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Zwischen Mobilität und Amputation: Wie dürfen Diabetiker altern?

Beim Diabetischen Fuß können chirurgische Eingriffe durch interdisziplinäre medizinische Zusammenarbeit vermieden werden / Gesundheitspolitische Missstände behindern den Einsatz effektiver Therapien wie der Hyperbaren Sauerstofftherapie (HBO)

(lifePR) (Freiburg, )
Schon eine minimale Verletzung wie eine Schnittwunde beim Fußnägel schneiden oder ein kleines Druckgeschwür kann sich beim Diabetiker zu einer nicht heilenden, chronischen Wunde entwickeln. Siebzig Prozent der in Deutschland durchgeführten Amputationen an Fuß oder Bein sind Folge diabetischer Wunden. Über die Folgen vermeidbarer chirurgischer Eingriffe diskutierten am vergangenen Mittwoch Ärzte unter der Moderation von Professor Dr. med. Willi Born, Hautarzt, im Druckkammerzentrum Freiburg.

*Viele Fuß- und Unterschenkel-Amputationen könnten vermieden werden*

"Ich kann die gegenwärtige Situation, in der vermeidbare Operationen oder Amputationen als Schicksal akzeptiert werden, nicht verstehen. Diabetiker dürfen auf keinen Fall Wunden, die nicht heilen, anstehen lassen, sondern sollen auf eine wirkungsvolle Therapie drängen", so Professor Born. Nur die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Medizinern bei der Behandlung der Volkskrankheit "Diabetes" kann zu einer wirklichen Senkung der erschreckend hohen Amputationsraten bei Diabetikern führen. Dem Einsatz effektiver Therapien zur Heilung chronischer Wunden wie der Hyperbaren Sauerstofftherapie (HBO) stehen allerdings gesundheitspolitische Missstände entgegen.

Die Folgen und die Folgekosten des Verlusts eines Fußes oder eines Unterschenkels sind indes immens: wiederholte Prothesen, lange Wundbehandlungs-Serien, mehrfache Krankenhausaufenthalte auf der einen Seite, sowie der Verlust an Beweglichkeit und Mobilität andererseits reduzierten dramatisch die Lebensqualität. Kein Diabetiker möchte im Rollstuhl altern. Offene Wunden sind ein permanentes Gesundheitsrisiko, verursachen Schmerzen und zermürben so den Lebenswillen des Kranken.

*Gegen die Resignation: Diabetiker brauchen komplexe Therapie-Angebote *

Die Behandlung einer chronischen Wunde erfordert indes eine präzise Koordination aller medizinischen Maßnahmen und der beteiligten Ärzte und Therapeuten im Zusammenspiel mit dem Diabetiker. Basis ist die optimale Blutzuckereinstellung mit Hilfe einer diätetischen, chirurgischen und medikamentösen Behandlung. Wenn beim Diabetiker eine Wunde am Fuß trotz ärztlicher Behandlung dreißig Tage nicht heilt, sollte zusätzlich die HBO erwogen werden. Der leitende Arzt des Druckkammerzentrum, Therapie-Stelle für die HBO in Freiburg, Dr. Hellmuth Sümmerer kann zwar verstehen, dass Diabetiker resignieren. "Wer noch einen Funken Lebenswillen verspürt, sollte versuchen, offene Wunden zur Heilung zu bringen. Gerne beraten wir Patienten, ob die HBO für sie zur Erhaltung des Fußes oder des Beines sinnvoll ist. Eine Behandlung kann durchaus auch ambulant, oder bei komplexen Situationen stationär in unserer Tagesklinik erfolgen", so der Facharzt.

Die rechtzeitige Anwendung der HBO bewirkt eine erhöhte Sauerstoffversorgung und bessere Durchblutung und führt damit zur Heilung chronischer Wunden, wodurch sich eine anbahnende Amputation vermeiden oder begrenzen lässt. Obwohl die HBO bei tiefen Wunden wissenschaftlich gründlich erforscht und belegt ist, sowie schon 2008 vom Gemeinsamen Ausschuss Ärzte und Krankenkassen zumindest bei der stationären Behandlung zur Therapie von gesetzlich Versicherten zugelassen wurde, unterbleibt oft der Einsatz dieser wirkungsvollen Behandlungsmethode. Der Grund: Die Fallpauschalen, die je nach Krankheit und Schwere unterschiedlich hoch den Aufwand des Krankenhauses vergüten, enthalten nicht die Kosten für eine extern beschaffte HBO. Zusätzliche Mittel wurden den Krankenhäusern bis jetzt leider nicht bewilligt.

*Wer trägt die Kosten? *

Private Versicherungen und die Beihilfe übernehmen die Kosten der Hyperbaren Sauerstofftherapie. Die HBO-Therapie wird in wenigen spezialisierten Zentren angeboten, so auch im Druckkammerzentrum Freiburg. Hier wurde im Mai 2009 sogar eine bis dahin bundesweit einmalige Tagesklinik eingerichtet, um den interdisziplinären Erfordernissen zur Behandlung chronischer Wunden insbesondere beim Diabetischen Fuß gerecht zu werden. Fachärzte der HBO, Ernährungsberater, Therapeuten und umfangreiche Services stehen hier zur Verfügung, um gemeinsam mit dem behandelnden Hausarzt oder Diabetologen die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und drohende Amputationen zu vermeiden. "Gleich ob ambulant oder stationär, bevor die Behandlung einsetzt ist eine vorherige Anfrage bei den Kostenträgern durch uns Standard", so Sümmerer. Informationen dazu finden sich im Internet unter www.hbo-freiburg.de <http://www.hbo-freiburg.de/>.

Die Überdruckmedizin ist eine Therapieform mit Zukunft. Sie fördert die Regeneration im menschlichen Körper. Sauerstoff, unter Überdruck eingeatmet, löst sich um ein Mehrfaches. Der hohe Sauerstoff-Partialdruck wirkt positiv auf das Gewebe und auf die Kapillaren und führt so zur Regeneration von Sinnes- oder Knochenzellen und Gewebe. Die HBO-Therapie kann auch dann noch mit Erfolg eingesetzt werden, wenn Standard-Behandlungen unbefriedigend verlaufen sind. Bevorzugte Einsatzgebiete sind Hörsturz, Tinnitus, Schalltrauma, Wundheilungsstörungen, Knochenmarködemsyndrome an Knie, Schulter, Hüfte und Fußwurzel, späte Bestrahlungsfolgen nach Krebsbestrahlung an Kopf, Hals, Blase oder Darm, Fazialisparesen. Die HBO ist eine wertvolle und auch ideale Ergänzungstherapie.
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