Stephanie Mörkes Wiege stand im lehrreichen Tübingen, das sie aber schon als kleines Kind verließ, um ihre prägenden Jugendjahre in Internaten Südafrikas und Dresdens zu erleben. Der passionierten Waldorfschülerin wurde dadurch Englisch genauso zum täglichen Umgang wie das Spielen der Geige und Bratsche an der Musikhochschule in Elbflorenz. Eine Zufallsbegegnung mit einer interessanten Sängerin als Regisseurin in Meissen entführte die Musikliebhaberin in den Job der Regieassistenz, in dem sie auf das Spannendste erlebte, wie Musik und Wort sich aneinander reiben und gegenseitig steigern können. Also betrieb das aufstrebende Talent folgerichtig das Erlernen der Schauspielerei in Zinnowitz und einen gleichzeitigen Gesangsunterricht in Hamburg. Dass auf Usedom ausgerechnet eine Regielegende des Deutschen Theaters Berlin, Friedo Solter, ihr Schauspiellehrer wurde, bezeichnet sie als Glücksfall. Dass ihre fürsorgliche Gesangspädagogin an der Alster ihr riet, sich doch endlich für eine der beiden Darstellungsformen auf der Bühne zu entscheiden, hat sie zähneknirschend befolgt. Sie spielte in Anklam, Cottbus, Kassel und Schwedt Theater, um ab dem 08. August 07 im „Dschungelbuch“ auf der Naturbühne Greifensteine als Mutter Wolf und Affe Ellie ein neues Terrain zu erobern, das ganz besonders die Kinder erfreuen dürfte.
Aber selbst der spielwütigste Komödiant lebt nicht vom Theater allein. Stephanie Mörke ist lektüremäßig bekennender Simone de Beauvoir-Fan und verehrt Anais Nin-Bücher, wie sie in der klassischen Musik auf Brahms und das Verdi-Requiem oder auch die Popikone Björg abfährt. Sie schwärmt für Ingmar Bergmans „Szenen einer Ehe“, die sie auch mit Katja Riemann am Kurfürstendamm begeistert sah oder „Drei Farben Blau“ des polnischen Filmemachers Kislowski.
Eine Vorliebe in der Natur hegt sie für alles, was Küste ist und möglichst Ostsee heißt, was aber nicht ausschließt, dass sie im Erzgebirge auch mal Urlaub macht. Stärkung im Bereich der Nahrungsaufnahme organisiert sie gern auf asiatischen Pfaden mit Ingwer und arabischen Gewürzen, hat aber auch kein Problem, ein Eisbein oder Sauerbraten zu genießen – wenn sie diese nicht selber anrichten muss.
Im Theater widerfährt der Endzwanzigerin als Zuschauer-Kollegin häufig, dass sie sich nicht genügend angesprochen fühlt. Sie möchte mit allen Fasern ihres Menschseins erreicht, berührt, zum beglückenden Lachen und Weinen gebracht werden. All zu oft hat sie Aufführungen ertragen müssen, in denen sich Konzeptionen exaltiert spreizten und Darsteller buchstäblich nur auskotzten. Ihre Sympathie gehört denn auch eher solch zerreißenden Eruptivgesteinen der Theaterliteratur wie Medea, Klytämnestra, Elektra oder Kassandra. Für die Melancholie der Russen und Skandinavier hat sie ebenfalls eine Schwäche.
Mögen die kommenden Aufgaben am Winterstein-Theater der jungen Künstlerin einige ihrer Leidenschaften erfüllen. Die Zuschauer dürfen sich auf ein Spieltalent mit dem hellwachen Verstand für all das freuen, was Leben ist.