Bereits 1980 war H. Schubert auf Vorschlag von Günter Kunert schon einmal zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur nach Klagenfurt eingeladen worden, bei denen der Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen wird. Sie erhielt jedoch in der Zeit der DDR keine Genehmigung zur Ausreise nach Österreich. Begründet wurde die Entscheidung unter anderem damit, dass es keine „deutsche Literatur“ gebe; das Unternehmen „Bachmannpreis“ sei nur dazu da, um dieses Phänomen der deutschen Literatur voranzutreiben. Zudem war Marcel Reich-Ranicki Juryvorsitzender; ihn sah die Stasi als „berüchtigten Antikommunisten“ an.
Helga Schubert wurde 1940 in Berlin-Kreuzberg geboren, wuchs jedoch in Ost-Berlin auf. Sie ist die Tochter einer als Bibliothekarin tätigen Volkswirtin und eines Gerichtsassessors, der 1941 als Soldat im Zweiten Weltkrieg fiel. Im Jahr 1957 legte sie ihre Reifeprüfung ab und arbeitete anschließend ein Jahr lang in einem Berliner Industriebetrieb am Band. Von 1958 bis 1963 absolvierte sie ein Psychologie-Studium an der Humboldt-Universität, das sie als Diplom-Psychologin abschloss, und wirkte danach von 1963 bis 1977 im Hauptberuf und von 1977 bis 1987 nebenberuflich als klinische Psychologin. Seit 1977 ist sie freischaffende Autorin.
Helga Schubert hatte in den Sechzigerjahren mit dem Schreiben begonnen. Sie veröffentlichte in der DDR neben einer Reihe von Kinderbüchern auch Prosatexte, in denen auf stilistisch ungewöhnlich präzise Art Schicksale aus dem DDR-Alltag geschildert werden. Daneben verfasste Helga Schubert Theaterstücke, Hörspiele, Fernsehspiele und Filmszenarien. Nach der Wende wurde sie vor allem durch ihr dokumentarisches Werk Judasfrauen bekannt, das auf der Grundlage von Aktenstudien das Thema „Denunziantinnen im Dritten Reich“ behandelt.
In der Zeit der Wende und friedlichen Revolution in der DDR war sie von Dezember 1989 bis März 1990 parteilose Pressesprecherin des Zentralen Runden Tisches in Ost-Berlin. Helga Schubert gehörte seit 1976 dem Schriftstellerverband der DDR und seit 1987 dem PEN-Zentrum der DDR an. Von 1987 bis 1990 war sie vier Jahre lang Mitglied der Jury des Ingeborg-Bachmann-Preises. Nach der deutschen Wiedervereinigung wechselte sie 1991 zum PEN-Zentrum der Bundesrepublik Deutschland über.