Der Strukturwandel der Wirtschaft hat Bremen tief getroffen. Von den großen Werften haben nur noch einige Spezialisten überlebt. Die größte deutsche Fischereiflotte ist längst Geschichte. Von der Hafenwirtschaft ist wenig geblieben. Die meisten der 4 Mio. Normcontainer (TEU), die bei zweistelligen Zuwachsraten in Bremerhaven umgeschlagen werden, werden ohne gewinnträchtige Bearbeitung direkt an die Empfänger weitergeleitet.
Doch die Hansestadt an der Weser lässt sich nicht
entmutigen. Mit Macht treibt der seit Jahren mit einer großen Koalition pragmatisch regierende Senat den Struktur-wandel voran. Die Fischverarbeitung wurde zur Lebens-mittelindustrie, die einst als rote Uni verschrieene Hochschule zur Technologieschmiede. Bremerhavens verwaister alter Hafen wandelt sich zur Touristen-attraktion für die Gäste der deutschen Nordseeküste. Auf den Bremer Hafenflächen der Überseestadt siedeln sich erste Dienstleistungsbetriebe an.
Bremen ist mit einem Jahresumsatz von durchschnittlich rund 85.000 m2 zum zweitgrößten Immobilienmarkt Norddeutschlands aufgestiegen. 2005 erreichte der Umsatz sogar eine neue Rekordmarke von 103.000 m2, das Neubauvolumen mit 95.000 m2 ebenfalls einen neuen Höhepunkt. Schwerpunkte sind die inzwischen weit gehend erschlossene Bürostadt am Flughafen sowie der Technologie-park an der Universität. Zunehmend geraten aber auch die City selbst und die Hafenflächen der Überseestadt ins Blickfeld. Die Leerstands-quote von gerade einmal 3,8% zeugt von der Solidität und der guten Marktkenntnis der Entwickler.
Allerdings ist der Markt bisher fast ausschließlich von lokalen Unternehmen geprägt. Eine Ausnahme bildet die Hamburger EUROPA-CENTER AG, die am Flughafen bereits 75.000 m2 Büros errichtet hat und weitere Flächen entwickelt. Welches Vertrauen das Unternehmen in den Erfolg der Umstrukturierung setzt, beweist die erste Projektentwicklung in Bremerhaven.
Es könnte sein, dass die Überseestadt mit ihrem erheblichen Potenzial die Wende bringt und weitere überregional tätige Entwickler anzieht. So finden sich in dem Konsortium der Hafenkante neben den üblichen Bremer Namen auch Hochtief und die Drees-&-Sommer-Tochter DS Bauconcept. Erwartungen weckt darüber hinaus der Einstieg der irisch-schottischen LNC Property Group beim Handels- und Freizeitprojekt Space Park mit mehr als 60.000 m2.
Einen Boom erreichte auch der Logistikmarkt, dessen Entwicklung unter anderem von der ideenreichen Geschäftsführung der städtischen BLG Bremer Logistic Group vorangetrieben wird. Der Flächenumsatz erreichte mit knapp 182.000 m2 ebenso wie das Neubauvolumen mit 83.000 m2 einen
neuen Rekord. EUROPA CENTER realisiert in Bremen sogar die ersten eigenen Logistikprojekte. Insgesamt weist die Hansestadt 1.300 ha Logistikflächen mit 1,9 Mio. m2
Hallenflächen aus. Bremen wirbt mit niedrigen Grundstücks-preisen von 40 Euro/m2,einer Leerstandsquote von gerade einmal 3% sowie einem erheblichen Reservoir an
neuen Flächen um Investoren.
In: Immobilienzeitung