Zählt man die Ausgaben vor Ort im Urlaubsland dazu, haben sich die Bundesbürger ihre Reisen im vergangenen Jahr 95,6 Milliarden Euro kosten lassen – ein Plus von etwas über 5 Prozent gegenüber 2017. Damit konnte die Reisewirtschaft das zweite Jahr in Folge wieder mit deutlichen Umsatzzuwächsen abschließen. Und – das ist eine weitere positive Botschaft: Sie haben auch mehr bei den Reiseveranstaltern gebucht. Über 2 Milliarden Euro mehr Umsatz verzeichnet die organisierte Reise. Das ist mit 36 Milliarden Euro ein Plus von 7 Prozent.
Die auf eigene Faust organisierten Reisen sind ebenfalls gestiegen, aber mit 3 Prozent weit weniger stark als die Veranstalterreisen. Damit ist der Marktanteil der Pauschalreise auf nunmehr 53 Prozent geklettert. 2018 war damit eindeutig das Jahr der Pauschalreise! Vor allem die gestiegenen Buchungen für die Türkei, Tunesien, Ägypten und Griechenland (in der Reihenfolge der prozentual höchsten Zuwächse) haben der Veranstalterreise Auftrieb gegeben – diese Länder buchen Urlauber fast ausschließlich als klassische Pauschalreise.
Von dieser Stärke der Pauschalreise konnten auch die stationären Reisebüros profitieren, die laut Auswertungen der Marktforscher von GfK ebenfalls 7 Prozent mehr Umsatz erwirtschaftet haben. Die Zahl der Reisebüros bleibt übrigens mit über 11.000 annähernd auf Vorjahresniveau. Bundesweit gibt es 12,4 Reisebürovertriebsstellen pro 100.000 Einwohner. Die höchste Reisebürodichte – Anzahl Reisevertriebsstellen je 100.000 Einwohner – ergibt sich weiterhin in Thüringen und Sachsen, die niedrigste Dichte haben Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein. Die meisten Reisebüros in den Großstädten (über 100.000 Einwohner) sind in Berlin, gefolgt von Hamburg, München, Köln und Düsseldorf zu finden.
Nimmt man zu den stationären Reisebüros noch die Online-Reiseportale mit Schwerpunkt Verkauf von Pauschalreisen dazu, ist der Gesamtumsatz im Reisevertrieb um 10 Prozent gestiegen – online gab es also ein noch stärkeres Wachstum.
Daraus folgt auch der Schluss, dass die Deutschen ihre Reisen inzwischen zunehmend über digitale Medien buchen. Auch die Umsätze über stationäre Reisebüros steigen wie eben berichtet, allerdings verzeichnen die Online-Kanäle deutlich höhere prozentuale Steigerungen. So sind im vergangenen Jahr von den knapp 68 Milliarden Euro Reiseausgaben bereits 43 Prozent über Online-Kanäle gebucht worden. Vor vier Jahren lag dieser Anteil noch bei 35 Prozent.
Betrachtet man nur die organisierte Reise – also die Veranstalterbuchungen in Höhe von 36 Milliarden Euro – zeigt sich, dass über die Hälfte (53 Prozent) der Umsätze über stationäre Reisebüros offline getätigt werden. Der Online-Anteil ist aber auch hier um fast 3 Prozentpunkte auf jetzt 35 Prozent gestiegen. Anders bei den selbst-organisierten Reisen: Hier macht der Online Anteil bereits über die Hälfte aus und wächst auch stärker.
Entscheidend für den Kunden ist aber gar nicht die Frage nach online oder offline gebucht. Wichtiger ist, welche Form der Reise der Kunde wählt. Relevant ist, ob die Kunden bei Leistungsträgern und Produktportalen buchen und damit nur Einzelleistungen ohne Beratung kaufen. Oder ob sie auf das komplette Rundum-Sorglos-Paket der Reiseveranstalter mit An- und Abreise, Unterkunft und Transfers sowie der besseren Absicherung mit einem Krisenmanagement setzen. Und dies noch – wenn er es möchte – verbunden mit einer kompetenten Beratung von Reiseprofis im Reisebüro, die ihn keinen Cent mehr kostet.
Die beliebtesten Auslandreiseziele bei Flugpauschalreisen
Meine Damen und Herren, Deutschland war also auch 2018 in bester Reiselaune. Schauen wir auf die gefragtesten Urlaubsziele der Deutschen, wenn sie eine Flugpauschalreise ins Ausland buchen:
Die Rangfolge ist:
• Spanien
• gefolgt von Griechenland
• und der Türkei.
Hier zeigt sich erneut: Die Bundesbürger lieben das Mittelmeer.
Dabei war das vergangene Jahr besonders geprägt von der kraftvollen Rückkehr der Türkei. Nach den drastischen Einbrüchen 2016 und 2017 nähern wir uns bei der Besucherzahl mit jetzt 4,5 Millionen inzwischen wieder den Höchstwerten von 2015 mit damals 5,6 Millionen.
Auch die nordafrikanischen Länder Ägypten und Tunesien haben bei den Buchungsumsätzen zugelegt – genauso wie Marokko, Bulgarien, Frankreich, Kroatien, Portugal und Italien.
An Nummer 1 der Auslandsziele bleibt aber weiterhin Spanien. Hier lagen die Buchungsumsätze im vergangenen Touristikjahr unverändert auf dem hohen Vorjahresniveau. Für die Sommermonate 2018 gab es allerdings einen niedrigen einstelligen Rückgang.
Die Ziele auf der Fernreisestrecke haben sich unterschiedlich entwickelt. Stärker nachgefragt waren Thailand und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Ziele in Afrika schnitten mit knapp zweistelligem Plus ab. Ein gutes Wachstum konnten auch die Inseln im Indischen Ozean (mit Malediven und Seychellen) für sich verbuchen. Umsatzrückgänge gab es dagegen für die USA (minus 12 Prozent) und für die Karibik (hier vor allem Kuba) im zweistelligen Prozentbereich.
Auch die Kreuzfahrten setzten ihren eindrucksvollen Wachstumskurs der vergangenen Jahre weiter fort. Die genauen Ergebnisse gibt es am Donnerstag auf unserer Pressekonferenz zum Kreuzfahrtmarkt.
2019: Herausforderndes Jahr – wachsender Reismarkt 2019 erwartet
Kommen wir nun zu den Aussichten für dieses Jahr, meine Damen und Herren.
Derzeit und noch bis April läuft die Wintersaison. Schon heute gehen wir von einem Gesamt-Umsatzzuwachs von 4 Prozent für den Winter aus. Unsere kalten Monate sind typischerweise Fernreisezeit. Und die weit entfernten Traumziele entwickeln sich dabei deutlich über diesem Durchschnitt.
Die Sommersaison 2019 muss sich gegen eine sehr, sehr starke und erfolgreiche Vorjahressaison behaupten. 2018 war ein absolutes Frühbucherjahr. Flugpauschalreisen hatten zum Stand Ende Januar 2018 ein überdurchschnittliches Plus von 18 Prozent. Für 2019 liegen die Buchungsumsätze im Reisevertrieb (und damit stationär und online) noch zwei Prozent unter dem überaus erfolgreichen Vorjahr.
Die überaus guten Vorjahreszahlen relativieren natürlich den aktuellen Buchungstand. Noch läuft die Frühbucherphase mit ihren Angeboten und wir rechnen in den nächsten Wochen mit weiter anziehenden Buchungen. Schon heute sind über 40 Prozent des Volumens, das die Deutschen im vergangenen Jahr insgesamt für den Sommerurlaub ausgegeben haben, gebucht. Wir gehen davon aus, dass die Deutschen in diesem Jahr ihre Sommer-Urlaubsplanung etwas später als üblich vornehmen.
Wir erwarten daher zwar ein anspruchsvolles Jahr, rechnen aber mit einer leichten Umsatzsteigerung im unteren einstelligen Prozentbereich. Ich bin mir sicher, die Deutschen bleiben auch 2019 in Reiselaune.
Und wohin zieht es die Deutschen im Sommer, was haben sie bislang gebucht?
Es gibt wenig Überraschungen: Auch dieses Jahr bleibt der Mittelmeerurlaub bei den Auslandsreisen am gefragtesten. Spanien, Griechenland und die Türkei sind die Top-Ziele, die sich allerdings unterschiedlich entwickeln.
Die Türkei wächst prozentual am stärksten– nämlich um 58 Prozent – und gewinnt damit Marktanteile zurück. Das ist ein eindrucksvolles Comeback des gerade bei Familien beliebten Ziels. Ebenfalls gut nachgefragt sind Ägypten, Tunesien, Bulgarien und Kroatien. Auch hier zeigt sich: Es sind die klassischen Pauschalreiseländer, die deutlich wachsen – und damit nimmt auch die Bedeutung der Pauschalreise 2019 weiter zu! Insgesamt weisen die Reiseländer im östlichen Mittelmeer, dazu zählen neben der Türkei und Griechenland auch Ägypten, Bulgarien, Tunesien und Kroatien, zusammengenommen ein Umsatzwachstum in Höhe von neun Prozent auf. Gut ein Drittel aller bisherigen Urlaubsausgaben für Flugpauschalreisen im kommenden Sommer entfallen damit auf die Reiseländer im östlichen Mittelmeer. Spanien insgesamt hat bislang das hohe Vorjahresniveau noch nicht erreicht, Mallorca bleibt jedoch auf Basis von Urlaubsregionen (nicht Ländern) eines der meistgebuchten Sommerreiseziele – und zwar nach Antalya in der Türkei.
Das wichtigste Fernreiseziel in der Reisezeit von Mai bis Oktober sind die USA, die nach einem Rückgang in den vergangenen zwei Jahren nun wieder ein einstelliges prozentuales Wachstum aufweisen. Weiter gefragt bleiben Ziele in Afrika wie etwa Kenia sowie Reisen nach Mittel- und Südamerika – hier besonders Mexiko. In der Karibik ist Kuba wieder stärker nachgefragt.
Soweit, meine Damen und Herren, zu den ersten Trends für das neue Jahr.
Zu dem eben angesprochenen anspruchsvollen Jahr gehört auch das Thema Brexit. Zwar wissen wir noch nicht, ob es zu einem harten oder weichen Brexit kommen wird. Aber ich kann Sie beruhigen: Die EU hat entsprechende Vorkehrungen mit Übergangsregelungen getroffen. Wir gehen also davon aus, dass der Flugverkehr so weiterlaufen wird wie bisher.
Auch für Fluggesellschaften, die wegen britischer Anteilseigner nach dem Brexit nicht mehr mehrheitlich in der Hand von Eigentümern aus der EU sind, wird eine Übergangsfrist eingeräumt, damit sie weiter Flüge in der EU anbieten können. Damit sollte dem Sommerurlaub erst einmal nichts mehr im Wege stehen.
Meine Damen und Herren,
zum Abschluss möchte ich noch kurz auf ein Thema eingehen, dass wir mit Sorge beobachten. Populistische Strömungen und fremdenfeindliche Töne nehmen weltweit zu. Tourismus baut Brücken. Tourismus bedeutet Dialog. Tourismus verbindet Menschen – ganz egal welcher Herkunft, Religion oder Weltanschauung.
Wir, die Reisewirtschaft, sind Dienstleister für ein friedliches Miteinander und der Völkerverständigung. Denn Reisen überwindet Grenzen und fördert Begegnungen, Verständigung und Respekt zwischen Menschen und Kulturen. Deshalb haben wir uns mit dem Deutschen Tourismusverband und weiteren Partnern zusammengetan und kürzlich eine Kampagne ins Leben gerufen. um öffentlich zu zeigen, für was unsere Branche steht – für Weltoffenheit.
So heißt die Kampagne denn auch „JazuWeltoffenheit“. Mit dem entsprechenden Hashtag sind wir auch in den sozialen Medien unterwegs. Mit diesem klaren Bekenntnis der deutschen Reisewirtschaft freue ich mich auf den offenen Dialog auch hier auf der ITB!
Vielen Dank!