Kurz nach dem Einzug entdecken die frisch gebackenen Hausbesitzer zuweilen Pfusch. Manche Familie muss für Monate ins Hotel statt in die eigenen vier Wände einziehen, weil der Fertigstellungstermin nicht eingehalten wurde. Andere wiederum ärgern sich über missverstandene Ausstattungsmerkmale. "Viele dieser Probleme entstehen gar nicht erst, wenn der Vertrag mit dem Bauträger sorgfältig ausgearbeitet und fachkundig geprüft wird", erklärt der Münchner Bauexperte Nori Schneider von der Euro Grundinvest. Das allerdings wird in der Praxis häufig vernachlässigt. Schneider: "Wer sich eine Stereoanlage oder einen Staubsauger kauft, prüft oft wochenlang Angebote, liest Tests und informiert sich über jedes Detail. Käufer einer Immobilie unterschreiben hingegen oft im Eiltempo, ohne sich über die Tragweite im Klaren zu sein - obwohl es um Hunderttausende von Euro geht. Hier kann nur geraten werden, einen Gang herunter zu schalten".
Laut Euro Grundinvest sollten Immobilienkäufer mehr Zeit einplanen. Die Bedenkzeit ist sogar gesetzlich vorgeschrieben. "Spätestens 14 Tage vor dem Notartermin muss der Bauträger dem Kunden Vertragsentwurf,Baubeschreibung und Zahlungsplan zur Verfügung stellen. Damit soll der Käufer Zeit erhalten, um bis zur Unterschrift Fragen zu klären - schließlich versteht kaum ein Laie die technischen Finessen einer Baubeschreibung", erläutert Schneider. In der Praxis nutzen jedoch viele Käufer ihre Frist nicht. "Selbst wenn der Bauträger Termine zur bloßen Formalität herunterspielt, solltenInteressenten keinesfalls auf die Bedenkzeit verzichten", rät ein Notar. Durch den Paragrafen 632 a im BGB hat der Staat einen zusätzlichen Schutz für die zukünftigen Eigentümer geschaffen. Danach hat der Kunde die Möglichkeit, einen Betrag in Höhe von fünf Prozent der ersten Kaufpreisrate einzubehalten.
Auch die Makler- und Bauträgerverordnung (MaBV) schützt Käufer. Sie schreibt vor, dass der Kunde nicht den gesamten Preis auf einmal zahlt, sondern in Raten nach Baufortschritt. Doch immer wieder überweisen gutgläubige Kunden die komplette Summe, noch ehe der erste Spatenstich erfolgt ist. Geht der Bauträger Pleite, ist das Geld meist endgültig verloren. "Auf keinen Fall sollten sich Käufer auf Zahlungsmodalitäten einlassen, die zu ihrem Nachteil von der MaBV abweichen", rät Schneider. Schließlich ist die korrekte Vertragsgestaltung auch ein Ausschlusskriterium. "Wer schon mit fadenscheinigen Argumenten die Schutzvorschriften umgehen will, ist wohl auch für weitere Probleme gut."