Zunächst die gute Nachricht: Man kann sich aus dieser Blockade durch positives Denken wieder befreien.
Ausgebremster Einfallsreichtum
Ronald Beghetto lehrt Pädagogische Psychologie an der Universität Connecticut. In der Fachzeitschrift Psychology of Aesthetics, Creativity, and the Arts hat er kürzlich eine Studie zu „Kreativitätskränkung“ („creative mortification“) veröffentlicht. Darunter versteht er, dass man nach einer negativen Bewertung der eigenen Person durch andere sein kreatives Streben aufgibt. Beispiel: Ein Schüler zeichnet gerne, bewirbt sich für ein Studium an einer Kunsthochschule, seine Zeichnungen werden von den Hochschulprofessoren stark kritisiert, woraufhin er Zeichenstift und Pinsel nicht mehr anrührt.
Befragung zur Kreativitätshemmung
Ronald Beghetto interessierte, welche Faktoren zu dieser Kreativitätshemmung führen und wie sie sich überwinden lässt. Dazu befragte er 99 angehende Lehrer in einem Onlinetest. Sie bearbeiteten zwei Szenarien:
Sie versetzten sich in den Schüler, dessen Zeichnungen kritisiert wurden.
Sie dachten über eigene Erfahrungen mit der Kreativitätskränkung nach.
Dann beantworteten sie Fragen dazu. Heraus kam, dass personenbezogene, negative Fähigkeitszuschreibungen die Hemmung verstärkten, während Nachdenken davon befreite.
Blockade
Je stärker das Gefühl der Scham war, desto größer war die erlebte Kreativitätskränkung. Ein personenbezogenes Feedback („Du bist kein guter Künstler“) steigerte die Kränkung, eine nicht personenbezogene Kritik („Deine Zeichnungen sind nicht gut genug“) schwächte sie ab. Die Fähigkeitszuschreibung des schlechten Ergebnisses durch andere („Deine künstlerischen Fähigkeiten sind mangelhaft“) hemmte ebenfalls, während eine Zuschreibung hinsichtlich Anstrengung und Wachstum („Du hast dir nicht genug Mühe gegeben“) die Blockade unterband.
Befreiung
Positive Selbstaffirmationen befreiten von der Kränkung. Folgende Denkweisen konnten den schöpferischen Rückzug abwenden und motivierten die Befragten trotz Kritik:
Mut, seine Gedanken zu äußern („Ich teile immer meine Gedanken mit, auch wenn ich nicht sicher bin, ob sie richtig sind“),
die Lust, zu widerlegen („Ich werde ihnen beweisen, dass sie falsch liegen“) und
die Überzeugung, sich verbessern zu können („Ich weiß, dass ich es besser kann“)
Richtig kritisieren
Die Ergebnisse zeigen auch, wie wichtig richtiges Kritisieren ist: Wird die Kritik einseitig negativ auf die Person gerichtet und lässt sie zudem keinen Spielraum zu, kann sie vernichtend sein. Wird umgekehrt das Feedback auf veränderbare Variablen bezogen, ist die Wirkung nicht so negativ
Jetzt erst recht
Ob in der Schule oder im Beruf, häufig werden kreative Menschen kritisiert und zur vermeintlichen Vernunft angehalten. Das muss nicht zwangsläufig dazu führen, dass Tüfteln, Basteln oder Kombinieren abgewürgt werden. Wer Kritik an seiner schöpferischen Leistung auf Anstrengung zurückführt und „Jetzt erst recht!“ denkt, widersteht den Bedenkenträgern und kann daraus sogar gestärkt hervorgehen.
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