Bei der Vertriebsarchitektur hat sich über alle Produktkategorien hinweg noch kein Ansatz vollständig durchgesetzt. Open-Architecture-Ansätze dominieren im Investmentfonds- und ETF-Bereich, während komplexere Produkte wie Zertifikate, geschlossene Beteiligungen und Versicherungen tendenziell eher über Guided-Architecture-Strukturen vermittelt werden. Dabei differenzieren sich insbesondere kleinere Unternehmen über den Open-Architecture-Ansatz im Markt, während Finanzvertriebe produktspartenübergreifend verstärkt auf Guided-Architectures setzen. Der mit Open-Architecture einhergehenden Komplexität und dem erhöhten Administrationsaufwand begegnen Einzelunternehmen und kleinere Finanzdienstleister durch Anbindung an Maklerpools, wobei im Durchschnitt 2 Maklerpools mit häufig komplementärem Produkt- und Dienstleistungsangebot in Anspruch genommen werden.
Exchange Traded Funds (ETFs) haben sich in den letzten Jahren zu einer veritablen Konkurrenz für aktiv gemanagte Investmentfonds entwickelt. Während die Nachfrage bislang insbesondere durch institutionelle Investoren getrieben war, zeigt sich trotz aller Provisionierungsvorbehalte auch im unabhängigen Finanzdienstleistungsvertrieb eine zunehmende Akzeptanz. So werden ETFs aktuell von lediglich 28% der Befragten vermittelt, 35% planen dies jedoch für die Zukunft. ETFs weisen derzeit mit weniger als 10% noch einen geringen Anteil an den Assets under Management auf. Großes Potenzial wird in ETFs vor allem aufgrund der transparenten Kosten- und Risikostruktur gesehen. Neben Themen wie Inflationsschutz, nachhaltigen Investments und Rohstoffinvestments werden ETFs unabhängig von deren Anlageklasse und Investmentstil als eigenständiger Produkttrend im Markt identifiziert. So liegt der Anteil der Befragten, die ETFs aktuell eine (sehr) hohe Marktbedeutung beimessen, bei 18%, während die Marktbedeutung von ETFs in zwei Jahren von 43% der Befragten als (sehr) hoch eingeschätzt wird.
Hintergrundinformationen zur Studie
Diese Erkenntnisse gehen aus der Studie "Die Zukunft des unabhängigen Finanzdienstleistungsvertriebs in Deutschland" hervor, die vom PFI Private Finance Institute der European Business School durchgeführt wurde.
Im Rahmen der praxisnahen und interdisziplinären Forschung des PFI Private Finance Institute steht der unabhängige Finanzdienstleistungsvertrieb mit seiner Vielzahl an Geschäftsmodellen und unterschiedlichen regulatorischen Zulassungsvoraussetzungen im Forschungsfokus. In der öffentlichen Diskussion finden sich derzeit zahlreiche undifferenzierte und pauschalisierte Aussagen, welche in der Regel einer fundierten empirischen Datenbasis und damit einer soliden, zuverlässigen Datengrundlage entbehren.
Aufgrund dieser Tatsache hat das PFI Private Finance Institute die deutschlandweit größte Studie zum unabhängigen Vertrieb in der Finanzdienstleistungsbranche durchgeführt. Die Untersuchung ist auf reges Interesse in der Branche gestoßen und wurde durch zahlreiche Berufsverbände, Branchenmedien und Marktteilnehmer aktiv unterstützt. Mit insgesamt 1.400 vollständig ausgefüllten Online-Fragebögen wird erstmalig ein repräsentatives sowie verlässliches Bild des unabhängigen Finanzdienstleistungsvertriebs in Deutschland gezeichnet. Die Studie ist vom 7. September bis zum 18. Oktober 2009 auf der Studienwebsite www.ebs-umfrage.de durchgeführt worden. Zentrale Inhalte der Befragung waren neben Beratungs- und Geschäftsmodellen im unabhängigen Finanzdienstleistungsvertrieb auch die Auswirkungen der Finanzmarktkrise, der Umgang mit Veränderungen im regulatorischen Umfeld sowie die Einstellung gegenüber Honorarberatung.
Die detaillierte Studiendokumentation kann ab Mitte Januar bei der Studienleitung bezogen werden.
Das PFI Private Finance Institute und der Stiftungslehrstuhl für Private Finance & Wealth Management der European Business School in Oestrich-Winkel gehören zu den führenden deutschen Forschungs- und Bildungseinrichtungen im Bereich der nachfrageorientierten Wealth Management-Forschung mit Schwerpunkten in den Bereichen Private Finance, Private Wealth Management und Financial Planning.
Die Durchführung der Studie zur "Zukunft des unabhängigen Finanzdienstleistungsvertriebs" ist mit freundlicher Unterstützung der European Bank for Fund Services, Fidelity International, Franklin Templeton Investments und Standard Life erfolgt.