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Fünf Jahre Klimaanpassung in der Metropolregion Bremen-Oldenburg

Wissenschaft und Praxis ziehen Bilanz

(lifePR) (Bremen/Oldenburg, )
Starke Einschränkungen im Verkehr, Unterbrechungen von Liefer- und Produktionsketten, gesundheitliche Belastungen der Bevölkerung, überschwemmte Keller und zerstörte Dächer, Veränderung der Vegetationsperioden sowie Missernten durch Orkane, Starkregen, Kälte- oder Hitzeperioden: Der Klimawandel verändert das Leben und Arbeiten in der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten und Extremwetterereignisse aller Art werden nach Aussagen von Klimaexperten künftig zunehmen. Die Akteure des Klimaanpassungsnetzwerks 'nordwest2050' arbeiten seit 2009 daran, die Region auf Klimaveränderungen so vorzubereiten, dass zu erwartende Schäden so gering wie möglich ausfallen. Ziel dabei ist auch, die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und entstehende Chancen für innovative Produkte, Verfahren und Dienstleistungen im Rahmen von Klimaanpassungsmaßnahmen zu nutzen. Wissenschaftliche und praktische Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt 'nordwest2050' werden auf der Abschlusskonferenz am 24./25. Februar 2014 in Bremen präsentiert und mit regionalen sowie internationalen Gästen u.a. aus Südafrika, den USA, der EU, Australien und Asien diskutiert.

'nordwest2050' hat als Verbundprojekt zukunftsorientierte Handlungspfade, Strategien und Innovationsprojekte identifiziert, wobei mit einer Vielzahl an Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis zusammengearbeitet wurde. Dabei bildete das Leitkonzept der Resilienz die wissenschaftliche Klammer. "In diesem Projekt geht es um die Entwicklung von Lösungen zur Klimaanpassung, die sowohl mit den bekannten Störungen fertig werden, als auch auf klimabedingte Überraschungen adäquat reagieren können", stellt Prof. Dr. Arnim von Gleich, Dekan des Fachbereiches Produktionstechnik an der Universität Bremen und wissenschaftlicher Leiter von 'nordwest2050' die Besonderheit des Forschungsverbundes heraus, mit unsicheren Entwicklungen der Zukunft umzugehen.

Zu den Ergebnissen von 'nordwest2050' zählen regionale Klimaszenarien für die beiden Referenzperioden 2036-2065 und 2071-2100 sowie eine Verwundbarkeitsanalyse die aufzeigt, welche Handlungsfelder gefährdet sind und wo es Anpassungsbedarfe gibt. Als besonders verwundbar gelten demnach der Küsten- und Naturschutz; in der Hafenwirtschaft wiesen vor allem die kritischen Verkehrsinfrastrukturen, wie Straßen, Eisenbahnen und Wasserstraßen, eine mittlere bis hohe Verwundbarkeit auf. In der Energiewirtschaft sei die Biomasseerzeugung für die energetische Nutzung bei steigendem Anteil der Erneuerbaren Energien kritisch. Die Wertschöpfungsketten in der Ernährungswirtschaft seien hingegen gering bis mittel verwundbar und im Bereich Politik/Verwaltung ist vor allem die Abstimmung unterschiedlicher Institutionen und Sektoren untereinander verbesserungswürdig

Dass mit dem Klimawandel auch Chancen einhergehen, belegen 15 innerhalb von 'nordwest2050' mit Praxispartnern wie u.a. bremenports, EWE/swb, DEHOGA Weser-Ems und dem GVZ umgesetzte Innovationsprojekte wie bspw. die strategische Klimaanpassung in Gastronomie, Fischindustrie und Fleischhandwerk. Zudem erarbeiteten die Wissenschaftler mit regionalen Akteuren aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zehn sektorale Roadmaps, die mögliche Wege aufweisen, wie eine klimaangepasste und resiliente Metropolregion Bremen-Oldenburg erreicht werden kann. Diese berücksichtigen die Handlungsfelder Tourismus und Nachhaltigkeit, Küstenschutz, Naturraum, Raumplanung, Gesundheit und Demografie, Energiewirtschaft, Ernährungswirtschaft, Hafenwirtschaft und Logistik, Governance sowie Geschlechtergerechtigkeit. Ergänzt wurde die regionale Sicht durch einen intensiven Austausch mit den Partnerregionen Maryland und Durban sowie weiteren Gebieten in Südafrika.

Wie die wirtschaftliche Bedeutung des Klimawandels wächst, zeigen die Erkenntnisse zweier Paneluntersuchungen in 2010 und 2012 aus insgesamt 4.000 Unternehmen im Nordwesten. So stimmten fast 90 Prozent der befragten Unternehmen der Einschätzung zu, dass Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels notwendig sind. Rund ein Drittel der Unternehmen rechne mit Ausfällen bei der Warenauslieferung aufgrund von Witterungsverhältnissen, Ausfällen der EDV oder mangelnder Zulieferung. Prof. Dr. Klaus Fichter von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg und verantwortlich für die Befragung erläutert weiter: "Markant ist zudem, dass 67 Prozent angeben, dass sie keine Informationsquelle kennen, der sie in Sachen Klimawandel vertrauen. Ein Ergebnis, welches mit Kammern, Branchenverbänden und anderen unternehmensnahen Einrichtungen ebenso zu diskutieren ist wie mit den für Klimaanpassungsstrategien zuständigen Behörden."

Bremens Umweltsenator Dr. Joachim Lohse, Mitglied im Projektbegleitkreis von 'nordwest2050', unterstreicht die ökonomischen Chancen, die das Forschungsprojekt erschlossen hat: "Die vom Projekt 'nordwest2050' bearbeiteten Themen werden für die Region und darüber hinaus noch wichtiger werden." Gleichzeitig macht er darauf aufmerksam, dass die Vermeidung von CO2-Emissionen Vorrang behält: "Wir müssen die Anstrengungen zum Klimaschutz deutlich verstärken, damit Klimaanpassung überhaupt machbar und bezahlbar wird." Um Unternehmen für eine Auseinandersetzung mit dem Thema Klimaanpassung zu motivieren, ist der mit insgesamt 30.000 Euro dotierte 'nordwest2050'-Wettbewerb "Fit für den Klimawandel" durchgeführt worden. Die Preisträger in den beiden Kategorien 'Projekt' und 'Idee' kürt Umweltsenator Lohse im Rahmen eines feierlichen Empfangs am 24. Februar im Bremer Rathaus.

Die Ergebnisse von 'nordwest2050' leisten einen erheblichen Beitrag zur Steigerung von Deutschlands Anpassungskompetenz, denn die Metropolregion Bremen-Oldenburg gehört zu den sieben deutschen Regionen, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms "KLIMZUG - Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten" mit insgesamt über 80 Millionen Euro gefördert wurden. "Die Bewältigung der Folgen des Klimawandels ist eine der zentralen Herausforderungen, die in den kommenden Jahren gelöst werden muss", mahnt Prof. Dr. Daniela Jacob in ihrer Rede auf der Abschlusskonferenz von 'nordwest2050'. Sie leitet die Abteilung Klimasysteme im Climate Service Center Hamburg und weiß: "Die Anforderungen an die Akteure sind sehr hoch, vor allem wegen der Spannbreiten der verschiedenen Klimaparameter in den kommenden Dekaden und den regional und sektoral sehr unterschiedlichen Verwundbarkeiten. Es gilt, das bisher schwach ausgeprägte Problembewusstsein zu schärfen und Projektergebnisse auf Kommunen und Regionen in ganz Deutschland anzuwenden."

Der Forschungsverbund 'nordwest2050' setzt sich zusammen aus der Universität Bremen, der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, der Hochschule Bremen, dem Sustainability Center Bremen, dem Gutachterbüro BioConsult Schuchardt & Scholle GbR und dem Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten e.V. sowie diversen Praxispartnern. 2012 wurde 'nordwest2050' als offizielles Projekt der Weltdekade "Bildung für nachhaltige Entwicklung" der Vereinten Nationen ausgezeichnet.

Weitere Informationen zu nordwest2050 unter www.nordwest2050.de | www.youtube.com/nordwest2050

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