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Ein Pistolenknall im Konzert, keine Liebe für Miriam und ein besonderes Hochzeitsgeschenk – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

(lifePR) (Pinnow, )
Wolfgang Schreyer, der im nächsten Monat 90 Jahre alt wird, schreibt immer spannend und meist mit sehr sorgfältig recherchierten politischen Hintergründen. Das gilt auch für seine beiden unter dem Titel „Die Entführung“ veröffentlichten Erzählungen – der erste der fünf Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de eine Woche lang (Freitag, 13.10. 17 – Freitag, 20.10.17) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Und für das Recht, Politik in literarische Werke einbringen zu dürfen, dafür hat Wolfgang Schreyer einen berühmten französischen Schriftstellerkollegen als Beistand finden können – mit einer starken Formulierung.

Apropos stark. Gibt es überhaupt ein stärkeres Thema als die Liebe? Sie, also die Liebe, kommt auch in zwei anderen der aktuellen Deals vor. So nach Darstellung des Autors in allerdings untypischer Form in den vier Liebesgeschichten von Egon Richter, aber auch in dem Vermeer-Roman von Ingrid Möller. Und der beginnt gleich mit einer Hochzeit. Und für einen der geladenen Gäste ergibt sich daraus eine nicht ganz einfach zu lösende Aufgabe. Und worum geht es in den anderen beiden der insgesamt fünf aktuellen Deals der Woche? Um Schmuggel und den Kampf dagegen und um die Erlebnisse von „Raumlotsen“ weit in der Zukunft. Und wie es sich zeigt, haben die auch weit weg von der Erde höchst irdische Probleme zu lösen …

Die Entführung“ – erstmals 1979 erschienen unter diesem Titel zwei Erzählungen von Wolfgang Schreyer beim Mitteldeutschen Verlag Halle/Saale: Lateinamerika, 1966: Eine Handvoll Studenten, junge Männer und Mädchen aus meist gutbürgerlichem Haus, führt seit Jahren Krieg gegen das Militärregime in Uruguay. Legendäre Guerilleros leiten todesmutig Aktionen der Gruppe, gestützt auf Rat und Tat der kleinen kommunistischen Partei ihres Landes, aber auch notfalls auf eigene Faust handelnd. Eine konfliktreiche Episode der erbitterten Klassenkämpfe in Lateinamerika, wie sie sich auch in Nicaragua zugetragen haben könnte.

Lissabon, Herbst 1975: Die portugiesische Revolution, von den Rechtskräften gebremst, verliert ihren Schwung. Dennoch gibt der Brunnen bauende Ingenieur nicht auf, geht es ihm doch um den Traum seines Lebens: Er will den Bauern im vertrocknenden Alentejo Wasser bringen, doch sie können das nicht bezahlen. Er wird daraufhin von seiner vermögenden Frau verlassen. Die Söhne stehen zu ihm, die Tochter will vermitteln, doch als sein Schwager verbittert aus Angola heimkehrt, ein vitaler Revanchist, geht der Riss durch die ganze Familie.

Hier der Anfang der titelgebenden Erzählung „Die Entführung“, davor aber noch ein hochinteressanter Prolog, der wiederum mit einem spannenden Zitat eines berühmten französischen Schriftstellers beginnt:

„Prolog
Für Mélida Turcios Lima und Mario Tobias
Politik in einem literarischen Werk ist wie ein Pistolenknall mitten in einem Konzert, sie wirkt roh und plump, und doch kann man ihr seine Aufmerksamkeit unmöglich versagen.
Stendhal

Jetzt will ich alles, was passiert ist, aufschreiben, und zwar ohne es zu glätten oder Wesentliches wegzulassen; sonst würde es wertlos. Ich schreibe in meiner Stenografie, die außer mir niemand lesen kann. Der Bursche, den mein Vater mir ans Bett gesetzt hat, damit er mich vor Mördern schützt, nimmt den Text immer mit, wenn er abgelöst wird. Er ist dem Oberst ganz ergeben, ich riskiere also den Verlust der Blätter nicht. Bisher hab ich über die Erfahrungen unseres Kampfes, über meine Haltung zur Partei – in den Meinungsverschiedenheiten der Leitung – Vertrauliches nie zu Papier gebracht. Dazu war keine Zeit, auch schien mir, es könnte schaden. (Aus Furcht, unserer Sache zu schaden, schaden wir unserer Sache.) Aber nun, bis zur Brust in Gips, bleibt mir nichts anderes übrig. Na ja, ihr werdet sehen, wie schön es ist, Theoretiker zu sein! Denken ist Leben, für mich jetzt Medizin; und die Analyse von Niederlagen kann genauso befriedigen wie die von Siegen.

Freude am kritischen Denken, die weckte vor allem Professor Córdova in mir, unser Lehrer für Finanz- und Arbeitsrecht an der Universität San Carlos – obschon ein Liberaler, der sich manchmal abwegig äußert. So sagte er etwa, skurril vom Stoff abschweifend, keine einzige Ideologie sei fähig, die Bewegungsgesetze der Welt ganz zu erklären, stets bliebe da ein bedauerlicher Rest. Selbst wenn man, wie es ihm vorschwebe, fünf Prozent aller gesellschaftlichen Dinge mit Hilfe einer Rassentheorie, 30 Prozent mit der Lehre von Freud und 60 Prozent marxistisch deute, so seien noch immer unbekannte Faktoren am Werk, unerforschte und auch unberechenbare, wie irrationale Leidenschaften oder der historische Zufall! Dies verkündete er uns mit Emphase. Gern hätte Córdova, das gab er schon zu, sich ganz zum Marxismus bekannt. Doch es gelang uns beispielsweise nicht, ihn davon zu überzeugen, dass in unserem Land dereinst die Arbeiterklasse die führende Kraft sein werde. Vorhanden war sie ja, nur viel zu schwach, zu wenig klassenbewusst – das räumten wir ihm ein. Wir sollten, stieß er dann gleich nach, uns doch mal selbst ansehen, wie viel Proletarier seien wir denn? Einer auf zehn bestenfalls! Blanca, unser As in Theorie (wir nannten sie La Importante, die Wichtige) konterte im besten Jargon: „Der Kampf für den Sieg der Arbeiterklasse schließt nicht aus, dass zeitweilig auch andere revolutionär-demokratische Kräfte an der Spitze der Volksbewegung stehen, wie das auf Cuba gewesen ist, und dass es unter den Bedingungen der terroristischen Militärdiktatur eben bewaffneter Kampf sein muss!“ Dann grinste der kleine Hector Córdova sie an, sein Gesicht überzog sich mit hundert Querfältchen, und er fragte: „Wo ist sie denn, eure Volksbewegung? Warum gebt ihr nicht einfach zu, dass ihr an die Macht wollt, und zwar gewaltsam, ohne demokratische Legitimation?“ Auf den Professor komme ich noch zurück. Er hat uns ebenso geschafft wie El Caudillo oder, auf die weinerliche Tour, der jammervolle Don Fernando... Aber von nun an der Reihe nach.

1
Die Sache begann vor gut einem Jahr, im Mai 1965. Natürlich reicht meine Geschichte weiter zurück, doch ich will mich auf diese Aktion beschränken. Damals nämlich, im vorletzten Mai, spürte ich allmählich Veränderungen um mich; anfangs rein instinktiv. Es mehrten sich gewisse Situationen, wie man sie aus Gangsterfilmen kennt. Wenn etwa nachts gelegentlich das Telefon klingelt, wenn sich bei verschwiegenen Wanderungen am Zaun des Botanischen Gartens Silhouetten bewegen und, geht man auf sie zu, zu unglaubwürdigen Posen verliebter Pärchen erstarren, wenn gegenüber deinem Haus ein Typ so tut, als lese er Zeitung oder warte auf den Bus, in den er dann nicht steigt – da begreifst du, dass es Zeit wird, zu verschwinden. Es ging nicht mir allein nur so. „Beim ersten Mal kann's Zufall sein“, hatte Herbert gesagt – so heißt Luis Turcios Lima bei uns; „beim zweiten Mal vielleicht noch Pech. Beim dritten Mal ist es mit Sicherheit der Feind.“ Natürlich hing dieser kaum merkliche Wandel mit bestimmten Entwicklungen inner- und außerhalb des Landes zusammen. Soeben war der Armeeoberst Molina erschossen worden, derselbe Gangster, dem Herbert schon drei Jahre zuvor die Attrappe einer Bombe, an der eine Warnung hing, ins Auto geworfen hatte. Mein Vater, als Waffengefährte, regte sich sehr auf, doch ich wies ihm nach, dass Molina der ranghöchste Verbindungsmann zum nordamerikanischen Geheimdienst gewesen und für etliche Morde verantwortlich war. Dann richtete meine Gruppe in der Zone VI den Polizeichef Napoleon hin, nebst einem früheren Batista-Mann, der diesen Mafioso beraten hatte. Auf der Atlantik-Straße nahm Herbert eine ganze Kompanie gefangen, während die Armee ergebnislos nach ihm die Berge absuchte... Die Armee zeigte sich all dem überhaupt nicht gewachsen, wie mein Vater erbittert feststellte. Außerdem waren die Yankees gerade in Santo Domingo gelandet, um ein „zweites Cuba“ zu verhindern: die freie Welt war in Gefahr.

Gleich ein paar Worte zu meinem Vater. Es fehlt mir da gar nicht an Mitgefühl. Sein Vater wiederum hatte es schon mit vierzig zum General gebracht, vor dem 44er Umsturz, als es bei uns den Rang noch gab. Der General Otto Valdés Frey (meine Urgroßmutter kam aus Deutschland) muss ein bewunderter und gehasster, jedenfalls ein dominanter Mann gewesen sein – das hat es dem Sohn nicht leicht gemacht. Vater ist ja empfindsam, eine künstlerische Natur, eigentlich wollte er malen, wurde aber Militär. Niemand fragte je nach seinen Bildern. Man kam eben nicht auf die Idee, er könne noch etwas anderes im Auge haben als die Karriere. Denn er war stets seriös, höchst korrekt und auch bei starker Gemütsbewegung beherrscht; in seiner Unbeholfenheit manchmal rührend. Kein Denker, eher ein fleißiger Merker mit einem Hang zur Akkuratesse, deutsches Erbgut wohl, in seinen Malutensilien, und nicht nur dort, herrscht mustergültige Ordnung. Heute ist er einer unserer zahlreichen Obristen – es müssen an die hundert sein, immer einer auf sechzig Mann – ohne viel Einfluss. Ein Dutzend von denen hat sich nämlich den Kuchen geteilt, de facto die Generalität. Die nimmt ihn nicht auf, das weiß er bestimmt; er kennt seine Grenzen. Er ist ein weicher, anpassungsfähiger Mensch, der um der Familie willen gern ein Herr geworden wär, ein großer Mann, aber nie herausgefunden hat, wie man das macht; zumal wenn alle drei, vier Jahre das Regime wechselt. Als Stellvertreter des Chefs der Rückwärtigen Dienste versteht er eine Menge von Logistik, hat das ganze Arsenal unter sich, kommt selber aber nicht mal an eine Bazooka heran, weil er bloß am Schreibtisch sitzt, über all den Bestands-, Verlust- und Beschaffungslisten. Ein paar der Granatwerfer, Maschinengewehre und M 3-Karabiner, die ihm als vermisst gemeldet wurden, gehören zu unserer Ausrüstung.

Ich konnte jederzeit auffliegen, im Mai 65, die Gruppe als ganzes gefährden, da blieb mir nur, in den geschlossenen Untergrund zu gehen. Aber ich wollte das nicht schweigend tun, sondern es ihm wenigstens andeuten; mit meiner Schwester verband ihn wenig, im Grunde, als Gesprächspartner, hatte er nur mich. Und wider Erwarten begriff er sofort, ich sah's ihm an, sein Gefühl schien ihm seit langem gesagt zu haben, was ich wirklich trieb, wenn ich vorgab, ein Mädchen auszuführen oder übers Wochenende mit Kommilitonen zu feiern – weit draußen vor der Stadt, wo wir unsere Ausbildung bekommen und dann selber die Neuen ausgebildet hatten. Doch er zog es vor, seine Ahnungen zu verdrängen und mich misszuverstehen.

Was denn, Marc, weg von der Uni – vorm Examen? Bitte, besorg mir einen Pass. Mein Gott, wohin willst du? Ich bleibe in der Stadt, vorläufig. Mach Schluss damit, Junge, gib es auf! Das kann ich nicht, Vater. Was ändert ihr? Du rennst ins Unglück, sie fassen dich! Nein – eben deshalb geh ich ja. Muss das sein? Das hat Folgen, auch für uns. Mehr als Oberst kannst du doch nicht werden. Und Mutter? Das darfst du ihr nicht Antunes ist Zeit für mich... Wenn du uns verlässt, dann komm niemals wieder! Das war sein letzter Satz gewesen, und ich wusste, es war ihm ernst.

Erstmals 1979 konnte man in einem Buch des VEB Hinstorff Verlages Rostock „Vier untypische Liebesgeschichten für Männer“ von Egon Richter lesen. Der Titel des Buches hieß wie die erste Liebesgeschichte „Der Lügner und die Bombe“: Gemeinsam ist diesen vier sehr verschiedenen Geschichten, dass es um die Liebe geht – wie sie kommt und wie sie abhandenkommt. Spannend erzählt Egon Richter von den Konflikten im menschlichen Leben und davon, wie viel man investieren muss, damit die Liebe bleibt. Und wie viel Platz die Liebe im Leben braucht, damit sie nicht kaputtgeht zwischen Alltag und Anstrengungen für die Gesellschaft.

Ein unerhörtes Ereignis passiert, als jemand eine Baugrube für ein Einfamilienhaus ausheben will. Warum ist ein kleiner Junge dabei? Und warum denkt er, dass die Leute ausgerechnet diesem Jungen nicht glauben würden, wenn er Hilfe holen soll, weil jemand mit einem Bagger in einer Baugrube eine Bombe festhält, damit sie nicht explodiert. Und da ist noch die Sache mit Ostafrika.

Der Regisseur, der vorgibt, soviel von der Liebe zu verstehen, scheitert an die Liebe einer Frau, die ihn wirklich geliebt hat. Sie hat es ernst gemeint, viel ernster als er. Und während er denkt, es sei alles in Ordnung, schreibt sie eilig ein paar Zeilen auf den Kopfbogen der offiziellen Hotel-Post … Immer wieder ist das Werk, das wichtiger ist als alles andere. Wichtiger als das Zusammensein mit seiner Frau und mit seinen Kindern. Weiß er eigentlich noch etwas von ihnen? Noch vierzehn Tage, dann soll Schluss sein mit dieser ständigen Überforderung – gegen alle Signale seines Körpers. Da kommt die Havarie.

Dreizehn Flugstunden entfernt liegt das ferne Land, in dem er vieles nicht versteht und sich zugleich an manches in seiner Heimat erinnert fühlt. In dem fernen Land, das ihm sehr fremd vorkommt, trifft er auch eine schöne Unbekannte und wagt einiges, aber ob es Liebe ist?

„Der Lügner und die Bombe“, das sind – wie schon im Untertitel angekündigt – vier untypische Liebesgeschichten für Männer und ein Plädoyer für das richtige Maß zwischen Arbeit, Leben und Liebe und für Ehrlichkeit gegenüber dem anderen. Worin besteht er, der Sinn unseres Lebens? Egon Richter bietet Antworten auf diese Frage an, wie in der zweiten seiner vier Geschichten:

„Die siebente Frau
Über den Augen schmerzte sein Kopf. Immer diese Sauferei vorher, dachte er, aber er wusste, dass er das jedes Mal dachte. Er tat das, was er in solchen Fällen stets tat, er forschte in sich nach dem Bedürfnis, duschen zu gehen. Dieses Bedürfnis stellte sich nicht ein. Das kannte er. Er stieß entschlossen die Decke fort, schwenkte die Beine über den Matratzenrand und setzte die Füße auf den kratzenden Haargarnboden. Einen Moment betrachtete er die von ihm und Miriam verursachte Unordnung, hatte sekundenlang das Gefühl, in einer geradezu idealen Filmkulisse zu sitzen, dann registrierte er wieder den Schmerz über den Augen und stand auf. Er stakste zu den breiten Sesseln hinüber, fingerte aus der Jackentasche eine halbgeleerte Packung Eudorlin, drückte rasch eine Tablette heraus, warf sie sich in den Mund und zerkaute sie. Schmeckt wie Kalk, dachte er. Auch so ein Satz, den er stets in solchen Fällen dachte, er grinste darüber und hatte sich an den Reflex gewöhnt. Er tapste weiter. Mit dem Zeh löschte er die Lampe vor der Schrankwand, goss der kalkigen Tablette ein halbes Glas Juice hinterher, fand irgendwo seine Armbanduhr und stellte fest, dass sein Zug in siebzig Minuten fuhr. Auf Zehenspitzen schlich er in die Duschkabine hinter der Kleinküche, strich sich mit der Hand über Stirn, Bauch und Geschlecht und wusste, dass es ihn Mühe kosten würde, die Duschhähne aufzudrehen.

Dann tat er es. Das Wasser hämmerte auf seinen Körper. Er hätte schreien mögen vor Schmerz. Schließlich empfand er die Frische seiner Haut als köstlich. Er drehte die Hähne zu und frottierte sich mit einem von Miriams herb parfümierten Badetüchern. Er öffnete kein Fenster, er zog keinen Vorhang auf. Er kleidete sich an in der dünnen Dämmerung. Die Schuhe trug er in die schmale Diele. Er nahm den Koffer und stellte ihn neben die Schuhe. In der Küche aß er ein kaltes Ei und eine Scheibe Schinken auf ausgekühltem, pappigem Toast. Dann schlich er zurück in das Zimmer. Er sah Miriam an, die schlafende und nichts ahnende. Dass er nichts spürte, was man als Liebe hätte bezeichnen können, oder wenigstens irgendetwas Unerwartetes, schockierte ihn. Er stakste auf Zehenspitzen in die Diele, schlüpfte in die Schuhe, deren Bänder er niemals öffnete, nahm den Koffer, drehte den Türknauf und schloss die Tür von außen mit so viel Vorsicht, dass er sicher war, Mariam würde das Klicken des Schlosses nicht hören. Einen Augenblick lauschte er noch, dann verließ er das Haus über die vier Betontreppen. Die grauen Rippen der Betonwege, die jeden Wohnblock mit der parallel laufenden Straße verbanden, vermied er und benutzte wie die zu Bushaltestelle und S-Bahn-Station hastenden Früharbeiter die kürzeren Trampelpfade über die streng quadratischen Grünflächen, an deren Rändern Buschrosen den morgendlichen Tau schluckten. Vor der Kaufhalle drängelten die Schlangen der Milch- und Brötchenholer, in den Wohnscheiben öffneten sich die ersten Fenster, und gähnende Leute stießen die Arme in die Morgenluft.

Es war wie jeden Tag. Nur der Koffer in seiner Hand erinnerte ihn an die Endgültigkeit seines Abschieds. Er verließ das Häuserquadrat, umrundete den hellgrauen Glaskasten der Nehru-Schule und erreichte den Flachbau der S-Bahn-Station. Er schob sich in den Doppelstockwagen und ließ sich in der unteren Etage auf die schmale Lederolbank am Treppenaufgang fallen, so dass er sicher war, allein zu bleiben und kein übliches Morgengespräch über die gestrige große Schlappe von Motor Zella-Mehlis anhören oder gar durch verständnisvolles Kopfnicken, - schütteln oder -wiegen mitgestalten zu müssen.

Die Zierkiefern auf den Grünflächen waren ein wenig höher geworden in den zwei Jahren, die er hier gelebt hatte. Gelebt? Im Übrigen entdeckte er kaum etwas an Erinnerung in sich. War es seine Pflicht, sich zu erinnern, weil er Abschied nahm? Schon das Wort: Abschied! Grauenhaft. Wie in einem Groschenheft. Endlich, hätte er am liebsten gesagt, aber zu wem? Er saß allein, und der Koffer klemmte sein Schienbein. Er stieß ihn ein wenig nach vorn und setzte einen Fuß darauf. Endlich, hatte er gesagt, als Miriam vor anderthalb Jahren mit der Wohnungszuweisung auf die Probebühne gerannt kam und ihm um den Hals fiel. Miriam hatte stets gewusst, was sie wollte. Sie hatte die härtesten Proben durchgestanden, die schlaf- und ruhelosen Landabstecher-Touren, die feuchte Kälte eines vier Meter hohen möbelierten Zimmers, das spärliche Gehalt und den kalorienreduzierten Fraß in der Kantine. Sie hatte die AWG-Chefs bezirzt mit Tränen und Lächeln und staunenden Augen und Hüftschwenken und Gratiskarten für überfüllte Operettenvorstellungen, denn sie wollte schneller eine Wohnung als gewöhnlich. Sie wollte immer irgendwas und immer etwas sehr Bestimmtes: die beste Schauspielerin an diesem Haus werden, eine Wohnung haben, einen Mann, „den ich will“. Damals wollte sie ihn, schon bevor sie die Wohnung bekam. Er war sich an diesem Morgen nicht sicher, ob er mit gleicher Inbrunst auch der größte Regisseur jenes Theaters werden wollte, aber dass er Miriam wollte, damals, darüber war er sich noch heute klar. Er hatte nie erfahren, was sie von ihm erwartete und ob es sie überhaupt interessierte, welche Ambitionen er hatte. Im Bett erwartete sie viel, bisweilen Maßloses. Er erinnerte sich, dass sie, zwei Tage nachdem sie gemeinsam hier begonnen hatten, stundenlang in dem knarrenden breiten Bett in Miriams möbliertem Zimmer zugebracht hatten, sehr zur Freude der Studenten im Nebenzimmer, denn Miriam war keineswegs schweigsam in solchen Fällen.

In jener Zeit hatte er sich gesagt, dass er sie liebe und dass daraus mehr werden müsse als nur so ein Bett-Verhältnis. Er hatte in sich nach Anzeichen solcher Liebe gesucht, nach dem Ziehen in der Brust, dem Prickeln in der Herzgegend, aber er hatte nichts dergleichen feststellen können - jedenfalls war er sich an diesem Morgen solcher Gefühle von damals nicht sicher. Als sie später in den frischen Putz der Neubaustadt eingezogen waren und die Türen durch den selbstlosen Einsatz, der Theatertischler sogar lautlos schlossen, stellte er nach drei abendlichen Rundgängen an Miriams energisch ziehendem Arm fest, dass man in dieser Gegend nur saufen und schlafen könne, zu anderem sei sie nicht geeignet. Miriam meinte, das sei vorerst auch genug, ihr Leben spiele sich ohnehin woanders ab, und eine Wohnung sei erst mal eine Wohnung. Er behielt, sicherheitshalber, seine Dachkammer im Intendanzgebäude und zog zu Miriam.

Sie arbeitete voller Verbissenheit an jeder noch so kleinen Rolle, sie diente sich empor, wie er das nannte, sie hatte eine schier unerschöpfliche Energie, nichts warf sie aus der Bahn, sie hatte ein Ziel vor den Augen. Bisweilen empfand er sich als Garnierung. Seine Wege nach oben waren verschlungene Pfade, er liebte es nicht, darüber nachzudenken, er verbot sich Analysen. Er war voller Freundlichkeit und voller Charme – das wusste er, und das gestattete er sich zu wissen, er sagte sich, dass er voller Liebe war, ein Mann der Liebe und der Leidenschaft. Was Letzteres betraf, fand er in Miriam die geradezu ideale Entsprechung. Er war sich sicher, dass er solch Pendant in allen anderen Berufen auch gefunden hätte - irgendetwas war fast mystisch an solcher Übereinstimmung. Mit viel größerer Wucht als vor Miriams Bett packte ihn die schreckhafte Erkenntnis, dass er nichts empfunden hatte, als er Miriam verließ, kein Herzklopfen, keine Furcht, keine Sehnsucht, nichts! Nach zwei Jahren müsste sich doch irgendetwas in ihm rühren. Er horchte wiederum in sich hinein, aber es war nichts da. Die weißen Blocks und die tauigen Grünflächen flogen vorbei, dickleibige Heizungsrohre schlängelten sich unter die Häuserscheiben, gelbe Busse schwankten überladen in Betonkurven, kümmerlicher Baumwuchs strebte einem fahlen Himmel zu. Das war alles, was er registrierte.“

Drei Jahrzehnte nach den untypischen Liebesgeschichten von Egon Richter, brachte der Projekte-Verlag Halle als Band 2 der vierbändigen Science-Fiction-Reihe „Raumlotsen“ von Carlos Rasch dessen Buch „Orbitale Balance“ heraus: Im Verlaufe des abenteuerlichen Geschehens bekommt es der Jungastronaut Jan mit einem geheimnisvollen Mann namens Puppmann zu tun. Verwilderte Roboter, die ihn für ein Gerät halten, das zu reparieren ist, machen ihm in „Hotel für Fabrikate“ zu schaffen. Ferner setzen ihm Raumpiraten zu. Astronauten machen auch Urlaub, natürlich auf Erden. Doch selbst dort bleiben sie nicht von Abenteuern verschont. Als Cora sich auf einer Meeresfarm in der Karibik bräunt, muss sie aus heiterem Himmel eine Invasion von Kraken abwehren.

In „Aktion Meteoritenstopp“ ist der Raketenfriedhof Umfeld für die beiden Handlungsorte Raumfahrtmuseum und dem Raumschiff der Piraten „Stern von Magreb“ als Plätze der Versöhnung eines uralten über 2000 Jahre anhaltenden Völkerstreites. Das geschieht während eines unplanmäßigen Meteorfalls, bei dem zum Erstaunen der Menschheit der legendäre und hochverehrte Altraumfahrer Ben die Fronten wechselt, um Raumpiraten beizustehen, die Gold aus Mondbergwerken zur Erde schmuggeln. Was steckt hinter dieser Fahnenflucht gerade bei Bens letztem Einsatz im Auftrag der Raumflotte vor Ausmusterung ins Rentenalter?

Zunächst einmal aber geht es um einen „Handfesten Streit im Drifter“:

„Die breite Frachtluke des Buggys schwang auf und gewährte einen weiten Ausblick über den Erdball und auf die umliegenden Parkbahnen im Orbit. Jans dick umwulstete undluftgeblähte Gestalt im unförmigen Raumanzug schwebte reglos im Rahmen der Luke, während er dem hurtigen Tanz nah und fern vorübergleitender Flugobjekte auf ihren Park- oder Wechselbahnen zuschaute.

„Träumst du?“, herrschte ihn Stüreplan, der ewig schlecht gelaunte Lademeister der Raumstation NORDLICHT, an. Er hockte auf dem Lenkschemel am primitiven Gestell mit wenigen Kontroll- und Steuereinrichtungen seines Frachtbuggys, wie sie für solche Pendler zwischen den Raumstationen und Mondfähren genügten.

„Ja. Du bist wahrscheinlich nicht zum Träumen imstande!“ Jan drehte sich bei dieser Antwort nicht einmal zu ihm um, weil sowieso nicht zu sehen war, wie Stüreplan sich hinter dem Helmvisier wahrscheinlich über diese Antwort ärgerte. Jan spähte weiter über den schwarzen Abgrund des erdnahen Alls hinweg zum majestätischen Anblick des Erdballs. Sie verständigten sich beide über den Helmfunk. Die zylinderförmige Buggykonstruktion mit seinem Miniaturantrieb vorn und hinten gondelte tagseitig etwa vierhundert Kilometer hoch über die Erde hinweg. Auf dem hellen Hintergrund von Wolkenspiralen wirkte Jans Gestalt im Raumanzug pummelig, ähnlich einer dicklichen Gummipuppe.

Ein verächtliches Schnaufen fauchte im Helmfunk. „Erwartest du, dass ich dich auf den Lenkschemel lasse, du Träumer mit dem neugebackenen A-Patent für Raumlotsen?“, stichelte Stüreplan. „Wenn wir nochmals drei Stunden in Abrufposition warten müssen, wirst du froh sein, wenn ich dich mal ablöse“, sagte Jan. Die Anspielung des Lademeisters auf seine neue Pilotenlizenz überhörte er geflissentlich. „Du schläfst schon jetzt ein. Wenn du nicht angeschnallt wärst, würdest du vor Müdigkeit vom Lenkschemel fallen“, reizte er Stüreplan. Er war auf den Lademeister von NORDLICHT nicht gut zu sprechen, weil der ihm kürzlich durch eine Unachtsamkeit fast den Prüfungsflug zum A-Patent als Raumlotse verpatzt hätte. Stüreplan geriet in Bewegung. Ihm rappelte ein Schimpfwort über die Lippen. Er hatte einen Verweis wegen Beeinträchtigung des Prüfungsfluges einstecken müssen.

Jan war an einem Sicherheitsseil angeklinkt. Es straffte sich, als Stüreplan danach griff und kräftig zog. Seine Skaphanderhand packte Jan und schob ihn zwischen die Sicherungsnetze des kleinen Laderaums, die Fracht umspannten. Dann schloss er die Ladeluke. Die kleine Lastrakete war luftleer und somit auch schallfrei. Andernfalls hätten ihnen beiden von der Wucht des Zuschlagens die Ohren gedröhnt. „Es ist verboten, während des Fluges die Frachtluke zu öffnen“, schnauzte Argo Stüreplan seinen Passagier an. „Hat man dir das nicht beigebracht? Ich habe keine Lust, schon wieder wegen dir Rotzlöffel einen Rüffel zu bekommen.“

Es war nicht Jans Naturell, sich ausdauernd mit jemandem zu zanken, zumal der Lademeister in diesem Fall die Vorschriften auf seiner Seite hatte. Es war richtig: Auch in der Warteposition hatten die Ladeklappen verriegelt zu bleiben. Außerdem war Argo Stüreplan in der Raumflotte bereits als Grobian bekannt. Also schwieg Jan diesmal und entzog sich ohne Widerworte den Fangnetzen. Er hatte Order, mit dem Buggy zum Raumkreuzer BUMERANG überzusetzen und als Vertreter der Raumlotsen einen Testflug mitzumachen. Die BUMERANG schwebte neben der Raumschiffwerft. Die Stunden, die er dazu mit dem Griesgram verbringen musste, ließen sich angesichts der exquisiten Aussicht, an Bord eines nagelneuen, hochmodernen Raumkreuzers zu gelangen und dabei abschließend auch endlich, wie von ihm heiß ersehnt, Mondstaub an den Sohlen zu haben, verschmerzen. ›Wozu sich also einer Banalität wegen an ihm reiben?‹, dachte Jan.

„Ich kann nichts dafür, dass wir so lange warten müssen, ehe du mich wieder abliefern kannst“, sagte er deshalb nur. „Ich auch nicht«, raunzte Stüreplan barsch und schnallte sich mit einer Gemächlichkeit auf dem Lenkschemel an, die nichts mehr von der eben noch gezeigten Fixigkeit ahnen ließ.

„NORDLICHT unterkreuzt uns“, sagte Jan und versuchte, die große radartige Raumstation, etwa fünf Kilometer entfernt, durch ein Bullauge genauer zu erspähen. Vergeblich. „Von der Ladeklappe aus hätte ich sie mir besser ansehen können.“ „Was ist schon an ihr dran? Nur Kriechlinge von der Erde sind von ihrem Anblick wie hypnotisiert“, sagte der Lademeister überheblich und in zynischer Anspielung im Jargon der Raumfahrer auf jeden, der als normaler Sterblicher den luftleeren Raum außerhalb der Atmosphäre noch nicht aus eigener Anschauung erlebt hatte. Er wollte damit andeuten, dass Jan trotz seiner eben erst abgeschlossenen Ausbildung in der Raumflotte mit seiner noch geringen Erfahrung kaum besser dran sei als solche „Kriechlinge“. Argo Stüreplan gehörte zur Stammbesatzung von NORDLICHT und war nur vorübergehend zur Raumschiffwerft für Flüge mit Buggys abgestellt worden, weil NORDLICHT für ein paar Wochen als Umsteigebahnhof im Flugverkehr zwischen Mond und Erde geschlossen worden war. Der Hoteltrakt, ein Ringteil als Aufenthaltsort für An- und Abreisende, wurde modernisiert. Man wechselte dazu einfach einen ganzen Ringausschnitt. Deshalb hatten zur Zeit nur Raummonteure dort etwas zu tun. Der überwiegende Teil der Stammbesatzung war auf Erdurlaub geschickt oder auf andere Raumstationen im Erdumlauf verteilt worden.

So war Jan mit der Order, an Bord der BUMERANG gebracht zu werden, Stüreplan nur zufällig erneut nach seinem rasanten Prüfungsflug zum Pilotenzertifikat begegnet. Der Raumkreuzer würde nach dem Testflug Solarkraftwerke im Erdumlauf bewachen und vor Meteoriten schützen. Etwa zweitausend Tonnen solcher Brocken, von der Größe eines Sandkorns bis zu großen Steinen oder Schlacken, bombardierten täglich die Erde, ohne Schaden anzurichten, denn sie verglühten in der Atmosphäre. Durchschlügen sie aber die großen Solarflächen orbitaler Energiesammler, richteten sie Verheerungen an.

Trotz ihres gespannten Verhältnisses hatte es Stüreplan vorerst toleriert, dass Jan die Ladeluke ihres Buggys entriegelte und aufschwingen ließ, um einen besseren Rundumblick auf Hurtig-Sterne zu bekommen, die unter oder über ihnen vorbeizogen. Vor allem wollte Jan sehen, wie weit die Einfügung eines neuen Hotelsegmentes in den Stationsring von NORDLICHT gediehen war. Jan hatte noch nie Gelegenheit gehabt, ein solches Austauschmanöver als Zaungast aus einer benachbarten Überholbahn zu beobachten und würde voraussichtlich auch nicht so bald wieder eine solche Möglichkeit dazu bekommen. Als frisch ausgebildeter Lotse nahm er das Recht auf Wissbegierde für sich in Anspruch, selbst wenn dazu Vorschriften vernachlässigt wurden. Er traute sich genug Urteilsvermögen zu, um zu wissen, wann er Ermessensspielraum hatte und wann nicht. Jans Pech, ausgerechnet von Stüreplan zur BUMERANG befördert zu werden. Dem Blick aus der Ladeluke war nun Genüge getan nach Stüreplans Ansicht.“

Bereits 1964 war erstmals in der beliebten Erzählerreihe des Deutschen Militärverlages Berlin als Heft 94 der Krimi „Schüsse im Hafen“ von Heiner Rank erschienen: Zollassistent Bertholdi entdeckt in einer dunklen Nebelnacht im Hafengelände einen Mann, der vor ihm in Richtung des norwegischen Schiffs „Ingo“ flieht. Zwei Männer lassen von der Reling dieses Schiffes einen Karton zu einem Boot herab. Als Bertholdi die beiden Männer von der „Ingo“ stellen will, wird er überwältigt. Er kann nur noch die Männer auf dem davoneilenden Boot zum Halten aufrufen und, nachdem sie fliehen, hinterherschießen. Die am nächsten Tag durchgeführte Zollkontrolle auf der „Ingo“ bringt zwar etwas Schmuggelgut zutage, aber keinen Hinweis auf die nächtliche Aktion. Eine akribische Ermittlungsarbeit des DDR-Zolls beginnt. Das erstmals vor nunmehr 53 Jahren erschienene Buch bietet auch dem heutigen Leser noch genügend Spannung und dazu einen kleinen Einblick in die Lebens- und Arbeitswelt in der DDR nach dem Mauerbau. Und so beginnt der Einsatz von Bertholdi:

„1. Kapitel
Zollassistent Bertholdi macht den gewohnten Hafenrundgang. Sein Weg führt ihn die Strandstraße entlang auf das Warnowufer zu. Links ragen die windschiefen, schmalbrüstigen Fachwerkhäuser der Rostocker Altstadt auf, rechts liegt das umzäunte Hafengelände mit Speichern, Kränen und den am Kai vertäuten Frachtern. Bertholdi läuft auf dem schmalen, grasbewachsenen Sandstreifen zwischen Zaun und Gehweg. Oft bleibt er stehen und schaut sich prüfend nach allen Seiten um, doch die Sicht beträgt nur wenige Meter. Dichter schmutziggrauer Nebel liegt über der Warnowniederung. Es ist fast windstill. Die Geräusche klingen wie in Watte verpackt, ihre Entfernung ist nicht abzuschätzen, sie scheinen alle aus nächster Nähe zu kommen. Das heisere Stöhnen einer Schiffssirene draußen auf dem Fluss, der schrille, kurzatmige Pfiff der Rangierlok, das Klirren einer Krankette — alles ist greifbar nahe, dumpf, ohne Widerhall.

Der Zollassistent verhält im Schutz einer Schuppenwand. Am Mast über dem geteerten Dach steht verschwommen der gelbliche Schein einer Lampe. Von dem Ahornbaum auf der anderen Straßenseite löst sich Blatt um Blatt. Um den schwarzen, regennassen Stamm hat sich ein Hof aus dunkelbraunem Laub gebildet, das einen kräftigen herben Geruch ausströmt.

Gar nichts los heute Nacht, denkt Bertholdi, dabei ist das Wetter wie geschaffen für krumme Geschäfte. Ich muss meine Waffe einfetten, wenn ich in die Dienststelle zurückkomme. Die Nässe dringt in alle Ritzen und greift sogar Stahl an. — Da alles ruhig bleibt, will Bertholdi seinen Weg fortsetzen. Er löst sich von der Schuppenwand. Still! War da nicht ein Geräusch? Rasch tritt er zurück. Aus einem engen Altstadtgässchen nähern sich Schritte, frech und unbekümmert. Doch plötzlich bricht das Tappen ab. Eine Minute verstreicht. Bertholdi rührt sich nicht. Sollte er sich getäuscht haben? War es jemand, der in diesen Häusern da drüben wohnt? — Nein, da ist er! Eine gebückte Gestalt, Schiffermütze auf dem Kopf, huscht über die Straße auf den Hafenzaun zu. Mit einem Satz hängt der Mann am Zaun, schwingt sich hinauf.

Bertholdi springt vor. „Halt! Zollkontrolle!“ Der Mann denkt nicht daran, dieser Aufforderung Folge zu leisten. Ehe Bertholdi zugreifen kann, zieht er sein Bein über den Zaun und rennt davon. Bertholdi verliert keine Zeit. Mit einer Flanke setzt auch er über den Hafenzaun. Der andere springt vor ihm über die Gleisanlagen, schlüpft unter einem Portalkran hindurch und verschwindet zwischen gestapelten Öltonnen. Der dichte Nebel erschwert die Verfolgung, und als Bertholdi die Tonnen erreicht, ist der Mann spurlos verschwunden. Doch da ertönt nahe dem Kai, hinter persenningüberdeckten Kisten mit Werkzeugmaschinen, blechernes Scheppern. Der Zollassistent läuft in diese Richtung. „Nicht so hastig, Freundchen“, brummt er, „und immer schön die Augen auf.“

Durch den Nebel dringen die Bordlichter eines Küstenfrachters. Es ist die „Ingo“, ein kleiner norwegischer Dreitausendtonner. Bertholdi kennt das Schiff, es läuft regelmäßig die Route Oslo—Rostock, bringt norwegische Fischkonserven und holt deutsche Werkzeugmaschinen und elektrische Ausrüstungen. Der Mann läuft direkt auf den Frachter zu. Vielleicht glaubt er, er hätte den Verfolger bereits abgeschüttelt. Er eilt die beleuchtete Schiffstreppe hinauf und taucht zwischen den dunklen Aufbauten unter. Es ist ein kleiner, etwas gebeugter Mann, schon nicht mehr jung, wie Bertholdi in diesem kurzen Augenblick feststellen kann. Er folgt ihm, schleicht so leise wie möglich an den Ladeluken vorbei nach Steuerbord, wo es dunkel ist. Irgendwo fällt eine eiserne Tür ins Schloss. Dann ist es wieder still. Nur unten an der Bordwand plätschern die Warnowwellen.

Soll er versuchen, den Kerl auf eigene Faust zu finden, oder gleich zum Kapitän gehen, um den Vorfall zu melden und eine Kontrolle der Mannschaft zu verlangen? Ehe sich Bertholdi entscheiden kann, öffnet sich in seiner Nähe eine Tür. Zwei Männer betreten leise das Deck. Unter ihren dunklen Gummimänteln heben sich hell die Hosenbeine der Schlafanzüge ab. Einer der beiden trägt einen großen Karton unter dem Arm, der zweite schleppt ein zusammengerolltes Seil. Vorsichtig sehen sie sich um. Bertholdi hält den Atem an.

Doch er bleibt unbemerkt: Die beiden Männer treten an die Reling. Sie befestigen das Seil am Karton, der eine schaut auf seine Armbanduhr und nickt seinem Freund zu. Vom Wasser dringt ein leises Geräusch von Riemenschlägen herauf. Dollen quietschen gedämpft, Holz schlägt an Holz — ein Riemen wird eingezogen, dann eine kleines Schurren an der Bordwand: Ein Riemenboot ist am Schiff. Weit über die Reling gebeugt, lassen die beiden Männer den Karton hinunter.

„Jetzt!“, sagt Bertholdi zu sich. Mit zwei schnellen Schritten steht er hinter den Männern und packt einen von ihnen fest am Arm. „Zollkontrolle! Folgen Sie mir zum Kapitän!“ Ein erschreckter Aufschrei. Ein dumpfes Poltern. Die Insassen des Bootes fluchen, einer ruft empört: „Was ist denn los da oben? Seid ihr verrückt geworden?“ Da wird Bertholdi von hinten umklammert. Zwei bärenstarke Arme pressen sich um seinen Oberkörper. Ein dritter Mann, von Bertholdi unbemerkt, ist seinen Kumpanen zu Hilfe gekommen. Der Zollassistent wird gegen die Reling geschleudert und stürzt auf das Deck. Noch im Fallen greift er zur Pistolentasche; doch als er sich aufgerichtet hat, ist er allein. Bertholdi schaut über die Reling.

Undeutlich erkennt er ein Boot, zwei Männer hantieren an den Riemen. Zwischen ihnen liegen Ballen oder Säcke auf den Bodenbrettern. Gerade stoßen sie das Boot ab und wollen sich davonmachen. „Ziehen Sie die Riemen ein! Bleiben Sie am, Schiff! Zollkontrolle!“, ruft Bertholdi hinunter. „Ja, ja“, tönt es geruhsam zurück. „Nur keine Aufregung. Wir kommen schon.“ Doch entgegen dieser Beteuerung entfernt sich das Boot immer weiter von der Schiffswand. „Kommen Sie sofort zurück, oder ich schieße!“ Bertholdi umklammert die Waffe. Noch nie hat er mit scharfer Munition auf einen Menschen schießen müssen. Es ist kein angenehmer Gedanke, dass dieser Notfall jetzt eintreten könnte.

„Die Strömung treibt uns ab, wir kommen schon zurück“, ruft einer aus dem Boot. Doch Bertholdi sieht: Sie helfen mit den Riemen nach, um immer mehr Abstand zu gewinnen. „Letzte Warnung! Kommen Sie heran!“ Die beiden im Boot glauben, sie seien nun weit genug fort, um die Maske fallen lassen zu können. Mit aller Kraft werfen sie sich plötzlich in die Riemen. Das Boot macht eine Wendung und schießt auf den Fluss hinaus.

Bertholdi reißt die Pistole hoch und feuert zweimal. Sekunden später, noch ehe er feststellen kann, ob er getroffen hat, ist das Boot vom Nebel verschluckt. Erbittert starrt er in die Finsternis. Kein Laut mehr. Nur das monotone Klatschen der Wellen. Er schiebt die Waffe in die Ledertasche zurück, hebt die Hülsen auf und macht sich auf die Suche nach dem Kapitän.“

Eine ganz andere Situation und Szenerie erleben wir in dem erstmals 1977 im Prisma-Verlag Zenner und Gürchott Leipzig erschienenen Vermeer-Roman „Das Haus an der Voldersgracht“ von Ingrid Möller: Es besteht kein Zweifel, dass man das Werk eines Künstlers erst dann würdigen kann, wenn man über das erlebende Betrachten hinaus etwas vom Schicksal des Meisters in Erfahrung gebracht hat. Vermeer, der mit seiner Vaterstadt aufs engste verwurzelt war, ließ die provinzielle Enge und Behäbigkeit des Delfter Alltags zum Gegenstand seiner farbkräftigen Gemälde werden, mit denen ihm allgemeingültige künstlerische Aussage gelang. Autorin Ingrid Möller vollzieht den Schaffensprozess schöpferisch und spannend nach.

In dem folgenden Ausschnitt geht es um eine Hochzeit oder besser gesagt um die Vorbereitungen zu einer Hochzeit. Ein Hochzeitsgast sucht ein Hochzeitsgeschenk für die Braut – eine ziemlich komplizierte Angelegenheit, sollte es doch etwas ganz Besonderes sein:

„Fünf Wochen ist es her. Ein Markttag. Unschlüssig darüber, was er als Hochzeitsgeschenk aussuchen sollte, schlenderte Leonard Bramer durch die Straßen. Keinen Stand ließ er unbeachtet, an dem etwas geboten wurde, was das Auge erfreuen kann: Stoffe, Spitzenkragen. Fayencegeschirr, Messingleuchter — aber bei keinem dieser Stücke hatte seine innere Stimme ihm Halt geboten. Was er suchte, war nicht irgendein Geschenk — es sollte etwas Besonderes sein, etwas, was keiner von ihm erwartete, und etwas, das einen höheren Sinn hatte und das er als Höhepunkt einer Festansprache überreichen wollte. Das eben machte die Sache so schwierig! Wäre er ein guter Musikant gewesen, hätte er ein Saiteninstrument nehmen und es nach der Darbietung dem Paar überreichen können. Hinge bei den Vermeers nicht das ganze Haus voller Gemälde, hätte er mit einem eigenen Bild Ehre einlegen können. Aber so?

Bramer zuckte die Achseln und grübelte weiter. Mitten auf der Warmoes-Brücke vor dem Westerschen Silverpant blieb er plötzlich stehen. Schmuck — ja — Schmuck könnte es sein! Und so nahm er Richtung auf die Gasse der Goldkrämer. Zu Sybrant van der Velden wollte er gehen, ihn kannte er seit seiner Kindheit. Der alte Mann hatte viel Unglück gehabt. Mit seiner Ehrlichkeit kam er nicht gegen die jüngeren und wendigen Konkurrenten auf.

„Goedendag Mijnheer Bramer!“ Die Freude des Alten war ehrlich. „Wollt Ihr etwa etwas kaufen?“ „Gewiss, wenn Ihr das Richtige für mich habt.“ „Ein Geschenk für eine Dame“, forschte der Juwelier und begann, mit Samt ausgeschlagene Kästchen hervorzuholen. „Mijnheer van der Velden, Ihr seid doch der letzte, der über Feste und Vorgänge in der Stadt nicht Bescheid wüsste, also ist Euch auch zu Ohren gekommen, dass ich am fünften April Zeuge beim Aufgebot des jungen Vermeer war. Daraus folgt: Ich werde auch zur Hochzeitsfeier eingeladen, und daraus folgt weiter: Ich brauche ein Geschenk. Und nun sagt ruhig, Ihr hättet’s nie erraten!“

Geschmeichelt lächelte der Alte: „Nun ja, in meinem Beruf muss man manchmal das Gras wachsen hören, aber meine Ohren lassen nach.“ „Was habt Ihr also anzubieten?“, drängte Bramer. „Eine gute Sache will gut bedacht sein!“ Sybrant van der Velden verstand sich darauf, auf sanfte Art zurechtzuweisen. „Nehmt — bitte sehr — erst einmal Platz! Und nun beschreibt mir die Braut. Ist sie blond, brünett, dunkel? Nicht jeder Schmuck passt zu jeder Frau — ich frage nicht aus Neugier.“

Bramer musste überlegen. „Ich glaube wohl, sie ist blond — nein eher mittelblond, und hat blaue Augen oder — auf jeden Fall ist sie jung und hübsch, und ich wüsste nicht, was ihr nicht stehen sollte.“ „Hm“, der Alte blieb umständlich. Zu selten kam ein Kunde, mit dem er sich ausführlich unterhalten konnte. „ — vielleicht ein Ring mit Aquamarinen? Sie haben die Farbe der Augen, falls sie wirklich blau sind.“ Bramer drehte den prismatisch geschliffenen Stein hin und her, um das Licht darin spielen zu lassen. Die Klarheit dieses hellen Blaus ließ an Wasser, an Himmel denken. Aber war es nicht dem Bräutigam vorbehalten, einen Ring zu schenken? Er legte ihn auf den Tisch zurück.

Der Juwelier brachte eine Goldspange, eine feine Filigranarbeit. Kunstvoll schlangen sich die Drähte zu Spiralen und Schneckenhauswindungen. „Ist das Eure Arbeit?“, fragte Bramer verwundert. „Dann könnt Ihr dem Herrgott für Eure guten Augen dankbar sein.“ „Zusammen mit der Lupe geht es noch mit meinen Augen. Dieses Stück habe ich allerdings schon vor Jahren angefertigt. Wollte es erst nicht verkaufen. Für meine Tochter aufheben.“ „Ich weiß es zu schätzen, dass Ihr es mir anbietet. Ich bin Euch ein schwieriger Kunde.“ „Schwierige Kunden sind gute Kunden. Sie beweisen Geschmack. Lassen sich nichts aufschwatzen.“ Bramer sah, wie die Hände des Alten zu zittern begannen. Die Angst, dass der Kunde gehen könnte, ohne etwas zu kaufen, stand ihm im Gesicht.

„Man trägt jetzt Perlschnüre im Haar — vielleicht darf es so etwas sein“, schlug der Juwelier vor. Was in aller Welt nennt dieser Mensch denn bloß etwas Besonderes, dachte er insgeheim. Bramer wog die Kette in den Händen. Zuviel Perlen, überlegte er, zu viel Gulden. Aber Perlen, ja, die wären richtig. Ihr Schimmer — es muss eine andere Verwendungsart geben! Ring? Nein! Armband? Nein! Bramer sah sich wieder um, öffnete selbst Schubfächer, kümmerte sich nicht um den Alten. Und da geschah es, dass er dieses Perlohrgehänge entdeckte, das gerade so bewundert wird. Doch der Juwelier war keineswegs bereit, es zu verkaufen. Vielmehr schien er erschrocken darüber, dass Bramer es überhaupt gefunden hatte. Bramer aber gab seinen Entschluss nicht auf: Dieses Schmuckstück wollte er — nichts anderes. Der Juwelier wand sich, es sei eine Sonderanfertigung, die noch nicht abgeholt sei, er dürfe sie nicht verkaufen. Bramer, der gewohnt war zu erreichen, was er sich in den Kopf gesetzt hatte, war erregt aus dem Laden gegangen und hatte den Juwelier seinen Gewissensbissen überlassen. Einen Tag später aber stand van der Velden bei Bramer in der Tür, mit dem Schmuck. „Mijnheer Bramer — verzeiht — ich habe mich entschlossen — Euch das Ohrgehänge zu überlassen“, stammelte er, „es hat vor Jahren ein Marineoffizier in Arbeit gegeben — für seine Braut — ein weit gereister Mann — hat sich nie wieder blicken lassen“, und mit einer Miene, als müsse er sich selbst die Überzeugung aufzwingen, setzte er hinzu: „Vermutlich ist er längst gefallen — gegen die Engländer — da fallen ja viele, sagt man ...“

„Na also!“, rief Bramer aus, „dann ist doch alles in bester Ordnung! Keiner kann von Euch erwarten, dass Ihr jahrelang unabgeholte Bestellungen liegen lasst. Es ist doch Euer Geld, das dann festfriert.“ Darauf wurde der Preis ausgehandelt — kein hoher Preis — und Bramer hatte das Ohrgehänge ...“

Und so kann Mijnheer Bramer doch noch guten Gewissens und mit einem schönen und vor allem besonderen Hochzeitsgeschenk zu der Feierlichkeit gehen und seine Rede an die beiden Brautleute mit einem tollen Effekt beenden. Das Ereignis ist sehr anschaulich und farbig beschrieben – fast wie gemalt.

Und vielleicht könnte man sich beim Lesen dieses Romans das vielleicht bekannteste und populärste Gemälde von Jan Vermeer dazustellen – „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge (niederländisch: Meisje met de parel). Auch wenn man bis heute nicht weiß, wer die dargestellte Schönheit auf dem um 1665 entstandenen, 45 Zentimeter hohen und 40 Zentimeter breiten, mit Öl auf Leinwand gemalten Porträts eigentlich ist. Es könnte ein bezahltes Modell gewesen sein, ein Tronie, oder aber das Bild war eine Auftragsarbeit. Das Porträt ist als Schulterstück ausgeführt, so dass die Schulteransätze zu sehen sind. Das Bild endet also auf der Höhe der Achseln. Das Mädchen trägt eine bräunlich-gelbe Jacke, von der sich der weiße Kragen deutlich absetzt. Zudem bildet die Jacke einen Kontrast zum blauen Turban mit dem gelben herabfallenden Tuch. Er ist ein Zeichen für das in der damaligen Zeit vorhandene Interesse an der morgenländischen Kultur infolge der Türkenkriege. Im 17. Jahrhundert waren Turbane deshalb ein beliebtes und weit verbreitetes Accessoire in Europa. Besonders auffällig ist die Perle am Ohr des Mädchens, die aus der Schattenzone des Halses hervorsticht und im Licht funkelt. Das Mädchen interagiert mit dem Betrachter, indem es ihn direkt anblickt und den Mund leicht geöffnet hält, was in der niederländischen Malerei häufig die Andeutung einer Ansprache des Bildbetrachters darstellt. Der Bildhintergrund ist neutral und sehr dunkel, aber aufgrund seiner Vielfarbigkeit nicht schwarz. Er verstärkt die Helligkeit des Mädchens, insbesondere die seiner Haut. Die Kleidung des Mädchens wurde von Vermeer mit annähernd reinen Farben gemalt.

So oder so gesehen aber kann dieses Bild die Fantasie und das Interesse an Leben und Werk des berühmten Malers aus Delft steigern, der in der Epoche des Goldenen Zeitalters der Niederlande wirkte, in der das Land eine politische, wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit erlebte. Und auch wenn tatsächlich nur wenig über das Leben von Jan Vermeer bekannt ist und nur 37 Bilder gesichert als seine Werke gelten, so lohnt sich die Lektüre des Romans „Das Haus an der Voldersgracht“ – oder sogar erst recht deswegen. Viel Vergnügen bei der Lektüre und beim Bilder-Schauen.

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EDITION digital Pekrul & Sohn GbR

Die vor 23 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben, verlegt aber inzwischen auch zahlreiche gedruckte Bücher - zumeist gleichzeitig als gedruckte und digitale Ausgabe desselben Titels. Zudem bringt sie Handwerks- und Berufszeichen heraus. Insgesamt umfasst das Verlagsangebot derzeit fast 900 Titel (Stand Oktober 2017) von 120 DDR- und anderen Autoren, wie Wolfgang Held, Klaus Möckel, Wolfgang Schreyer und Erik Neutsch sowie den SF-Autoren Carlos Rasch, Heiner Rank, Alexander Kröger und Karsten Kruschel. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.edition-digital.de. Jährlich erscheinen rund 100 E-Books und 15 gedruckte Bücher neu.

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