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Strawinskys „Feuervogel“ im 2. Philharmonischen Konzert

(lifePR) (Dresden, )
Das Werk war richtungsweisend zum Beginn des 20. Jahrhunderts und seine Uraufführung, die den erst 28jährigen Komponisten über Nacht weltberühmt machte, war einer der größten Erfolge der Ballettgeschichte: Igor Strawinskys "Der Feuervogel". Der junge Komponist schuf eine Musik, die die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts entscheidend beeinflussen sollte. Sie hat bis heute nichts von ihrem jugendlichen Ungestüm und ihrer geradezu orgiastischen Vitalität verloren. Ganz anders zeigt sich Strawinsky dagegen in seiner "Psalmensinfonie". Sie ist ein musikalisches Bekenntnis seiner ganz eigenen Religiosität: gottesfürchtig und gottsuchend, aber nicht konfessionell, jedoch quasi byzantinisch und unerbittlich. In ganz andere Sphären führt Robert Schumanns 3. Sinfonie, die vor Ausgelassenheit, Lebensfreude und Glück sprüht. Es dirigiert der Chefdirigent der Dresdner Philharmonie Rafael Frühbeck de Burgos, es singt der Tschechische Philharmonische Chor Brno.

Im Jahr 1850 verließ Robert Schumann das von der Revolution aufgewühlte Dresden. Seine fehlgeschlagenen Bemühungen um die durch Wagners Flucht vakant gewordene Position des Kapellmeisters an der Oper in Dresden führten ihn nach Düsseldorf. Dort trat er 1850 im September die Nachfolge Ferdinand Hillers als Musikdirektor an. Am 29. September reiste das Ehepaar Schumann nach Köln. Clara schilderte in ihrem Tagebuch den "Anblick des grandiosen Domes", der Anlass zur Komposition von Schumanns Sinfonie Nr. 3 gewesen sein soll. Die Begeisterung und der zeitweilig volkstümliche Ton, der neben kunstvollen Charakteren die Komposition durchzieht, sind die beiden wesentlichen Grundstimmungen der Sinfonie. Sie ist fünfsätzig, ein Indiz für Schumanns Bemühen um die Erweiterung des Gattungsmodells auf der Basis des Überlieferten, und steht in Es-Dur, der Tonart des Heroischen (Beethovens Eroica) und Erhabenen (Mahlers 8. Sinfonie).

Mit seinen sakralen Gesängen, den Motetten, Kantaten, der Messe, dem Requiem und auch der "Psalmensinfonie" hat Igor Strawinsky Werke geschaffen, die nicht nur einen eigenwilligen Umgang mit religiösen Werten erkennen lassen und sich durch eine rücksichtslos unverschnörkelte Sprache auszeichnen, sondern in denen sich die Suche nach den Ursprüngen des Glaubens und die ins Musikalische übertragene Idee des Kultischen und Archaischen zu einem fundamentalen Gedanken verbinden. Obwohl Strawinsky 1926 in die orthodoxe Kirche eingetreten war und die "Psalmensinfonie" seinem Wunsch entsprach, seine Gottesverehrung auszudrücken, ist sie doch nicht als persönliches Glaubensbekenntnis – oder gar als christlich-liturgisches Werk – anzusehen. Sie ist vielmehr ein "Utopia des Glaubens", ein geradezu archaischer Ausdruck der Überzeugung von der Existenz eines höheren Wesens, die Darstellung einer urwüchsigen Verehrung eines allmächtigen Wesens – die heidnischen Natur-Riten des "Sacre du printemps" standen durchaus Pate. Und obwohl Strawinsky als Texte drei der Psalmen Davids aus dem Alten Testament wählte, ist es doch eher deren sprachliche Wucht als ihre Zugehörigkeit zum jüdisch-christlichen Glauben, die ihn inspirierte und sein Werk in die Nähe einer allumfassenden, konfessionsunabhängigen Metaphysik rückt. Überhaupt waren Texte für ihn immer nur musikalisches "Rohmaterial", reizvoll aufgrund ihrer Betonung, ihres Metrums, ihres Klangs. Ebenso raffiniert wie die Textbehandlung ist auch die Orchestrierung der Psalmensinfonie, die u. a. fünffach besetzte Flöten, Oboen und Trompeten sowie Pauken, Schlagzeug, Harfe und zwei Klaviere umfasst, aber auf Klarinetten, Violinen und Bratschen verzichtet. Dafür bezieht er die Stimmen des Chores in das sinfonische Geflecht ein und behandelt sie wie Orchesterinstrumente. "Es ist keine Sinfonie", sagte er über sein Werk, "in die ich Psalmen eingefügt habe, die gesungen werden. Im Gegenteil: Es ist der Gesang, dem ich das Gewand einer Sinfonie verleihe."

Strawinskys frühe Werke verliefen noch ganz in der Spur seines großen Vorbildes und Lehrers Rimski-Korsakow. Und sie wären es vielleicht auch geblieben, wäre Strawinsky nicht dem großen Ballett-Impresario Sergej Diaghilew begegnet. Dieser gab ihm den Auftrag zu seinem 1910 in Paris uraufgeführten Ballett "Der Feuervogel", einer Musik, in der sich schon der feine Federstrich abzeichnet, der den späteren Strawinsky ahnen lässt. In seiner Partitur durchdringen sich auf eine einzigartige Weise russisches und impressionistisches Kolorit. In Verbindung mit starker Chromatik erzeugt er eine exotische, magische Atmosphäre, die dem Bereich des "Feuervogels" zugeordnet ist. Und obwohl die Musik noch ganz trunken ist von der Wucht romantischer Partituren aus dem 19. Jahrhundert, weist der berühmte Höllentanz des Königs Kastscheij mit seinen wilden Repetitionen und den grotesk-stampfenden Synkopen schon auf "Le Sacre du printemps" hin.

Programm:

Robert Schumann:
Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 97 "Rheinische"
Igor Strawinsky:
Psalmensinfonie für gemischten Chor und Orchester
Suite aus "Der Feuervogel" (1919)

Rafael Frühbeck de Burgos | Dirigent
Tschechischer Philharmonischer Chor Brno
Einstudierung Petr Fiala

Karten sind erhältlich in der Ticketcentrale im Kulturpalast am Altmarkt.
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