Mit der Studie an 84 Patienten zeigte Epigenomics, dass auf Basis einer Kombination von zwei patentgeschützten Biomarkern gemessen in Bronchiallavage-Proben 79% der Patienten mit Lungenkrebs korrekt identifiziert werden konnten. Lediglich zwei von 45 Patienten mit gutartigen Lungenerkrankungen wurden fälschlicherweise positiv getestet, was einer Spezifität von 95% entspricht.
Bronchiallavage-Proben werden routinemäßig bei Bronchoskopien entnommen, die im Rahmen der Lungenkrebsdiagnostik durchgeführt werden. In der derzeitigen klinischen Routine wird die bronchiale Spülflüssigkeit von einem Pathologen auf das Vorhandensein von Tumorzellen untersucht.
Allerdings kann diese mikroskopische Untersuchung oftmals Lungenkrebs weder bestätigen noch ausschließen. Ein molekulardiagnostischer Test, der sensitiv und objektiv das Vorhandensein von Tumorzellen in diesen Proben nachweist, könnte möglicherweise die klinische Entscheidungsfindung für Patienten mit Verdacht auf Lungenkrebs verbessern.
"Die Bronchiallavage ist ein bronchoskopisches Standardverfahren in der Lungenkrebsdiagnostik, wenn der Tumor nicht in den großen Atemwegen sichtbar ist. Allerdings gelingt der Nachweis von Tumorzellen in dieser Spülflüssigkeit oft nicht. Molekularbiologische Marker mit der in der Studie gezeigten Sensitivität und Spezifität könnten in dieser Situation eine wesentliche Ergänzung darstellen", sagt Prof. Dr. Christian Witt, Leiter der Pneumologie in der Charité-Universitätsmedizin Berlin.
Die Biomarkerkandidaten wurden im Rahmen von Epigenomics Programm zur Entdeckung neuer Biomarker mit Hilfe der patentgeschützten DMH-Technologie (Differenzielle Methylierungshybridisierung) identifiziert und vor der Anwendung auf Bronchiallavage-Proben unfassend auf Tumorgewebeproben umfassend getestet. Das Testverfahren, das in dieser Studie angewendet wurde, basiert auf allgemein verfügbaren Lösungen zur Probenaufarbeitung, einschließlich des EpiTect®-Kit zur Bisulfitbehandlung von DNA, der von Qiagen unter der Lizenz von Epigenomics vermarktet wird.
"Diese Daten stellen einen wichtigen Meilenstein in unserem Lungenkrebsprogramm dar", sagte Geert Nygaard, Vorstandsvorsitzender der Epigenomics AG. "Die herausragende Leistungsfähigkeit der Biomarker bei Patienten mit einem hohem Risiko an Lungenkrebs erkrankt zu sein, eröffnet die Möglichkeit, ein Produkt für weitere Indikationsgebiete wie z. B. einen Radiologie/CT-Folgetest, der vor Durchführung einer Lungenbiopsie gemacht werden könnte, zu entwickeln oder an Partner zu lizenzieren. Ich freue mich sehr über den Ausgang der klinischen Studie, die nicht nur erfolgreich, sondern auch schneller als erwartet beendet wurde."
Die detaillierten Ergebnisse der Studie werden auf der Internationalen Lungenkrebskonferenz vorgestellt, die vom 9. bis 12. Juli 2008 in Liverpool, Großbritannien stattfindet.
Als nächste Schritte im Rahmen des Lungenkrebsprogramms will das Unternehmen das Biomarkerpanel für die Anwendung auf Bronchiallavage-Flüssigkeit weiter optimieren und eine klinische Studie in einer unabhängigen Patientengruppe durchführen, um die Biomarker-Leistungsfähigkeit zu bestätigen. Auf Basis des Ergebnisses dieser Arbeit wird das Unternehmen die Möglichkeit der Entwicklung oder Lizenzierung eines diagnostischen Produkts für Bronchiallavage evaluieren.
Ebenfalls vorantreiben konnte das Unternehmen die Entwicklung seines Früherkennungstests für Lungenkrebs. Eine klinische Studie zur Untersuchung von Blutplasma mit Hilfe dieses Tests steht kurz vor dem Abschluss. Diese Studie hat zum Ziel, die Leistungsfähigkeit eines Biomarkerpanels für die mögliche Anwendung in der Lungekrebs-Früherkennung in einer größeren Patientengruppe zu bestätigen. Das dabei verwendete Testverfahren wurde hinsichtlich Kosten, Durchsatz und Anwendbarkeit in der klinischen Routine optimiert.
Die Veröffentlichung der Ergebnisse dieser Studie wird in Kürze erwartet.
Über Lungenkrebs
Mit etwa 386.300 neuen Fällen in der EU und über 174.000 neuen Fällen in den USA in 2006 ist Lungenkrebs eine der häufigsten Krebserkrankungen und ist für ungefähr 20 Prozent aller Krebstodesfälle verantwortlich, mehr als irgendeine andere Krebsart.
Trotz der enormen Fortschritte bei der Entwicklung bildgebender diagnostischer Verfahren baut die abschließende Diagnose von Lungenkrebs weiterhin auf der Untersuchung von Zellen und Geweben durch den Pathologen auf.
Menschen mit Verdacht auf Lungenkrebs unterziehen sich daher meist zusätzlich zur Computertomografie (CT) einer Bronchoskopie (Lungenspiegelung), dem Standardverfahren zur weitergehenden Untersuchung solcher Patienten. Jährlich werden alleine in Deutschland mehr als 200.000 Bronchoskopien durchgeführt, davon ca. 95% aufgrund eines Verdachts auf Lungenkrebs.
Einige Tumoren sind in den zentralen Atemwegen sichtbar und damit der Begutachtung durch den Pathologen zugänglich. Ist die Läsion für das Endoskop nicht zugänglich, wird routinemäßig eine Bronchiallavage durchgeführt. Die Zellen die dabei mit der Spülflüssigkeit aus der Lunge ausgespült werden, werden anschließend zytologisch analysiert, ein Verfahren, welches leider nur eine sehr geringe Sensitivität für den Nachweis bösartiger Lungentumore hat. Unschlüssige Ergebnisse sind daher häufig und führen oft zu invasiven Folgeuntersuchungen, die nicht nur kostspielig sind, sondern auch ein beachtliches Risiko für die betroffenen Patienten darstellen.