Heute haben viele Banken den „Swap“ neu erfunden und hieraus ein Spekulationsobjekt gemacht. Der Kunde spekuliert gegen seine Bank auf die Entwicklung eines Basiswertes. Zwar muss der Kunde kein Kapital einsetzen; das Verlustrisiko ist aber häufig unbegrenzt.
Eine Produkt in diesem Bereich ist der FIRST-Swap der Deutschen Bank. Dabei steht F.I.R.S.T. für Forward Interest Rate Strategy. Spekuliert wird auf die Entwicklung eines künstlichen Index dieser Bank. Der Index bildet eine Handelsstrategie ab, die sich den sogenannten „Forward Rate Bias“ zu Nutze machen will.
Der Forward Rate Bias ist laut Angaben der Bank ein systemimmanenter Fehler, dessen Ausnutzung sichere Gewinne verspreche. Es handele sich um eine beständige Kursdifferenz zwischen tatsächlichen und zukünftigen (forward) Zinsen.
Hierzu hat die Deutsche Bank sogar ein Gutachten eines Wirtschaftsinstituts in Auftrag gegeben. Dort heißt es, dass „alle heutigen Erklärungsansätze jedoch nicht ausreichend seien, um das Ausmaß sowie die zeitliche Ausdauer des Forward-Rate Bias hinreichend zu erklären.“
Dem Anleger wird der Eindruck vermittelt, die Bank habe eine „Marktlücke“ entdeckt, mit der fast risikolos Gewinne erzielt werden könnten. Wenn dem so ist, warum spekuliert die Bank dann nicht allein auf diese „Anomalie“? Warum verkauft sie hiervon abgeleitete Finanzprodukte wie den FIRST-Swap an ihre Kunden? Sicherlich nicht aus Altruismus.
Vielmehr nimmt die Bank ihr eigenes Risiko aus dem Swap-Geschäft durch Gegengeschäfte heraus (hedging) und verdient an der einstrukturierten Gewinnspanne. Das einzige Risiko trägt der Kunde. Wie die Entwicklung des FIRST-Index zeigt, besteht auch ein erhebliches Risiko. Die Forward Rate Bias ist kein Zufall, sondern drückt - wie bei jedem Börsenkurs - die Erwartung der Marktteilnehmer aus.
Wenn die Bank über diese Risiken nicht ordentlich aufklärt, sondern sie verharmlost oder verschleiert, kann sie sich schadensersatzpflichtig machen.
Rössner Rechtsanwälte, München, www.roessner.de
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