Rechtsanwalt und Mitglied von Eurojuris Ukraine Oleksii Bezhevets sagte in einem Telefonat, die Polizeikräfte in Kiew seien nicht gut auf ihren Einsatz vorbereitet. "Es ist eine neue Situation für sie; sie sind Spezialkräfte und sie haben kein Verständnis für die Menschen und die Gründe warum sie protestieren. Sie haben keine Ahnung, wie Bürger korrekt zu behandeln sind." so Bezhevets.
Wenn Demonstranten verhaftet werden, ist rasches Eingreifen wichtig. Wie Rechtsanwalt Bezhevets berichtet, wird es sehr schwer noch etwas für sie zu tun, wenn sie im Gefängnis gelandet sind. Deshalb geben Anwälte ihre Handynummern an Demonstranten weiter, die Kontakt aufnehmen können, sobald sie Zeugen von Verhaftungen werden. Dann so Bezhevets weiter, "gehen wir zur Polizeistation, wo die Polizeibeamten einem Anwalt eher ihre Aufmerksamkeit schenken, und wir tun unser Bestes, damit diese Menschen freikommen, bevor es zu spät ist."
Der Anwalt Vitaly Tytych, ebenfalls Mitglied von Eurojuris Ukraine, hatte sich mit einer Reihe von Anfragen ans ukrainische Justizministerium gewandt, die darauf abzielten, die Menschrechte wiederherzustellen. Seither wurde die Kanzlei von Tytych polizeilich durchsucht. Dabei, so erläutert Oleksii Bezhevets, hätte laut Gesetz ein weiterer Anwalt zugegen sein müssen. Doch darum kümmerte sich die Polizei nicht. Daraufhin eilte er auf eine Bitte Tytychs in dessen Kanzlei.
Die Anwälte in der Ukraine hoffen auf ein Zeichen der Unterstützung aus Europa. Der Präsident von Eurojuris International Hans Jonkhout hat einen offen Brief geschrieben. Darin verurteilt er die Gewalt und Unterdrückung in Kiew gegenüber den Demonstranten. Er fordert die Verantwortlichen in der Ukraine auf, sich wieder auf demokratische Werte und grundlegende Freiheiten zu besinnen. In wenigen Tagen wird Jonkhout nach Kiew reisen und vor Ort mit Anwälten sprechen.