Gerd Erbslöh ließ sich in Clausthal-Zellerfeld zum Diplom-Bergingenieur ausbilden und übernahm schon in jungen Jahren von Vater Siegfried die Leitung des Unternehmens. Zuvor hatte er sich u. a. im US-amerikanischen Bergbau noch zusätzliche Qualifikationen erworben. Weitsichtig förderte Gerd Erbslöh neue Entwicklungen im Bereich Industiemineralien und im Sektor Getränketechnologie. Anfang der 1960er Jahre stellte Gerd Erbslöh die Weichen zum Aufbau einer separaten Geschäftssparte, die später in die Erbslöh Geisenheim Getränketechnologie GmbH & Co. KG überführt wurde – Deutschlands erstem Spezialunternehmen für Herstellung und Vertrieb von getränketechnologischen Spezialprodukten. Die spätere Erbslöh Geisenheim AG ist in Deutschland bis heute Branchenführer.
Als 1975 wegen Erschöpfung der Lagerstätte der Kaolinabbau in Geisenheim eingestellt werden musste, konnte fast die ganze Belegschaft in der Sparte Getränketechnologie weiterbeschäftigt werden. Im Zuge des starken Wachstums kam es bis 2000 zur weiteren Trennung von den Bergbauaktivitäten, mit Ausnahme des Kaolinwerks in Lohrheim, nahe Limburg, das um das neue Geschäftsfeld der Abwassertechnologie ergänzt wurde. In Geisenheim galt es viel zu investieren. Die Anlagen wurden in den Jahren 1995 – 2000 auf den neuesten technischen Stand gebracht, um das vielschichtige Programm an Hilfsstoffen für die Getränke- und Lebensmittelindustrie produzieren zu können. Gleichzeitig konnten fachlich kompetente Mitarbeiter für die weitere Expansion im In- und Ausland gewonnen werden und nicht zuletzt ein neuer Geschäftsführer. Als dies erfolgreich gelungen war, konnte sich der „Bergmann unter Winzern“ Ende der 90er Jahre (Titel der Schrift zum 100-jährigen Jubiläum) getrost aus dem operativen Geschäft zurückziehen.
Als Gesellschafter und Beiratsvorsitzender begleitete er mit seinem Rat die Expansion des Unternehmens in internationale Märkte, besonders die Übernahme zweier Firmen der gleichen Branche in Frankreich sowie den Aufbau einer neuen Gesellschaft in Spanien. Heute beschäftigt die Erbslöh Unternehmensgruppe international 150 Mitarbeiter und zählt zu den bedeutendsten Unternehmen der Branche Getränketechnologie weltweit. 75% ihrer Umsätze werden im Ausland erzielt. Erbslöh bietet eine Palette mineralischer und biotechnologischer Spezialprodukte, die das vom modernen Konsumenten erwartete, hohe Qualitätsniveau von Fruchtsäften, Bier, Spirituosen und vor allem Wein erst ermöglichen.
Auch das gesellschaftliche Engagement war und ist Gerd Erbslöh sehr wichtig. 8 Jahre war er Stadtverordneter in Geisenheim, 8 Jahre Kreistagsabgeordneter im Rheingau und 11 Jahre Vorsitzender des Bundesverbands Keramische Rohstoffe. Der Vollversammlung der IHK in Wiesbaden gehörte er in fortgesetzter Familientradition 30 Jahre lang an. Die Erbslöh Unternehmensgruppe feiert in diesem Jahr ihr 115 jähriges Bestehen. In dieser Zeit hat sich der Kreis geschlossen. Der Großvater und Firmengründer begann den Kaolinabbau, dem einige Weinberge zum Opfer fielen, was in Geisenheim nicht immer gern gesehen wurde. Der Vater nahm die Produktion des Tonminerals Bentonit auf und führte es als erster in Deutschland zur Eiweißadsorption im Wein ein, um Nachtrübungen auf der Flasche zu verhindern. Der Enkel rekultivierte das
Grubengelände zu neuen Weinbergen und wurde zu einem wichtigen Partner für die Weinwirtschaft. So kann die traditionelle Freude des Bergmannes zum Wein durchaus nützliche Folgen haben. Als aktiver Gesellschafter will Gerd Erbslöh sein Unternehmen auch weiterhin in eine erfolgreiche Zukunft begleiten. In diesen Tagen feiert der Vater von 4 erwachsenen Kindern seinen 80. Geburtstag.