerfamilie auf, begann seine Karriere als Trompeter im Orchester der Lettischen Nationaloper und erhielt außerdem diverse Preise als Sänger. 2001 wurde er mit dem renommierten Großen Lettischen Musikpreis für herausragende Leistungen ausgezeichnet. Seit 2002 studiert er privat bei Mariss Jansons und ist derzeit der Chefdirigent der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford.Bis heute hat Andris Nelsons von jedem Orchester, das er dirigierte, eine Wiedereinladung erhalten, beispielsweise vom Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Tonhalle-Orchester Zürich, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, der NDR Radiophilharmonie Hannover, dem Royal Philharmonic Orchestra Stockholm, dem Helsinki Philharmonic Orchestra und dem BBC Philharmonic Orchestra. Weitere Operndirigat-Debüts 2008/09 sind Hamburg mit "Turandot" und die Wiener Staatsoper mit "Tosca" und "Madame Butterfly".


Programm:

Lera Auerbach
Dialogue with Time Op. 39b
(Europäische Erstaufführung)
Wolfgang Amadeus Mozart
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 20 d-Moll KV 466
Kadenz: Lera Auerbach
Dmitri Schostakowitsch
Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 54
Andris Nelsons | Dirigent
Lera Auerbach | Klavier

7. Außerordentliches Konzert der Dresdner Philharmonie
Termin:
Sa 12.04.2008, 19.30 Uhr
So 13.04.2008, 11.00 Uhr
Ort:
Festsaal im Kulturpalast am Altmarkt

Karten sind erhältlich in der Ticketcentrale im Kulturpalast am Altmarkt, Mo bis Fr, 10 - 18 Uhr, Sa 10 - 13 Uhr,www.dresdnerphilharmonie.de
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