Die langjährige, immer intensiver werdende Arbeitsfreundschaft der beiden Künstler begann in den 1970-er Jahren mit der „Faust“-Ausstellung von Armin Münch im Heinrich-Mann-Klub des Kulturbundes in der Hansestadt, die Michael Baade mit seinem Vortrag „Faust-Illustrationen von der Vergangenheit bis zur Gegenwart, von Goethe bis Armin Münch“ eröffnet hatte. Kurze Zeit später, am 3. März 1978, erhielt Baade eine erste Postkarte von Münch, der noch viele weitere folgen sollten, mit Faust und Mephisto. Die letzte derartige künstlerisch gestaltete Nachricht ebenfalls mit Faust und Mephisto stammt vom ersten Advent 2012. Über ihre Gemeinsamkeiten schreibt Michael Baade: „Unser Engagement für gesellschaftliche Prozesse verbindet uns in der Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit und zentralen Fragen der Menschheit.“ Ein Höhepunkt in ihrer 40-jährigen Freundschaft war 2005 die Buchpublikation „Sturmkinder … auf Hiddensee und anderen Inseln“ mit poetischen Impressionen von Michael Baade und Grafiken von Armin Münch. Diese war zum 75.Geburtstag von Münch erschienen. „Und das Licht der Glocken tanzt auf den schaumigen Kronen“ ist als gedruckte Ausgabe wie auch als E-Book unter edition-digital.de sowie im stationären und Online-Buchhandel zu haben.
Der Autor und Herausgeber Michael Baade ist Spross einer berühmten Rostocker Kaufmannsfamilie und wurde am 10. Februar 1944 dort geboren. Nach der Schule studierte er an den Instituten für Lehrerbildung in Putbus und Neukloster und an der Pädagogischen Hochschule in Güstrow. Nach dem Studium, das er mit einer Diplomarbeit zur „Faust“-Rezeption an Theatern abschloss, war er als Diplomlehrer und in der Bezirksfilmdirektion Rostock tätig. Baade ist Mitglied des Verbandes deutscher Schriftsteller und der Internationalen Goethe-Gesellschaft in Weimar e.V. Weitere seiner Bücher mit Grafiken von Armin Münch sind die poetischen Notate „Dornbuschinsel“, „Die Taubenäugigen“ und „Hiddensee. Eine Liebeserklärung“.
Michael Baade: „Und das Licht der Glocken tanzt auf den schaumigen Kronen“. Armin München und Michael Baade im Dialog
ISBN: 978-3-96521-248-0 (Buch), 978-3-96521-246-6 (E-Book)
52 Seiten, 10,00 €
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Rezension von Dr. Peter Schütt zur kostenfreien Veröffentlichung
Armin Münch, der von 1930 bis 2013 lebte, war einer der erfolgreichsten und bekanntesten Grafiker und Zeichner der DDR. Er hat die längste Zeit seines Lebens in Rostock und Greifswald gewohnt und an den dortigen Universitäten gelehrt. Sein Kunstschaffen ist eng mit Land und Leuten an der Ostseeküste und in Mecklenburg verbunden. Maritime Motive wie die Fischer von Kap Arkona, Werften, Seeleute, Galionsfiguren oder Störtebeker machten ihn weit über seine Wahlheimat hinaus populär. Der Rostocker Schriftsteller Michael Baade war mit Armin Münch über Jahrzehnte eng befreundet. Beide waren bei der Gestaltung ihrer Buchveröffentlichungen ein regelrechtes Zweigespann. Jetzt hat Michael Baade rechtzeitig zum 90. Geburtstag seines Künstlerfreundes am 1. Mai 2020 in der EDITION digital ein Buch der Freundschaft herausgegeben, das Münch von einer ganz anderen, sehr persönlichen Seite zeigt. Grundlage seiner berührenden, zuweilen fast intim anmutenden Veröffentlichung sind Postkarten, Briefe, Skizzen, Notate und Widmungen, die der Dichter zwischen 1978 und 2012 von seinem “Busenfreund“ erhalten hat. Diese Bezeichnung ist sicher nicht wörtlich zu verstehen. Die busenförmigen, betont weiblichen Rundungen werden von Arnim Münch eher selbstironisch und augenzwinkernd verwandt, denn der Künstler ließ in seiner privaten, nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Korrespondenz seinen erotischen Phantasien bisweilen freien Lauf. Diese nicht immer ernst gemeinte Note gibt Baades Erinnerungsbuch seinen besonderen Reiz und macht die Lektüre zum puren Vergnügen. Aber es gibt noch eine andere Vorliebe, die Dichter und Grafiker miteinander verbindet. Das ist kein geringerer als Goethe höchstpersönlich. Goethes Walpurgisnacht, der Faust, Mephisto und Ulrike, Goethes letzte Liebe, tauchen in Münchs Künstlerpostkarten immer wieder auf. Münch und Baade verstehen sich beide als Goetheaner. Sie sind einander nah und freundschaftlich verbunden - im Menschlich-Allzumenschlichen ebenso wie in ihrem Hang zum Ewig-Weiblichen im Sinne des Meisters aus Weimar.
PETER SCHÜTT