„Tiefenkontrolle“ schildert die NVA authentisch, ohne dabei den menschlichen Aspekt zwischen den Soldaten auszublenden. Authentisch sind auch die Orte beschrieben, an denen das Buch spielt: Da ist das im Buch als Buchholz bezeichnete Dabel, eine von vielen NVA-Kasernen im Norden der damaligen DDR, und da ist Schwerin, die Bezirksstadt im Nordwesten des kleinen Landes. Das erstmals 2006/2008 veröffentlichte Buch von Lutz Dettmann ist der erste von fünf aktuellen Deals der Woche der EDITION digital, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 14.10. - Freitag, 21.10.) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Zum aktuellen Deal-Paket gehören gleich drei Titel von Klaus Möckel, die bei aller Unterschiedlichkeit von Thema, Genre und literarischer Zielgruppe zwei grundsätzliche Gemeinsamkeiten haben – sie sind gut geschrieben und jeweils ein Lesevergnügen.
In gewisser Weise spiegelt sich in der erstmals 1980 veröffentlichten fantastischen Erzählung „Die gläserne Stadt“ in dem gleichnamigen Band auch ein Stück DDR-Geschichte, wurde sie doch vom damaligen Leser schnell als Hinweis auf die Brüchigkeit des bestehenden Systems verstanden: Diese Stadt aus Glas existiert nach dem Willen des Autors im Land Xenturion. Dort gibt es Häuser, in denen sich wieder und wieder die Sonnenstrahlen brechen, Bögen, Kuppeln, Flüsse, ganze Gebirge aus Licht schaffen. Die Menschen in dieser Stadt, eine Führungsschicht, sind stolz auf ihr Auserwähltsein und lassen nur den Verstand gelten – und das aus gutem nachvollziehbaren Grund, denn schon die kleinste Gefühlsregung kann Risse an ihren schönen, doch zugleich zerbrechlichen Gebäuden hervorrufen und sie letztlich zum Einsturz bringen.
Aber auch die anderen Texte des Sammelbandes sind mit poetischem Gespür und humoriger Hinterlist geschrieben und haben seit der Zeit ihres Entstehens nichts von ihrer Sprengkraft verloren. Überzeugender Beweis dafür ist nicht nur ihr großer Publikumserfolg, sondern auch ihre Aufnahme in verschiedene literarische Anthologien des In- und Auslandes.
Nicht utopisch, sondern kriminell geht es in dem erstmals 1984 veröffentlichten Kriminalroman „Die Damengang“ zu. Zu einer solchen kriminellen Vereinigung haben sich vier Frauen zusammengefunden, um durch Diebstahl und Hehlerei die eigenen Finanzen aufzubessern. Das Leben, meinen sie, kann angenehm sein, wenn man genügend Geld hat und von den Dingen, die einem gefallen, nicht nur träumen muss. Doch schon bald genügt ihnen die bescheidene Beute nicht mehr, und sie rüsten zum großen Coup. Der eigentlich mit Mordsachen befasste Kielstein muss diesen Fall übernehmen. Und der fühlt sich zunächst unter-, später aber überfordert. Als der Fall in einem Totschlag mündet, hat Kielstein den Ernst der Sache längst begriffen, aber nicht mit den Überraschungen gerechnet, die ihn am Ende erwarten. Seinen Kriminalroman „Die Damengang“ hat Klaus Möckel nach einem tatsächlichen Fall gestaltet, der sich in den achtziger Jahren in Berlin zutrug.
Lustige Geschichten für kleine Leute – so lautet der Untertitel der Sammlung voll prallen Lebens „Der geblümte Hund und andere Tiere“, mit der Möckel 2012 gleichsam einen bunten Strauß phantasievoller und abenteuerlicher Begebenheiten gebunden hatte. Eröffnet wird der Band mit der Titelgeschichte über einen eben geblümten Hund - ein Hund mit Blumen im Fell bewacht ein Puddingfeld. In anderen der lustigen Geschichten legt sich der Sohn des gestiefelten Katers, genau wie sein Vater, mit einem bösen Zauberer an, ein Känguru wünscht sich einen neuen Beutel und wird von einem Betrüger hereingelegt, eine Schildkröte reist in die Stadt, um Reisbrei für ein Fest zu kaufen.
In dem Buch gibt es aber auch eine Reihe von lustigen Gedichten: Da wohnen Mäuse in einem Kanister, Hühner legen Eier in den Fluss, und ein Löwe hat einen Sonnenbrand. Und der Leser bekommt es mit noch anderen Themen zu tun. Eine Hundeelf muss einen Torwart finden, aber nur eine Katze bietet sich an, ein Mann wird vorgestellt, der fünf Daumen an jeder Hand hat, der Große Popanz regiert im Tal der Porinden, wo Berge und Bäume krumm sind, und Kinder unternehmen eine Fahrt zu den Sternen.
Einen ganz anderen Ton schlägt dagegen Karina Brauer in ihrem 2009 veröffentlichten Romandebüt „Du kannst den Wind nicht aufhalten“ an: Das Mädchen Chris ist fassungslos. Thorben, ihre erste große Liebe, wird eine andere heiraten! Als das Mädchen elf Jahre alt war, hatte für die Vollwaise eine traurige Jugend begonnen, und nun, nach dem plötzlichen Tod ihrer geliebten Ömi trifft Chris der Verlust des letzten Ankers in ihrem Leben besonders schwer. Doch dem Mädchen gelingt es, diesen absoluten Tiefpunkt seines Lebens zum Beginn einer neuen Ära für sich selbst zu machen. Und dabei merkt Chris anfangs nicht einmal, dass sie bereits von ihrem zukünftigen Ehemann gefunden wurde. Ohne das Leben zu idealisieren, beschreibt Karina Brauer ebenso unterhaltsam wie optimistisch die Entwicklung einer starken jungen Frau, die trotz mehrfacher Schicksalsschläge nicht verzagt.
Lesen und sich Geschichten ausdenken - das gehört übrigens seit ihrer frühesten Kindheit zum Leben der im Dezember 1961 in Schwerin geborenen Autorin, die mit dem Romanschreiben jedoch erst 2004 begonnen hatte.