Die Handlung setzt an einem Sommertag des Jahres 2005 ein, als die meist nur kurz Hanna genannte Erzählerin Johanna in ihre Oberschulstadt Prenzlau reist, um dort aus einem alten Romankapitel zu lesen. Während dieser Sommerreise reflektiert Hanna eine gescheiterte große Utopie in einem kleinen Land. Diese Utopie ist mit dem Ort Grünwalde verbunden, in dem Hanna einst als ebenso junge wie begeisterte Lehrerin an dem Versuch mitwirkte, ein anderes Leben zu leben und an einer Art Eliteschule für Bevorzugte die Zukunft zu proben. Doch dieser Versuch geht schief. Hanna muss sich ihrer eigenen Verantwortung, ihrem Glück und ihrer Schuld stellen. Sie unterbricht ihre Sommerreise nach Prenzlau für den überfälligen Abstecher nach Grünwalde. Sie hatte diesen Ort anfangs wie eine Insel empfunden, wo die Bäume doch noch in den Himmel wuchsen. „Aus Jahr und Tag“ ist zugleich ein Text über das Existenzielle des Schreibens: „Sie würde nichts vom Schreiben abhalten, denn es hielt ihr Leben zusammen: Zwei Stunden vor dem Alltag, wenn sich der Sonnenaufgang rötlich an den Kiefernstämmen widerspiegelte und Nebel über dem kleinen See vor dem Haus aufstieg und die Kinder noch schliefen, gehörten ihr.“
Lonny Neumann wurde am 27. Juni 1934 in Prenzlau geboren, wuchs aber in der uckermärkischen Kleinstadt Strasburg bei den Großeltern in kleinen Verhältnissen auf. Nach der Schule wollte sie unbedingt Lehrerin werden und begann ihr Studium zunächst am Institut für Lehrerbildung in Frankfurt/Oder, mit dem sie nach Potsdam zog. Danach arbeitete sie dort als Erzieherin und Lehrerin und absolvierte parallel ein Fernstudium im Fach Deutsch. Zugleich begann Lonny Neumann Gedichte zu schreiben. Um den von vor ihr empfundenen Konflikt zwischen Poesie und Pädagogik aufzuheben, zog sie gemeinsam mit ihrer Familie nach Seewalde im Kreis Neustrelitz – gleichsam in die Sprachlandschaft ihrer Kindheit. Dort gab es damals eine Internatsoberschule, deren Lehrer gemeinsam mit Wissenschaftlern der Berliner Humboldt-Universität versuchten, den Unterricht zu modernisieren und Begabungen zu fördern. Als diese Eliteschule jedoch unter ökonomischen Vorwänden in eine Kindergärtnerinnenschule umgewandelt wurde, kündigte Neumann. Bereits in Seewalde konnte die Autorin erste Erzählungen, Porträts und Reportagen veröffentlichen. Von 1974 bis 1977 studierte sie am Leipziger Literaturinstitut. 1980 zog Lonny Neumann wieder nach Potsdam. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität engagiert sie sich Anfang der neunziger Jahre auf verschiedene Weise für Leben und Werk des in seiner Geburtsstadt Stadt Potsdam zweimal verfemten Schriftstellers und Dichters Hermann Kasack (1886 bis 1966). 1995 studierte sie noch einmal und zwar an der beliebten italienischen Ausländeruniversität Perugia. 1999 und 2004 wurde sie mit dem Wiepersdorf-Stipendium des Landes Brandenburg ausgezeichnet. Lonny Neumann ist geschieden und hat drei Töchter.
Lonny Neumann: Aus Jahr und Tag. Wie Hanna Nein sagen lernte
EDITION digital, ISBN 978-3-95655-739-2, 252 Seiten, Preis: 12,80
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