Den Anfang macht ein schwarzer Jäger aus Sachsen oder genauer gesagt „Der schwarze Jäger aus Sachsen“, wie das erstmals 1983 in der Reihe „Spannend erzählt“ des Verlages Neues Leben Berlin erschiene Buch von Peter Löw heißt. Dieser schwarze Jäger ist anfangs noch gar keiner, sondern will erst einer werden. Die Rede ist von Karl Schilling, zunächst noch sächsischer Infanterist. Napoleonische Söldner hatten seinen Bruder ermordet und Schilling kehrte den mit Frankreich verbündeten Truppen Friedrich Augusts von Sachsen den Rücken, um sich dem Freikorps der Lützower Jäger anzuschließen. Doch die Schwarzen Jäger hatte sich Karl Schilling anders vorgestellt - aber dort gibt es auch seinen Onkel Max Schilling und den blutjungen Feldwebel Wilhelm Lanz, der ihm verstehen hilft, warum der preußische König ein starkes Freikorps fürchtet. Ein geheimer Auftrag führt beide in vom Feind besetztes Gebiet, und durch Zufall erfährt Karl, wer der Feldwebel Lanz wirklich ist ...
Auch für die Hauptfigur in dem Kinderbuch „Ab morgen werd ich Künstler“ von Brigitte Birnbaum geht es nicht so weiter wie bisher, denn die Hauptfigur ist kein Geringerer als Heinrich Zille und der ist nach drei Jahrzehnten zuverlässiger und mühevoller Arbeit als Lithograf entlassen worden. Angeblich sei er „zu alt für die Firma“. Und nun? Was soll denn nun werden? Erschrocken steht Zille auf der Straße. Die Miete muss bezahlt werden, und Brot gibt kein Bäcker umsonst. Hansens Schulgeld ist fällig, die Winterkohlen sind zu kaufen, und dem Zeitungsjungen Emil wollte er endlich richtige Schuhe schenken. Ratlos geht er durch die Straßen.
Aber wenn es vieleicht so aussieht - Heinrich Zille ist noch nicht am Ende. Mit seinen Zeichnungen findet er einen neuen Anfang, und für die Berliner Hinterhauskinder Emil und Paule, Fritz und Otto, für alle, die er malt, wird Zille später der Pinselheinrich sein. Aber bis dahin ist es noch ein weiter und mühevoller Weg.
In den nächsten beiden Büchern geht es um zwei Morde – allerdings mit weitem historischem und regionalgeschichtlichem Abstand. So befasst sich Joachim Lindner in „Mordfall W.“ mit einem spektakulären Verbrechen, dem ein berühmter Gast zum Opfer gefallen war. Dabei weiß man anfangs gar nicht, wer er eigentlich war, der Gast, der am 8. Juni 1768 in Triest ermordet wurde. Er hatte alles versucht, sein Inkognito zu wahren. Doch dann wird in seinem Koffer auch sein Pass gefunden: Johann Joachim Winckelmann. Präfekt der Altertümer Roms – eine europäische Berühmtheit. Die Ermittlungen laufen an. Was aber war das Motiv?
Joachim Lindner konnte für sein spannendes Buch über den historischen Kriminalfall vor inzwischen fast 250 Jahren die amtlichen Dokumente nutzen, die lange als verschollen galten und erst sehr spät dort wiederentdeckt worden waren, wo man sie am ehesten hatte vermuten können: „Nachdem die Mordakte jahrzehntelang unbeachtet in den Archiven gelegen hatte, war sie von einem italienischen Gelehrten ausgeliehen worden, der sie für eine Publikation benutzte. Seitdem galt sie als verloren, bis ein anderer italienischer Gelehrter endlich, im Jahre 1964, den klugen Einfall hatte, an Ort und Stelle in der Stadtbibliothek von Triest nachzusehen. Und er entdeckte den Lederband unversehrt an dem Platz, wo er hingehörte, ein wenig verstaubt zwar, aber auf dem Rücken stand noch deutlich zu lesen: Kriminalfall gegen Francesco Arcangeli wegen Mordes.“ Diese Dokumente erlauben es Joachim Lindner, die Untersuchungen im Mordfall W. authentisch nachzuvollziehen und in seiner Erzählung die Fragen der damaligen Kriminalisten wie auch die Aussagen des Mörders und von Zeugen zu verwenden. Die Handlung setzt ein am Morgen des 8. Juni 1768, als Winckelmann, obschon schwer verletzt, sogar noch kurze Zeit zu leben hatte …
Ein ganz anderer, brutaler Mord passiert in einer Sommernacht in der Küche der etwas zwielichtigen Weimarer „Distel Bar“. Der Mörder hatte wie besessen auf die Mitbesitzerin Hilde Reichelt eingestochen. Gehen die Männer der K um Hauptmann Seibt anfangs von einer Beziehungstat aus, müssen sie schnell erkennen, dass sie es mit einem Psychopathen zu tun haben. Und schlimmer noch: Der zu Brutalität und Grausamkeit neigende Täter könnte jederzeit wieder zuschlagen!
Dieser Kriminalroman von Wolfgang Held beruht auf einem wahren Kriminalfall aus dem Jahr 1964. Der 25-jährige Viehpfleger Lothar W. hatte damals einer 53-jährigen Küchenhilfe, die ihn bei einem Einbruch in der Weimarer „Distel-Bar“ überraschte, die Kehle durchgeschnitten – mit einem Hirschfänger. Das Buch war erstmals 1968 unter dem Titel „Der letzte Gast“ erschienen und wurde 2011 vom Verlag Kirchschlager unter dem Titel „Mord in der Distel-Bar“ neu aufgelegt.
Zum aktuellen Wochen-Angebot stark preisreduzierter E-Books der EDITION gehören außerdem noch drei Titel von Klaus Möckel, sehr unterschiedliche drei Titel. Der erste davon (ent)führt uns nach Frankreich und zu einem höchst pikantem Thema – zu den „Gespielinnen des Königs“: Insgesamt zwölf schöne Frauen sind es, die uns der Autor in seinem farbigen Roman vorstellt. Die Rede ist von den berühmtesten jener Frauen, die das Herz der französischen Herrscher eroberten – von Agnès Sorel bis Jeanne du Barry, und natürlich ist auch Madame Pompadour dabei, die wahrscheinlich berühmteste aller Mätressen. Und man kann es sich sehr gut vorstellen, wie diese Frauen alle ihre weiblichen Reize ausspielen, wie sie es verstehen, mit Schönheit, Charme und Eleganz die jeweiligen Könige für sich zu gewinnen und wie sie mit ihm sein weiches Lager teilen und ihre entscheidenden Siege im königlichen Bett erringen. Fast wie im Film kann man sich beim Lesen dieses mit viel Kenntnis, Fantasie und Liebe zum Detail geschriebenen Romans diese intimen Szenen ebenso vorstellen wie die glanzvollen Empfänge, bei denen die Damen (fast) alle zeigen konnten, was sie hatten – nicht selten mehr als die höfische Etikette erlaubte.
Aber in seinen farbigen Prosa-Porträts belässt es Möckel nicht nur bei diesen äußerlichen Reizen, sondern der Autor zeigt, dass die Mätressen viel mehr zu bieten hatten als ihre körperliche Schönheit und natürliche Eleganz. Um auf diesem nicht selten gefährlichen Weg nach ganz oben erfolgreich zu sein, brauchten die „Gespielinnen des Königs“ auch Bildung, Verstand und Witz. Schließlich wollten sie mitreden in Mode, Kunst und nicht selten auch in der Politik. Gerade letzteres allerdings brachte ihnen auch viele Neider und Feinde ein. Klaus Möckel zeigt auch, wie viel Intelligenz und Wachsamkeit es brauchte, um sich im allgegenwärtigen Intrigenspiel bei Hofe zu behaupten – schließlich waren sie nicht die rechtmäßigen Frauen der Könige, sondern nur deren Gespielinnen – und stets vom Absturz von diesem Thron bedroht. Klaus Möckel ist mit diesem wunderbar zu lesendem Buch ein prächtiges Sittengemälde Frankreichs zwischen Jeanne d'Arc und der Großen Französischen Revolution gelungen. Und ein schönes Lesevergnügen dazu.
In seinem zweiten Buch "Steffis Party / Fahrtwind" lässt uns der Autor am Leben von Steffi teilhaben, das keineswegs immer lustig ist. Seitdem ihr Vater arbeitslos geworden und zu Hause ausgezogen ist, hat sich ihr Leben verändert. Ständig gibt es Streit mit der Mutter. Das Mädchen ist froh, dass sie wenigstens ihre Clique hat, auch wenn sie dort mit zwölf die Jüngste ist. Eines Nachmittags soll eine Party gefeiert werden, und Steffi kennt einen Bungalow, in den man einsteigen kann. Als die Feier jedoch außer Kontrolle gerät, das Häuschen verwüstet und eine Kasse geplündert wird, lehnt sie sich gegen die Gruppe auf. Dadurch gerät sie in höchste Gefahr.
Die Erzählung „Fahrtwind", etwa für die gleiche Altersgruppe geschrieben, erzählt von Heike, einer Dreizehnjährigen, die mit ihren Freunden ein außerordentlich gefährliches Hobby pflegt, das S-Bahn-Surfen. Vor allem um Thomas zu imponieren, in den sie verliebt ist, schließt sie mit einem sensationslüsternen Reporter eine Wette ab. Für etwas Geld will sie während der Fahrt aufs Wagendach klettern. Das Experiment scheint zu glücken, doch dann geschieht etwas Unerwartetes ...
Bleibt noch der dritte und heute letzte Titel von Klaus Möckel, in dem es um „Die nackende Ursula“ geht: Gibt es sie noch, die Gespenster, die Klaus Möckel vor Jahren in seinen satirischen Gedichten und Sprüchen aufleben ließ, die Vampire, die vom Bildschirm flattern, die Hexen, die dir den Besenstiel ins Kreuz rammen, die Poltergeister auf den Fußballplätzen, die gute Fee Frau Pille? Aber ja, daran kann überhaupt kein Zweifel sein, und wer wollte widersprechen, wenn in dem Büchlein zum Beispiel der Teufel sagt: „Das wird zum Problem für die Hölle. Die Sünder auf Erden werden nicht weniger, aber die Kohlen werden knapp."
Die Zeiten ändern sich, die bösen oder freundlichen Geister bleiben, auch wenn einige Spezies inzwischen verschwunden und dafür vielleicht andere an ihre Stelle getreten sind. Auf jeden Fall aber darf man nach wie vor erschauern, wenn man ihnen begegnet. Und genauso darf man über die Einsichten erstaunt sein, die sich ergeben, wenn man die Dinge auf den Kopf stellt, wie es der Autor in seinem zweiten Teil tut. Was würde passieren, wenn der Hering den Hai vermöbelt, die Maus die Katze frisst, zwei Kinder sich scheiden lassen, die Frau dem Mann ein Baby macht oder jemand mit einem großen Hebel die Erde aus dem Gleichgewicht brächte? Fragen, auf die Möckel Narrenweisheiten zur Antwort bereithält und Ratschläge wie: „Treib auch im Herbst ein wenig Sünde" oder „Mit 'nem bisschen guten Willen geht's schon“.
Und so gesehen, hätten sich die Hauptfiguren doch einfach mal treffen und zum Thema „Wie schreibt man gute Bücher?“ plaudern können. Gute Beispiele hätten sie vorweisen können …