Auf dem Weg zur Mitte Europas
Seit Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 ist die Stadt entlang der Neiße getrennt. Auf der deutschen Seite liegt Görlitz, auf der polnischen Zgorzelec. Bis zur Wende gab es wenig Austausch der deutschen und polnischen Bürger untereinander. Das änderte sich nach 1990, und mit der gemeinsamen Proklamation zur Europastadt GörlitzZgorzelec 1998 wurde ein erster, bedeutender Impuls für ein deutsch-polnisches Miteinander gegeben. Durch die EU-Osterweiterung bekam das binationale Zusammenleben eine neue Dimension und ist heute nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Beide Stadtverwaltungen, die Bürgermeister und die Polizei arbeiten mittlerweile eng zusammen, genauso wie es in der Europastadt wie selbstverständlich deutsch-polnische Kindergärten und Schulen gibt. Der binationale-bilinguale Bildungsgang des Görlitzer Augustum-Annen-Gymnasium erreichte im Februar 2014 neue Qualität - mit gegenseitiger Anerkennung der Schulabschlüsse sind Absolventen nun sogar berechtigt, in Deutschland und Polen zu studieren. Obwohl immer noch mehr Polen deutsch sprechen als umgekehrt, lernen in Görlitz aktuell ca. 1260 Schüler die polnische Sprache. Das zeigt, dass besonders die junge Generation die Chance nutzt, die Stadt als Mitte Europas zu verstehen und nicht als Rand von Deutschland. Neben einer ausgeprägten deutsch-polnischen Jugendkultur, die sich in vielen grenzübergreifenden Projekten vernetzt, richten sich kulturelle Veranstaltungen, Museen oder das Görlitzer Theater grundsätzlich an ein zweisprachiges Publikum. Freizeitmöglichkeiten im öffentlichen Raum werden gemeinsam genutzt, so dass am Berzdorfer See in Görlitz oder auf Spielplätzen genauso viel Deutsch wie Polnisch und meist auch Tschechisch zu hören ist.
EU-Osterweiterung bringt viele positive Effekte
Auch im wirtschaftlichen Bereich zeigen sich positive Entwicklungen nach der EU-Osterweiterung. Mit der Arbeitnehmerfreizügigkeit seit 2011 steigt die Zahl der polnischen Arbeitnehmer in Görlitz und damit auch die Chance, qualifizierte Fachkräfte dazu zu gewinnen. Gemischte Belegschaften sind heute keine Seltenheit mehr, zu mal es für polnische Firmen durchaus attraktiv ist, sich in Görlitz anzusiedeln. Eva Wittig, Prokuristin der Europastadt GörlitzZgorzelec GmbH, die u.a. für Wirtschaftsförderung zuständig ist, meint dazu: "Gute Produktionsbedingungen und das Prädikat "Made in Germany", das einen international angesehenen Marktwert hat, locken genauso wie die hohe Lebensqualität, bedingt durch das herausragend schöne Stadtbild und viele Freizeitmöglichkeiten." Letzteres zieht auch immer mehr Touristen in die Stadt, die jedes Mal fasziniert sind, dass man in wenigen Schritten über die Görlitzer Altstadtbrücke ins polnische Zgorzelec gelangt - mit anderer Währung, Sprache und Kultur. Noch gilt es, einige Herausforderungen zu meistern, so können z.B. deutsche und polnische Taxifahrer ihre Leistungen nur innerhalb des eigenen Landes ohne Weiteres anbieten. Bis die Grenze in der Europastadt komplett überwunden ist, wird es wohl noch eine Weile dauern. Trotzdem spürt man heutzutage das deutsch-polnische Lebensgefühl in allen Bereichen des alltäglichen Zusammenlebens in GörlitzZgorzelec - ein wichtiges Etappenziel auf dem Weg zu einem grenzenlosen Miteinander und eine inspirierende Erfahrung für alle Besucher.
Mehr Informationen zur Europastadt GörlitzZgorzelec finden Sie auf unserer Website www.goerlitz.de