Interessant ist das Verhältnis von Inhalt und Oberfläche. In ihren älteren Arbeiten verwendet Marina Schreiber hauptsächlich Lindenholz als Ausgangsmaterial. Doch erkennt man weder Struktur noch Farbe des natürlichen Materials unter einer lackartig aufgetragenen Farbschicht. Farbe und Form dienen dazu auf Vielfalt und Variation zu verweisen, deren Wandel sich jeglicher Kontrolle entzieht, und die Gegenwart nicht als Endpunkt aller Entwicklungen begreift. Der unsichtbare Werkstoff Holz kann in diesem Zusammenhang im geistigen Gedankenspiel als natürliche Grundlage des Wandlungsprozesses funktionieren.
Darüber hinaus wird auch unser im Wandel begriffenes Verhältnis zur Natur angesprochen: Die graduelle Entwicklung Menschen vom Erforscher zum "Schöpfer", und hintergründig klingt die Frage nach der "Natürlichkeit" dieser "Geschöpfe" an.
Vor allem durch die Drahtskulpturen erhält diese Thematik neue Aktualität. Sie scheinen in ihrer Transparenz eine Art Bauplan offenzulegen, der durch seine ornamental anmutende Struktur sowohl die Perfektion der Natur verdeutlicht, wie auch eine Reduktion auf ihre Reproduzierbarkeit andeutet. Marina Schreibers Arbeiten vermitteln eine greifbare Faszination für die Vielfalt und Dialektik von Kunst und Natur. Caroline Linssen M.A.