Müde Pendleraugen haben sich an ausgefallene Mode oder Mitbringsel der Reisenden im Zug vielleicht schon gewöhnt. Doch gibt es immer wieder neue Aktionen zu erleben, die auch erfahrene Reisende munter machen. So warten am 30. Juli „Wimmelbilder“ darauf, im Kunstzug bestaunt zu werden. Während ihrer Fahrten (DD-WRO, Abfahrt 12:08 Uhr; WRO-DD, Abfahrt 18:08 Uhr) fängt die Dresdner Kunststudentin Christiane Wacker die vorbeiziehende Landschaft und Dinge in Zeichnungen ein – genau diese zwangsläufige Beschäftigung mit scheinbaren Nichtigkeiten ist es oftmals, welche Zugfahrten spannend werden lässt.
Beim Projekt „Tape Movements“ (DD-WRO, 5.8. Abfahrt 12:08 Uhr; WRO-DD, 6.8. Abfahrt 14:27 Uhr) entwickelt der Dresdner Kunststudent Inho Choi mittels Absperrband installative Objekte und Zeichnungen, die sich über die Fahrt hinweg verändern werden. Der Arbeitsplatz wird zum öffentlichen Atelier und Fahrgäste erleben so junge Künstler mit ihren Werken zumeist persönlich und immer reizvoll. Die Kunstobjekte werden auf der Strecke nicht nur transportiert. Die Fahrt selbst wird durch die Interaktion der Künstler mit den Reisenden zum Kunstprojekt. Der Kunstzug gibt allen Reisenden und Interessierten Gelegenheit, sich mit Kunst auseinander zu setzen. Das kostet keinen extra Eintritt. Für die grenzüberschreitende Direktverbindung von Dresden über Görlitz nach Breslau sind pro Person 33 Euro fällig, Gruppen zahlen pro Person weniger.
Neben den Aktionen im Zug macht das Projekt Kunstzug auch auf die kulturellen Veranstaltungen in der Region und „Kunst gleich um die Ecke“ aufmerksam, denn die Stationen auf der Strecke haben Vielfältiges zu bieten. Wer beispielsweise in Görlitz einen Zwischenstopp einlegt – eine Stadt mit gut 150-jähriger Waggonbaugeschichte – wird schon am Bahnsteig von einem farbenfrohen Wartehäuschen überrascht. Die Dresdner Kunststudentin Nadine Baldow verwandelt es in ein künstliches Terrarium, das exotisch-toxisch anmutende biomorphe Wuchsformen beheimatet. Am 06. August um 18:30 Uhr wird das künstlerische Terrarium mit einer Vernissage auf dem Görlitzer Bahnhof eröffnet.
Bei längerem Aufenthalt können Reisende in Görlitz der Kunst auch weiter auf der Spur bleiben. Die Kunstausstellung Görlitzer ART verwandelt die Stadt in eine Galerie unter freiem Himmel. Insgesamt zehn Werke Breslauer Künstler werden noch bis April 2017 an öffentlichen Straßen und Plätzen in Görlitz präsentiert und lassen sich zu einem Stadtspaziergang der besonderen Art verbinden. Die Kunstobjekte eröffnen dabei nicht nur neue, unerwartete Sichtweisen auf die Bausubstanz der denkmalreichsten Stadt Deutschlands, sondern stellen in ihrer Gesamtheit zugleich ein Schaufenster der Europäischen Kulturhauptstadt Breslau 2016 dar – die dank einer Fahrt mit dem Kunstzug kurzweilig und auf schnellem Weg von Görlitz aus zu erreichen ist.
Hintergrund zum Kunstzug
Initiator des Projekts ist die Görlitzer Kulturservicegesellschaft mbH. Gemeinsam mit dem Ministerium Bundesbeauftragten für Kunst und Medien, den Kunsthochschulen in Dresden und Breslau sowie den beteiligten Unternehmen und Logistikpartnern der Gleisstrecke Breslau-Dresden finden kuratierte Kunst-Projekt-Bausteine im Zug, auf den Bahnsteigen und in den Städten ihr Publikum. Den offiziellen Startschuss für den Kunstzug hatten auf dem Görlitzer Bahnhof jüngst der Bundestagsabgeordnete Michael Kretschmer (MdB), Siegried Deinege (Oberbürgermeister Görlitz), Andreas Trillmich (trilex), Stephan Naue (DB Regio), Hans-Jürgen Pfeiffer (ZVON), Dr. Michael Wieler (Bürgermeister Görlitz), Małgorzata Sokołowska (Beraterin für Förderung des Unternehmertums Stadt Zgorzelec) und Jarek Grulkowski (Kurator Akademie der Schönen Künste Breslau) gegeben.
Den Kunstfahrplan und weitere Informationen gibt es auf www.kunstzug.eu