Richard Strauss' Vater gab dem Sohn Ende 1903, als die "Sinfonia domestica" kurz vor dem Abschluss stand, zu bedenken: "Im Hause darf man keinen so großen Lärm machen!" Strauss dachte aber gar nicht daran, sich in Sachen Aufwand zurückzuhalten. Er verlangt 105 Musiker, die Partitur wächst auf nahezu 200 Seiten an, die Aufführungsdauer übersteigt 40 Minuten. Sobald es um die Selbstdarstellung geht, kennt er keine Scheu vor Größe. Bei aller ausufernden Beredsamkeit bezieht sich Strauss stets auf die drei Themen der Sinfonie, die den drei handelnden Personen entsprechen: Mann, Frau, Kind, also Vater Richard, Mutter Pauline und Sohn Franz Alexander. Sich selbst porträtiert der Vater gleich dreifach - "gemächlich - mürrisch - feurig", indes ihm für die Mutter und den Sohn jeweils ein Thema genügt. Und doch ist für Strauss das poetische Programm "nichts weiter als der Formen bildende Anlass zum Ausdruck und zur rein musikalischen Entwicklung". Ob "wer wirklich Musik zu hören versteht" ein Programm brauche, überlässt er dem Hörer.
Ludwig van Beethoven plante seine "Achte" zunächst nicht als Sinfonie, sondern als Klavierkonzert, worauf die mehrfach auftauchenden Worte "solo" und "tutti" hinweisen. Der Umschwung vom Konzert zur Sinfonie hat sich spätestens Ende Mai 1812 vollzogen. Während er dem 1. Satz der Siebten noch eine ausführliche Einleitung voranstellte, kommt er in der Achten ohne Umschweife zur Sache. Man kommt den Charakterunterschieden der beiden Sinfonien wohl am nächsten, wenn groß in gewichtig übersetzt wird und klein in leichtfüßig: Das Spiel mit der Tradition, die freundlich-ironische Verbeugung vor Haydn und Mozart machen die Achte zu einem heiteren Werk. Der Finalsatz allerdings scheint sagen zu wollen: "Aber jetzt komm' ich!" - so originär beethovensch stürzt er herein - und reißt den Hörer in den Strom der Ereignisse mit.
Rafael Frühbeck de Burgos, 1933 in Burgos geboren, ist seit der Saison 2004/05 Chefdirigent und Künstlerischer Leiter der Dresdner Philharmonie. Nach seinem ersten Engagement als Chefdirigent beim Sinfonieorchester Bilbao leitete er zwischen 1962 und 1978 das spanische Nationalorchester Madrid und war danach Generalmusikdirektor der Stadt Düsseldorf und Chefdirigent sowohl der Düsseldorfer Symphoniker als auch des Orchestre Symphonique in Montreal. In den 1990er Jahren war er Chefdirigent der Wiener Symphoniker und dazu zwischen 1992 und 1997 Generalmusikdirektor der Deutschen Oper Berlin. 1994 bis 2000 war er außerdem Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin. 2001 wurde er zum ständigen Dirigenten des Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI in Turin ernannt. Als Gastdirigent arbeitet er mit den großen Orchestern in Europa, Übersee, Japan und Israel. Für seine künstlerischen Leistungen wurde er mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. 1996 mit dem bedeutendsten spanischen Musikpreis (Jacinto-Guerrero-Preis) 1998 wurde er zum "Emeritus Conductor" des Spanischen Nationalorchesters ernannt. Er hat zahlreiche CDs eingespielt, von denen viele bereits zu "Klassikern" geworden sind, so u. a. Mendelssohns "Elias". Mit der Dresdner Philharmonie hat er in einer Edition u. a. Werke von Brahms, Bruckner, Wagner und Strauss aufgenommen.
Programm:
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 8 F-Dur op. 93
Richard Strauss
Sinfonia domestica F-Dur op. 53
Rafael Frühbeck de Burgos | Dirigent
Termine:Sa 31.05. / So 01.06.2008, 19.30 Uhr
Ort:Festsaal des Kulturpalastes am Altmarkt