Ein Ziel der Evolutionsbiologie besteht in der Formulierung einer wissenschaftlich fundierten Ethik. Man muss dabei von der Tatsache ausgehen, dass die Ethik sich in einer langen Geschichte der menschlichen Evolution herausgebildet hat. Dabei kommt dem Umstand, dass unsere Vorfahren vor 50.000 Jahren in kleineren Horden zusammenlebten, entscheidende Bedeutung zu. Um nämlich solche sozialen Einheiten bilden zu können, mussten sie bereits altruistische Tendenzen entwickelt haben - wenn auch nur in recht bescheidenem Umfang. Dennoch wird man in der Tatsache, dass unsere Vorfahren damals begannen, ihr Verhalten Regeln zu unterwerfen, einen entscheidenden Schritt auf dem Wege zu dem erblicken können, was wir als "Humanität" bezeichnen. Ab diesem Zeitpunkt darf man von dem Bestehen einer menschlichen Ethik sprechen. Im Vortrag soll die These geprüft werden, ob sich aus diesem Befund nicht die Umrisse einer objektiven Ethik skizzieren lassen.
Philip Kitcher ist John Dewey Professor of Philosophy an der Columbia University in New York. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der wissenschaftshistorischen und -theoretischen Verortung des Darwinismus und der modernen Genetik sowie Fragen der institutionellen und politischen Rahmenbedingungen heutiger naturwissenschaftlicher Forschung. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen: Abusing Science: The Case Against Creationism (1982); The Lives to Come: The Genetic Revolution and Human Possibilities (1996); Science, Truth, and Democracy (2001). Zuletzt erschien: Living with Darwin: Evolution, Design, and the Future of Faith (2007). Philip Kitcher ist zur Zeit Gast des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte in Berlin.
Eine Veranstaltung im Rahmen der Reihe Vom Selbstverständnis der Naturwissenschaften.