Schon kurz nach der Umarbeitung des "Paulus" plante Mendelssohn ein zweites Oratorium. Zunächst sollte das Leben des Petrus behandelt werden, dann aber bat er seinen Freund Karl Klingemann um einen "Elias"-Text. Der Anstoß war jedoch nicht die Lebensgeschichte des Propheten, sondern der Wunsch, mit der Himmelfahrt des Elias ein effektvolles Finale zu komponieren. Als sich die Zusammenarbeit mit Klingemann verzögerte, wandte sich Mendelssohn an den Dessauer Gemeindepfarrer Julius Schubring. Ein weiterer Anstoß kam dann von außen: Das Komitee des Birmingham Music Festivals lud 1845 den Komponisten ein, das Musikfest im darauf folgenden Jahr zu dirigieren und ein eigenes großes Werk dabei aufzuführen. Von da an musste alles sehr schnell gehen. Mendelssohn ließ sich von Schubring Textbelege schicken, aus denen er dann selbst das Passende auswählte. Bis zum Mai 1846 war der erste Teil fast fertig gestellt, und während Mendelssohn den zweiten Teil schrieb, wurde der erste geprobt - wenige Tage vor dem Fest traf das letzte Chorstück in Birmingham ein. Die Uraufführung geriet zum Triumph. Acht Stücke mussten auf Verlangen des Publikums wiederholt werden. Umso erstaunlicher ist es, dass der Komponist das Werk noch einmal gründlich überarbeitete. Für die Endfassung verstärkte er durch geschickte dialogische Anordnung des Textes und durch musikalische Steigerungen das dramatische Element. Das ganze Oratorium ist letztlich nach einer eigenen musikalischen (nicht nur textlichen) Architektur gebaut. Die dramatische Entwicklung der Hauptfigur macht aus dem "Elias" ein zeitloses Werk, das auch im 21. Jahrhundert aktuell ist. Im ersten, alttestamentarischen Teil der Handlung, ist Elias ein Extremist, ein Gotteskrieger. Die Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Massenmordes an den Baalspriestern steht einem heutigen Sprengstoffanschlag in nichts nach. Erst der Selbstzweifel und die eigene Angst vor Verfolgung machen aus ihm einen modernen Menschen, der seine Mission als (gewaltlose) Arbeit begreift und deshalb auf Erlösung hoffen kann. Die Umdeutung der alttestamentarischen Handlung in eine neutestamentarische Vision von Menschlichkeit und Ratio hat die zweifelhafte Figur des Elias aufgewertet und dieses Oratorium für die Gegenwart gerettet.
Programm:
Felix Mendelssohn Bartholdy
Elias
Rafael Frühbeck de Burgos | Dirigent
Ruth Ziesak | Sopran
Annette Markert | Alt
Ottokar Klein | Tenor
Hanno Müller-Brachmann | Bass
Hans Wünsche | Knabensopran
Mitglied des Philharmonischen Kinderchores Dresden
MDR Rundfunkchor Leipzig
Einstudierung Michael Gläser
Karten sind erhältlich in der Ticketcentrale im Kulturpalast am Altmarkt,
Mo bis Fr, 10 - 19 Uhr, Sa 10 - 18 Uhr,
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