e-motion: Du gehörst zu den Partnerinnen und Partnern im e-motion Franchisesystem, die nicht als Quereinsteiger im e-Bike Bereich, sondern bereits mit einem herkömmlichen Zweiradhandel gestartet sind. Wie hat das alles bei dir angefangen?
Markus: Im Juni 2005 haben wir unser Geschäft eröffnet. Ich war damals 29 Jahre alt. Zunächst habe ich mich auf den Sportbereich fokussiert, auf Rennräder und Mountainbikes. Nach zwei Jahren stellte sich heraus, dass aber auch Trekkingbikes und normale Fahrräder einen großen Teil ausmachen.
Als wir unser 5-jähriges Jubiläum feierten, das war 2010, kamen die ersten e-Bikes hinzu. Es wurde relativ schnell klar, dass das ein großer Markt wird. Und so machten sie nach drei Jahren auch schon etwa 60 Prozent unseres Umsatzes aus. Die Ladenfläche wurde zu klein, um alle Bikes präsentieren zu können, daher überlegten wir, uns vollständig auf e-Bikes zu konzentrieren.
e-motion: Hattest du als Händler von herkömmlichen Fahrrädern Bedenken, dich komplett auf e-Bikes zu spezialisieren?
Markus: Ja, die hatte ich natürlich. Aber wenn man den Markt beobachtet, dann merkt man schnell, was dieser zu bieten hat. Nach dem Umzug hatten wir noch 40 Quadratmeter Fläche für herkömmliche Fahrräder reserviert. Da merkten wir aber schnell, dass das verschenkte Fläche ist, da sie nur etwa 0,5 Prozent des Umsatzes ausmachten. Daraufhin haben wir auch hier e-Bikes platziert.
e-motion: Und wie bist du dann zu e-motion gekommen?
Markus: Da kam dann der Zufall ins Spiel. Als ich mit einem Außendienstler darüber sprach, dass ich überlegte, mich zu spezialisieren, erzählte er von e-motion. Ich kannte den Namen bereits von einem Kunden.
Ich telefonierte mit der Zentrale bei Köln, woraufhin einer der drei Geschäftsführer - Reimar Beer - vorbeikam, meinen Laden anschaute und mir die Vision von e-motion erklärte. Es passte zu uns, aber der Plan war zunächst, beides parallel weiterlaufen zu lassen: Schmidtis Bikeshop und e-motion.
Wir zogen in ein größeres Geschäft um und die Umsatzzahlen entwickelten sich ganz anders als gedacht. Schon nach kurzer Zeit lag unser Fokus klar auf unserer e-motion e-Bike Welt. Damit waren wir damals etwa der 20. Händler bei e-motion und der einzige Händler, der nicht als Quereinsteiger gestartet war. Mich wundert total, dass es nicht mehr Fahrradhändler gibt, die zu e-motion gestoßen sind, denn für uns war es ein großes Glück. Ich war damals ja ein Einzelkämpfer und die Gruppe hat mich viel stärker gemacht. Es gab plötzlich ganz andere Möglichkeiten.
e-motion: Welche neuen Möglichkeiten erschlossen sich für dich durch den Beitritt zur e-motion Gruppe?
Markus: Es gibt einige Vorteile. Das ist vor allem das Marketing. Homepage, Google, SEO, Social Media - alles, was dazugehört, um Reichweite zu erlangen. Als einzelner Händler hätte ich das nicht leisten können. Der ganze Markenauftritt ist ein sehr großer Vorteil. Die e-motion Gruppe ist online sehr präsent und wird schnell gefunden, was dann natürlich Kunden in die Läden zieht.
Aber auch in der Zusammenarbeit mit Herstellern habe ich dadurch einen Vorteil. Durch die Gruppenstärke mit über 95 Standorten bieten sich mir ganz andere Möglichkeiten in der Zusammenarbeit mit den Herstellern als als einzelner Händler.
Besonders gut gefällt mir auch der Austausch mit Kollegen. Durch den Gebietsschutz sind wir Kollegen und keine Konkurrenten. Wir helfen uns gegenseitig in der Gruppe, tauschen uns aus und können auch Bikes untereinander tauschen.
e-motion: e-motion ist ein besonderes Franchisesystem. Der Kern des Geschäfts kann beibehalten und individuell gestaltet werden. In einem gewissen Rahmen bleiben einige Freiheiten.
Markus: Richtig. Natürlich erkennt man bei allen Läden, dass sie zu e-motion gehören – von Innen und von Außen. Aber das ist auch gut so. Trotzdem kann man viele Dinge individuell entscheiden. Der eine findet das besser, der andere dies. Die Vorgaben sind nicht so strikt. Trotzdem gibt es einige wichtige und richtige Regeln wie etwa der Gebietsschutz und die Vorgabe, welche Marken geführt werden dürfen – aber nicht müssen. Man darf sich aussuchen, womit man am jeweiligen Standort gut arbeiten kann. Denn das kann ganz unterschiedlich sein. Zwischen unseren beiden Shops liegen nur zehn Kilometer, trotzdem sind es ganz unterschiedliche Modelle, die dort gut laufen.
e-motion: Der e-Bike Markt hat sich extrem verändert und verändert sich weiter. Was denkst du, wie es in den nächsten Jahren weitergeht?
Markus: Die exorbitante Steigerung der letzten Jahre werden wir so wohl nicht mehr erleben. Ich glaube aber, dass der Markt stabil sein hohes Niveau halten wird. Gerade herrscht eine Kaufzurückhaltung – allerdings nicht nur in Sachen e-Bike, sondern branchenübergreifend. Ich denke, wenn e-Bikes irgendwann unter 20 Kilogramm wiegen und trotzdem die gleiche Reichweite wie heute bieten, wird das noch einmal Bewegung in den Markt bringen.
e-motion: Würdest du kleineren Händlern heute raten, zu e-motion zu kommen und sich auf e-Bikes zu spezialisieren?
Markus: Ja, das würde ich. Obwohl es sicher eine ganz andere Situation ist, als meine, als ich mich selbstständig gemacht habe. Vor 18 Jahren habe ich meinen Shop mit 15.000 Euro Startkapital eröffnet, das ist so heute nicht mehr möglich. Doch wer die benötigten finanziellen Mittel von mindestens 30.000 bis 50.000 Euro Eigenkapital hat, ist bei e-motion auf jeden Fall gut aufgehoben.
e-motion: Danke für das interessante Gespräch, Markus!