Wenn Medikamente alleine bei Hörsturz nicht helfen: Neue Studie belegt Erfolg der HBO-Therapie als Kombinationstherapie
Zunächst werden Ohrgeräusche (Tinnitus), Hörsturz und Knalltrauma mit Medikamentengaben behandelt. Stellt sich keine zufriedenstellende Besserung ein, gibt es mit der Hyperbaren Sauerstofftherapie (HBO) eine mindestens ebenbürtige, weitere Therapie-Option. Dass eine ergänzende Behandlung mit hyperbarem Sauerstoff zusätzlich zur Kortison-Standardtherapie eine sinnvolle Kombinationstherapie ist, belegt eine im September 2018 veröffentlichte Studie. Wie Dr. Tae-Min Rhee vom National Maritime Medical Center in Changwon, Südkorea, und sein Team in dieser Meta-Analyse mit 2.401 Hörsturz-Patienten berichten, regenerierte sich bei 29,4 Prozent der Patienten, welche die Kombination Sauerstoff und die Standard-Kortisontherapie erhielten, ihr Hörvermögen wieder vollständig. Dies war knapp ein Drittel mehr als bei Patienten, die ausschließlich mit der Kortisontherapie behandelt wurden. Besonders bei ausgeprägtem Hörverlust profitierten laut Rhee und Kollegen Patienten von der HBO-Therapie. Zudem erwies sich die Hyperbare Sauerstofftherapie auch in sogenannten „refraktären“, also therapieresistenten Fällen als hilfreich, wenn Hörsturz-Patienten nach zwei bis vier Wochen noch nicht auf eine medikamentöse Behandlung angesprochen hatten.
Sauerstoffüberdruck fördert Gefäßreparatur im Innenohr bei akuten Hörstörungen
Aufgrund des anderen therapeutischen Ansatzes, der Erhöhung des Sauerstoffgehalts im Körper, bietet die HBO eine zusätzliche Chance, die Beschwerden bei Hörsturz mit oder ohne Tinnitus sowie Knalltrauma zu bessern oder zu heilen. Das Wirkprinzip der HBO-Therapie besteht darin, dass durch das Einatmen von Sauerstoff unter Überdruck in einer speziellen Therapie-Druckkammer der Sauerstoffgehalt im Körper deutlich messbar anreichert wird. „Überall dort, wo dem Körper Sauerstoff zu Regeneration oder Heilung fehlt, ist die Druckkammer indiziert“, so Dr. med. Claudia Haizmann. So kommt die HBO auch bei chronischen Wunden, Bestrahlungsspätfolgen, dem Diabetischen Fußsyndrom oder aseptischen Knochennekrosen wie Morbus Ahlbäck oder Knochenmarködemen erfolgreich zum Einsatz.
Die Ärzte in den hyperbarmedizinischen Behandlungszentren in Heidelberg, Freiburg und Karlsruhe beraten Betroffene, inwieweit die Hyperbare Sauerstofftherapie für sie in Frage kommt. Auch sind die Druckkammerzentren beim Kostenübernahmeantrag für die Krankenversicherungen oder die Beihilfe behilflich. Zusammen mit dem behandelnden Arzt erarbeitet der Druckkammer-Arzt ein auf die Beschwerden des Patienten abgestimmtes Behandlungsprogramm. Denn trotz eventuell selbst zu tragenden Kosten sollte man einen Hörsturz oder etwa ein durch Silvester-Böller verursachtes Knalltrauma rasch behandeln, sonst drohen bleibende Hörschäden.