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19. Jahreskongress der DSO: Anhaltender Organmangel stellt Transplantationsmedizin weiterhin vor Herausforderungen

Strategien zur optimalen Nutzung der Spenderorgane im Fokus

(lifePR) (Frankfurt am Main / Würzburg, )
Mit verhaltenem Optimismus startete heute der zweitägige Jahreskongress der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Neben den fachlichen Themen, die die Transplantationsmedizin derzeit beschäftigen, wurde auch die aktuelle Entwicklung der Organspendezahlen vorgestellt.

In seinem Videogrußwort zur Kongresseröffnung dankte Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach, MdB, allen Mitarbeitenden auf den Intensivstationen für ihren wichtigen, professionellen und einfühlsamen Einsatz bei der Organspende. Ohne das Engagement der Transplantationsbeauftragten, Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte wäre Transplantationsmedizin in Deutschland nicht möglich. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass Deutschland im internationalen Vergleich nach wie vor ein Schlusslicht bei der Organspende bilde. „Das ist beschämend und für die betroffenen Patientinnen und Patienten ist es lebensbedrohlich“, so der Minister. Daher habe er sich für eine Widerspruchslösung stark gemacht und bedauere das Scheitern der Initiative im Bundestag. Zudem rief er alle beteiligten Akteure auf, sich für einen erfolgreichen Start des Organspende-Registers einzusetzen.

Die Organspendezahlen haben in den vergangenen 10 Monaten den unerwarteten Rückgang in 2022 zwar wieder kompensiert, bewegen sich aber immer noch auf niedrigem Niveau. So gab es von Januar bis Oktober in den rund 1.200 Entnahmekrankenhäusern 788 postmortale Organspenderinnen und Organspender, eine Steigerung von rund 11 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum in 2022. Die Summe der in Deutschland entnommenen Organe, die über die internationale Vermittlungsstelle Eurotransplant allokiert und schließlich in Deutschland oder im Ausland transplantiert werden konnten, lag bis Oktober 2023 bei 2.381 (Vorjahreszeitraum: 2.180). Von Januar bis Oktober 2023 konnten 2.480 Organe aus Deutschland und dem Eurotransplant-Verbund hierzulande transplantiert werden, im Vergleichszeitraum 2022 waren es 2.294.

Der Medizinische Vorstand der DSO, Dr. med. Axel Rahmel, erklärte dazu: „Der Aufwärtstrend, den wir bereits zur Mitte des Jahres sahen, hat sich weiter fortgesetzt. Wir liegen damit aktuell ziemlich genau auf dem Niveau des Jahres 2018. Diese Zahlen sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass gerade in Deutschland immer noch ein eklatanter Mangel an Spenderorganen herrscht. Mit Blick auf die rund 8.500 schwer kranken Patientinnen und Patienten auf den Wartelisten können, dürfen und wollen wir uns mit dem erreichten Niveau nicht abfinden.“ Es komme daher umso mehr darauf an, jede weitere Möglichkeit zu prüfen, um Prozesse zu optimieren. Dazu gehöre es auch, insbesondere technische Neuerungen einzusetzen, um die wenigen zur Verfügung stehenden Organe optimal für die Patientinnen und Patienten auf den Wartelisten zu nutzen. „Die Transplantation stellt für die meisten von ihnen die beste und nicht selten auch die einzig verbleibende Behandlungsoption dar, um zu überleben. Jedes einzelne Organ zählt und kann Menschenleben retten“, so Rahmel.

Von den insgesamt 2.821 gemeldeten potenziellen Organspenden im Zeitraum von Januar bis Oktober 2023 konnte ein Drittel realisiert werden. Rund die Hälfte der nicht erfolgten Spenden scheiterten an einer fehlenden Zustimmung. In lediglich 35 Prozent der Fälle war der mündliche oder schriftliche Wille des Verstorbenen entscheidend. Eine schriftliche Willensbekundung lag nur bei 15 Prozent der möglichen Organspenden vor.

Wege zur Optimierung und Erhöhung der Zahl der zur Verfügung stehenden Spenderorgane

Neue Verfahren im Organspendeprozess ermöglichen mittlerweile zum einen, mehr Spender zu erkennen und zum anderen, die Organqualität und damit letztendlich auch die Empfängersicherheit zu erhöhen.

So unterstützt das Open Source Tool DETECT Transplantationsbeauftragte bei der systematischen Spendererkennung. Denn eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist es, mögliche Organspenderinnen und -spender auf der Intensivstation zu identifizieren. Retrospektive Todesfallanalysen in Entnahmekrankenhäusern mit dem Programm DSO-TransplantCheck haben gezeigt, dass durch rechtzeitiges Erkennen mehr Spenden realisiert werden können. Hier leistet das automatisierte elektronische Screeningtool DETECT auf den Intensivstationen einen wertvollen Beitrag, in dem es mögliche Organspendefälle meldet, die damit frühzeitig im Fokus einer weiteren Bewertung stehen.

Entscheidend für die Empfängerinnen und Empfänger ist insbesondere auch die Qualität der zu transplantierenden Organe, da sie letztlich den Erfolg der Transplantation mitbestimmt. So ist seit Sommer 2023 die Fotodokumentation von zur Transplantation entnommenen abdominellen Organen bundesweit als Standard vorgesehen. Damit sollen zwei Teilprozesse der Organspende verbessert werden: zum einen die Organcharakterisierung, zum anderen die Qualitätssicherung der postmortalen Organentnahme. Die Organentnahmen von Leber, Nieren und Pankreas sowie deren intraoperative Beurteilung erfolgen regional durch Chirurgenteams in den Entnahmekliniken und damit zumeist nicht durch die Chirurgen der akzeptierenden Transplantationszentren, wie es bei Herzen und Lungen der Fall ist. Die standardisierte Fotodokumentation soll den für die Transplantation verantwortlichen Ärztinnen und Ärzten die bestmögliche Entscheidungsgrundlage für die Akzeptanz oder Ablehnung eines Organangebots vermitteln. Ein entsprechendes Pilotprojekt („FoQuex-Studie, Fotodokumentation zur Qualität explantierter Organe“) in der DSO-Region Mitte zeigt vielversprechende Ergebnisse und ist auf dem Weg, bundesweit implementiert zu werden. Gerade auch die medizinische Bewertung der Organe von älteren Spendern ist anspruchsvoll, mittlerweile aber angesichts des steigenden Durchschnittsalters mitentscheidend für die Zahl verfügbarer Spenderorgane, die für eine Transplantation angeboten werden können.

Insbesondere auch der Einsatz der Maschinenperfusion ist eine vielversprechende Option, die Zahl und die Qualität der zu transplantierenden Organe zu steigern. Diese schonende Organkonservierung ermöglicht nicht nur eine Verlängerung der Zeitspanne zwischen Entnahme und Transplantation, sondern auch eine bessere Evaluation und möglicherweise Behandlung der entnommenen Organe vor einer Organübertragung. Damit könnte während der Phase der Perfusion eine Optimierung bzw. Aufbereitung der Spenderorgane stattfinden, sodass deren Qualität maßgeblich gesteigert wird. „Dieses Verfahren kann somit entscheidend zur Verbesserung der Überlebenschancen der Empfängerinnen und Empfänger von Organen beitragen“, betonte Thomas Biet, Kaufmännischer Vorstand der DSO.

Zahlreiche dieser neuen Ansätze und Verfahren entstehen in der direkten Zusammenarbeit und dem Austausch der DSO als Koordinierungsstelle mit ihren engsten Partnern im Organspendeprozess, den Entnahmekrankenhäusern. Im Sinne der Gemeinschaftsaufgabe Organspende hob der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Dr. Gerald Gaß, ebenfalls hervor: „Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, alles dafür zu unternehmen, dass es gelingt, den gesamten Organspendeprozess vertrauensvoll und effizient zu gestalten. Das sind wir den Menschen, die auf ein Spenderorgan warten, schuldig.“

Vom Überleben dank Transplantation zu den World Transplant Games 2025

Mit einer neuen Leber begann vor 21 Jahren ihr zweites Leben: Die Vorstandsvorsitzende von TransDia Sport Deutschland e. V., Gudrun Manuwald-Seemüller, setzt sich seitdem für Organspende und Transplantation ein. „Ohne dieses mir geschenkte Organ, hätte ich meinen Lebenstraum nicht erfüllen können: nämlich mit unserem Sportverein für Transplantierte und Dialysepatienten die World Transplant Games, deren Gründungsmitglied Deutschland ist, 2025 nach Dresden zu holen“, berichtete die mittlerweile 73-Jährige.

Die begeisterte Sportlerin erzielt seit Jahren weltweit Bestleistungen und hat zuletzt im Sommer bei den World Transplant Games in Perth, Australien, einen neuen Altersweltrekord über 50m-Brustschwimmen aufgestellt. Insgesamt gewann das 31köpfige deutsche Team 37 Medaillen, nämlich 13 Gold-, 11 Silber- und 13 Bronzemedaillen. „Die durch Wettkampfteilnahme bei nationalen und internationalen Meisterschaften vermittelte Lebensfreude motiviert immer mehr Transplantierte zu regelmäßiger Bewegung. Organtransplantationen ermöglichen Sport und Sport unterstützt den langfristigen Transplantationserfolg. Hiervon können Transplantierte und Dialysepatienteninnen und -patienten profitieren“, erläuterte Manuwald-Seemüller. Sie ist überzeugt, dass die World Transplant Games, die erstmalig in Deutschland ausgetragen werden, einen wichtigen Beitrag leisten können, um mehr Menschen von der Bedeutung der Organspende zu überzeugen und um die Teilhabe Transplantierter am gesellschaftlichen Leben zu stärken.

Der Jahreskongress der DSO ist in Fachkreisen eine mittlerweile etablierte Fortbildungsveranstaltung und ein beliebtes Forum für den Wissensaustausch innerhalb der Organspende und Transplantationsmedizin. Rund 800 Teilnehmende verfolgen das Kongressprogramm vor Ort in Würzburg oder online per Live-Stream.

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