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Dresdner Philharmonie

Musik gegen Krieg und Unterdrückung

Beethovens 5. Klavierkonzert und Schostakowitschs 10. Sinfonie im 4. Philharmonischen Konzert

(lifePR) (Dresden, )
Europa befand sich im Krieg gegen Napoleon, als Beethoven sein 5. Klavierkonzert komponierte. Anfangs ein Anhänger des französischen Freiheitshelden, hatte sich Beethoven bereits fünf Jahre zuvor von Napoleon abgewandt, als dieser sich selbst zum Kaiser gekrönt und damit in Beethovens Augen die Ideale der Freiheit verraten hatte. Freilich war auch Beethoven nicht ganz konsequent: Sein 5. Klavierkonzert widmete er einem anderen Herrscher, dem österreichischen Erzherzog Rudolf. Am Wendepunkt einer Ära entstand auch Schostakowitschs 10. Sinfonie: Er schrieb sie als Reaktion auf den Tod Stalins. So schmerzlich war das Leid, das ihm zugefügt worden war, dass er in seiner Sinfonie musikalisch mit der Ära des Tyrannen abrechnete. Am Schluss der Sinfonie hört man deutlich: So freut sich einer, der noch einmal davongekommen ist, aber weiß, dass neues Unheil schon lauert.

Wegen einer Erkrankung von Nelson Freire hat sich dankenswerterweise Herbert Schuch bereiterklärt, den Solopart in Beethovens 5. Klavierkonzert zu übernehmen. Dirigent ist Michael Sanderling.

In mehrfacher Hinsicht spiegeln sich in Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur gleichsam die mark- und welterschütternden Ereignisse Europas in jener Zeit: Napoleon befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Macht. Beethoven, ehedem glühender Bewunderer Bonapartes, steht dem französischen Kaiser und seinem imperialen Wahn mit aller Wucht entgegen; da er selbst aber die Waffen zur Verteidigung meidet, drückt er seine Abscheu über die von Napoleon verfochtene Kriegskunst mit der Genialität seiner Tonkunst aus. Sieht man das Es-Dur-Konzert in diesem historischen Kontext, verwundert kaum noch dessen heroischer, ja majestätischer Tonfall in den Ecksätzen. Wobei diese Attribute nicht das Herrschende als anzustrebendes Prinzip meinen, sondern - ganz im Gegenteil - auf humanistischem Zement fußen und dort wandeln. Heroisch und majestätisch: Das ist der Idealismus, der sich hinter den gewaltigen Akkorden, hinter der sinfonischen Konzeption dieses Klavierkonzerts verbirgt. Nach der Uraufführung des Werkes anno 1811 in Leipzig war der tiefe Eindruck, den es hinterlassen hatte, auch in den schriftlichen Äußerungen der Musikkritiker deutlich spürbar. "Es ist dies ohne Zweifel eines der originellsten, effectvollsten, aber auch schwierigsten von allen existierenden Concerten", befindet ein Rezensent. Auch die strenge Durchführung des thematischen Materials, die virtuos-glanzvolle Behandlung des Soloparts, harmonische Kühnheiten und eine weit gespannte Dynamik verhelfen ihm zu einer enormen, elektrisierenden Wirkung. Mit frischem Glanz und ungebremster Vitalität stürmt der letzte Satz heraus aus der Innerlichkeit des zweiten Satzes und erneut hinein in die Welt. Der dialektische Ansatz ist unüberhörbar. Gleichsam kathartisch überspült dieses Thema den Hörer; in seiner punktierten Heftigkeit und Fröhlichkeit zugleich ist es eines der einprägsamsten, die Beethoven je erfand.

Bis in die entlegensten Winkel des Privatlebens, sogar bis in die letzte Note einer Oper oder einer Sinfonie reichte der Einfluss des totalitären Staates Sowjetunion der Stalinzeit. Vor einer Ideologie, die in ihrem umfassenden wissenschaftlich-philosophischen Anspruch keine Abweichung von der Lehrmeinung dulden konnte, bekam alles, auch das Nebensächliche, politische Bedeutung und bedurfte einer Auslegung: entweder sozialistisch und volksnah oder formalistisch, kapitalistisch-bürgerlich, volksfremd usw. Bis lange nach seinem Tod lag der Schatten des Mannes, der in maßloser Eitelkeit und Selbstherrlichkeit diese Auslegung vornahm, über dem sowjetisch beherrschten Teil der Welt. Dmitri Schostakowitsch war als Künstler, der sich im Schatten Stalins behaupten wollte, insofern der Gegenspieler des Diktators, dessen Launen über die Reputation, oft auch über Leben und Tod eines Künstlers entschieden. Zwischen der Entstehung der Neunten und der Zehnten Sinfonie liegen acht Jahre. In diese Zeit fiel die Maßregelung der sowjetischen Komponisten durch den ZK-Beschluss von 1948, die Schostakowitsch geradezu ächtete und ihm seine Lehrämter und Aufführungsmöglichkeiten nahm. Die Zehnte Sinfonie entstand 1953, im Todesjahr Stalins. Auch diese Sinfonie folgt nicht dem sozialistisch-realistischen viersätzigen Schema, sie ist aber in der Tonsprache monumentalspätromantisch, also der sowjetrussischen Ästhetik durchaus entsprechend. Trotzdem hat diese Sinfonie auch ein Gesicht hinter der Maske. Sie ist der Versuch, wenigstens indirekt, auf künstlerischem Gebiet, in der Konfrontation mit der Überfigur, dem Gegenspieler, dem Werfer des riesigen Schattens, bestehen zu können: "Ich komponierte sie unmittelbar nach Stalins Tod. Und niemand hat bis heute erraten, worum es in dieser Sinfonie geht: Um Stalin und die Stalin-Ära. Der zweite Satz, ein Scherzo, ist, grob gesagt, ein musikalisches Porträt von Stalin." Konturlos, gehetzt, brutal erscheint Stalin im zweiten Satz - geziert, tänzelnd, mechanisch, zurückhaltend sein Gegenspieler Schostakowitsch im dritten.

Michael Sanderling begann seine musikalische Ausbildung am Violoncello, mit dem er später als Solist international Erfolge feierte. In seiner weiteren künstlerischen Entwicklung wandte er sich mehr und mehr dem Dirigieren zu. Mittlerweile gehört er zu den gefragtesten Dirigenten seiner Generation. Die Liste der Orchester, die ihn eingeladen haben, ist lang: Tonhalle-Orchester Zürich, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Konzerthausorchester Berlin, Radio-Sinfonieorchester Stuttgart, Staatskapelle Dresden, Dresdner Philharmonie, Netherlands Philharmonisch Orkest, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, MDR-Sinfonieorchester Leipzig, Deutsche Radio-Philharmonie Saarbrücken, Orchestre Philharmonique de Strasbourg, Radio-Philharmonie Hannover u.v.a. Seit 2006 ist Michael Sanderling Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Kammerakademie Potsdam, außerdem Chefdirigent der Deutschen Streicherphilharmonie, eines der besten deutschen Jugendorchester, das besonders in den letzten Jahren große Anerkennung erfährt. Im Jahre 2010 wird Michael Sanderling sein Debüt mit Mussorgskis "Boris Godunow" an der Dresdner Semperoper geben.

Herbert Schuch wurde in Temeschburg (Rumänien) als Sohn einer Familie mit deutschen und ungarischen Vorfahren geboren. Nach erstem Klavierunterricht in seiner Heimatstadt übersiedelte die Familie 1988 nach Deutschland, wo er seine musikalischen Studien - später auch am Salzburger Mozarteum - fortsetzte. Internationales Aufsehen erregte Herbert Schuch, als er in der Saison 2004/05 drei bedeutende Wettbewerbe in Folge gewann: Casagrande-Wettbewerb Terni, International Piano Competition London und Internationaler Beethovenwettbewerb Wien. 2008 debütierte Herbert Schuch bei den Salzburger Festspielen mit den Wiener Philharmonikern unter Riccardo Muti, beim London Philharmonic Orchestra unter Yannick Nezet-Seguin und im Wiener Musikverein unter Pierre Boulez. Außerdem spielte er mit dem Orchestre National de Lyon, den London Mozart Players, dem Australian Youth Orchestra, der Camerata Salzburg, dem RSO Frankfurt, der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, der Deutschen Radiophilharmonie, der Staatskapelle Halle, dem Münchner Kammerorchester, dem Deutschen Kammerorchester Berlin oder den Münchner Symphonikern. Tourneen führten ihn mit dem RSO Wien unter Dmitri Kitajenko nach Japan und mit dem Orchestre National de Lille unter Jean-Claude Casadesus durch Europa. 2010/11 ist Herbert Schuch "artist in residence" in Salzburg und gibt Rezital-Debüts im Wiener Konzerthaus, beim Musikfest Stuttgart, in der Tonhalle Düsseldorf und in der Philharmonie Köln.

4. Philharmonisches Konzert der Dresdner Philharmonie
Sa 30.01. / So 31.01.2009, 19.30 Uhr
Festsaal des Kulturpalastes am Altmarkt

Programm:

Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73

Dmitri Schostakowitsch
Sinfonie Nr. 10 e-Moll op. 93

Michael Sanderling | Dirigent
Herbert Schuch | Klavier
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