Donnerstag 08. März 2012 um 10.30 Uhr
DRK-Kreisverband Karlsruhe e. V.
Ausbildungszentrum Karlsruhe
Augustenburgstraße 98a
76229 Karlsruhe
Teilnehmer
Prof. Dr. Albert Augustin, Chefarzt der Augenklinik am Städtischen Klinikum Karlsruhe und Kurator der Medizinakademie des DRK Kreisverbandes Karlsruhe
Prof. Dr. Martin Ludwig Hansis, Städt. Klinikum Karlsruhe, Medizinischer Geschäftsführer
Prof. Dr. Dieter Daub, Kurator der Medizinakademie des DRK Kreisverbandes Karlsruhe
Kurt Bickel, Vorsitzender DRK Kreisverband Karlsruhe, Direktorium Medizinakademie des DRK Kreisverbandes Karlsruhe
Jörg Biermann, Kreisgeschäftsführer DRK Kreisverband Karlsruhe, Direktorium Medizinakademie des DRK Kreisverbandes Karlsruhe
II. Presseteilnahme an der OP-Übertragung per Livestream
Montag 12. März 2012 von ca. 08.30 - 12.30 Uhr (der spektakuläre Teil der
Augenklinik Operation ist nicht vor 10.00/10.30 Uhr zu erwarten).
Städtisches Klinikum Karlsruhe
Moltkestraße 90, 76133 Karlsruhe
Die für den 12. März diesen Jahres in der Augenklinik des Städtischen Klinikums Karlsruhe anstehende Implantation einer Netzhautprothese am Auge einer 45-jährigen Patientin kann mit Recht als Einstieg in ein künstliches Sehen bezeichnet werden.
Worin liegt das revolutionäre Neue dieser von Prof. Rizzo/Universitätskrankenhaus Pisa und Augustin/Städt. Klinikum Karlsruhe auszuführenden Operation?
Dazu zunächst die Beantwortung der Frage:
Was ist eine Netzhautprothese? Eine Netzhautprothese (Retinaprothese) ist ein biomedizinisches Implantat, durch das Menschen, die ihr Sehvermögen aufgrund einer degenerativen Retinaerkrankung wie bspw. Retinitis pigmentosa verloren haben, teilweise wiedererlangen können.
Die dem Implantationsverfahren zugrunde liegende Technik ist erst in den letzten Jahren entwickelt worden. Das System besteht aus implantierten und externen Komponenten. Im gesunden Auge wandeln die Fotorezeptoren (Stäbchen und Zapfen) in der Netzhaut (Retina) das Licht in kleinste elektrochemische Impulse um, die über den Sehnerv an das Gehirn gesendet und dort in Bilder umgesetzt werden. Wenn nun diese Fotorezeptoren nicht mehr richtig arbeiten, z. B. aufgrund einer Erkrankung wie der Retinitis pigmentosa, wird der erste Schritt in diesem Prozess unterbrochen und das visuelle System kann das Licht nicht mehr in Bilder umsetzen.
Das Argus-II-System, das bei der Karlsruher Operation angewandt werden wird, umgeht die geschädigten Fotorezeptoren vollständig. Das Sichtfeld wird über eine winzige Videokamera in einer speziellen Brille aufgenommen, die der Patient oder die Patientin trägt.
Diese Aufnahmen werden an einen kleinen, von den Patienten am Gürtel getragenen Computer gesendet, wo sie verarbeitet, in Anweisungen übersetzt und dann über ein Kabel an die Brille zurückgesendet werden. Weiter erfolgt die Übermittlung der Anweisungen drahtlos an eine auf das äußere Auge aufgenähte Antenne, die mit dem Implantat verbunden ist.
Von dort werden die Signale an eine Elektrodenmatrix übertragen, von der kleine elektrische Impulse ausgehen. Diese Impulse umgehen die geschädigten Fotorezeptoren und stimulieren die verbleibenden Retina- und Sehnervenzellen, die die visuelle Information über den Sehnerv an das Gehirn weitergeben und dabei die Wahrnehmung von Lichtmustern erzeugen.
Das ist der Beginn des neuen Sehens.
Der Operation muss zwingend der Besuch einer Sehschule angeschlossen werden, in der das Gehirn lernt, die Signale des Implantats in Sehen umzusetzen. Dafür brauchen die Patienten unterschiedlich lange. Probanden der in den USA durchgeführten medizinischen Studien war es anschließend möglich, bspw. geparkte oder fahrende Fahrzeuge zu erkennen, Bushaltestellen selbst zu finden oder einen Bordstein entlangzugehen. Auch war es ihnen möglich, große Buchstaben zu erkennen und entsprechend zu lesen, dies allerdings sehr langsam (etwa 2-3 Wörter pro Minute).
"Sollte die technische Entwicklung der Halbleitertechnik wie in der Vergangenheit fortschreiten", so Prof. Dr. Augustin, könnte es den Patienten voraussichtlich in etwa zehn Jahren möglich sein, eine akzeptable Lesefähigkeit wiederzuerlangen. Augustin erläutert: "Insbesondere können die in der Zukunft verbesserten Implantate ausgetauscht werden, sodass die heute operierten Patienten von einem zukünftigen technischen Fortschritt nicht ausgeschlossen werden. Auch ist es vorstellbar, dass in nicht allzu ferner Zukunft auch Patienten mit ausgebrannter feuchter altersbedingter Makuladegeneration oder nicht behandelbarer, weit fortgeschrittener trockener altersbedingter Makuladegeneration so behandelt werden können."