Der Niebüller DRF-Rettungshubschrauber "Christoph Europa 5" kann künftig in Dänemark noch effizienter eingesetzt werden. Mit der Anbindung der dänischen Rettungsleitstelle Kolding an das Flight-Following-System "Rescue Track" der DRF können nun die dänischen Leitstellenmitarbeiter an ihren Bildschirmen schnell den aktuellen Standort und die Verfügbarkeit von "Christoph Europa 5" sehen.
Die Anbindung bietet vor allem bei Einsätzen von "Christoph Europa 5" im Grenzgebiet zu Dänemark Vorteile. Fliegt er im Rahmen eines Einsatzes beispielsweise das Krankenhaus der Diakonie Flensburg an, kann die Leitstelle Kolding direkt sehen, ob der Hubschrauber für einen Folgeeinsatz in Dänemark verfügbar ist. Wertvolle Zeit wird gespart, da von Flensburg aus beispielsweise Sonderburg oder Odense wesentlich schneller zu erreichen sind, als vom Luftrettungszentrum Niebüll aus. Insbesondere die Versorgung der Inseln Fyn und Aals im Südosten Dänemarks wird verbessert. "Wenn dort beispielsweise ein Verkehrsunfall passiert, kann der Hubschrauber für den Transport der Verletzten in eine Spezialklinik schnell nachgefordert werden. ‚Rescue Track’ erleichtert unseren Disponenten die Arbeit. Die grenzüberschreitende Luftrettung wird weiter optimiert", erläutert Leif Wiuff, Luftambulanzchef des dänischen Rettungsdienstbetreibers Falck, die Vorteile der Anbindung.
Deutschdänisches Simulatortraining
Ein Beweis für die gute deutschdänische Zusammenarbeit in der Luftrettung war auch das Simulatortraining am vergangenen Wochenende in Niebüll. 22 deutsche und dänische Notärzte bzw. Rettungsassistenten aus der Luftrettung und dem bodengebundenen Rettungsdienst trainierten an zwei High-Tech-Puppen Notfallszenarien. Die High-Tech-Simulatoren waren im deutschen und dänischen Rettungswagen an die jeweiligen medizinischen Geräte angeschlossen und konnten zahlreiche klinische Symptome realistisch abbilden. Die realitätsnahen Praxiseinheiten wurden für alle Teilnehmer live übertragen und ermöglichten so in videounterstützten Nachbesprechungen eine konstruktive Betrachtung der Behandlungsstrategien. Ein besonderer Fokus lag dabei auf Teamtraining unter besonderer Berücksichtigung der Prinzipien des CRM (Crisis Resource Management). Besonders wichtig waren hierbei die Absprachen zwischen den Crewmitgliedern vor Einleitung eines nächsten Behandlungsschrittes, wie z.B. einer Intubation. Das Ergebnis aus den Nachbesprechungen war sehr positiv: Auch die sprachlichen Herausforderungen wurden in den deutschdänischen Teams gut gemeistert.
Hintergründe zur deutsch-dänischen Luftrettung Die grenzüberschreitende Luftrettung zwischen Deutschland und Dänemark wurde möglich durch die Stationierung des DRF-Rettungshubschraubers "Christoph Europa 5" in Niebüll im April 2005. "Christoph Europa 5" ist täglich von 7 Uhr morgens bis Sonnenuntergang einsatzbereit. Er wird zu Notfalleinsätzen und für dringende Patiententransporte im nördlichen Schleswig-Holstein und in Süddänemark alarmiert. Dabei handelt es sich um ein durch Interreg III A gefördertes Pilotprojekt der gemeinnützigen Luftrettungsorganisation DRF (Deutsche Rettungsflugwacht e.V.), des dänischen Rettungsdienstbetreibers Falck, des deutschen Landkreises Nordfriesland und der dänischen Region Syddanmark. Interreg III A ist eine Gemeinschaftsinitiative der Europäischen Union zur Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit. Ziel ist die Stärkung des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhalts in der Europäischen Union. Gefördert werden die transnationale und interregionale Zusammenarbeit sowie eine ausgewogene räumliche Entwicklung.
Hintergründe zu "Rescue Track"
Die Hubschrauber, die mit Rescue Track ausgestattet sind, schicken über einen Satellitenverbindung ihre Position und den Einsatzstatus an einen Server der DRF. Von hier aus gehen die Informationen an die angeschlossenen Leitstellen. Mittlerweile verfügen rund 120 Leitstellen in Deutschland über eine Anbindung. Vor dem Hintergrund des Strukturwandels im Rettungsdienstes ist "Rescue Track" von hoher aktueller Bedeutung: die Schließung kleinerer Krankenhäuser, die Bildung spezialisierter Zentren und der zunehmende Notärztemangel stellen die Notfallversorgung vor neue Herausforderungen. Die DRF macht die Luftrettung auf diese Weise effizienter und trägt so ihren Teil dazu bei, Kosten zu senken. So können beispielsweise Leerflüge vermieden werden. Eine bessere Disposition der Hubschrauber hilft zudem, eine schnelle medizinische Versorgung der Bevölkerung auch in abgelegenen Regionen sicherzustellen.