Hingegen stellen die drohende Einführung von Mindestqualifikationsstandards, die wachsende Aufgeklärtheit der Kunden sowie verschärfte Dokumentationspflichten für die befragten Berater keine größere Herausforderung dar. Lediglich 3% der Befragten fühlen sich durch die potentielle Einführung verbindlicher Mindestqualifikationsstandards stark negativ beeinflusst, 50% der Befragten bezeichnen den Einfluss hingegen sogar als stark positiv. Weiterhin planen die in der Umfrage erfassten Unternehmen Qualifizierungs- (53%) und Zertifizierungsmaßnahmen (26%) für Mitarbeiter.
Im Umgang mit zulassungsrelevanten regulatorischen Themen offenbart sich ein differenziertes Bild. Das als Ausnahmeregelung von der Markets in Financial Instruments Directive (MiFID) bestehende Investmentfondsprivileg für § 34 c GewO-Vermittler stellt nach wie vor eine der wesentlichen zulassungsseitigen Geschäftsgrundlagen im unabhängigen Finanzdienstleistungsvertrieb dar. Entsprechend sehen 47% der Befragten den drohenden Wegfall des Investmentfondsprivilegs (sehr) vertriebskritisch. Jedoch haben - trotz Brisanz und Tragweite der aktuell diskutierten regulatorischen Veränderungen - immerhin 28% aller Befragten die in jüngster Zeit geführte Diskussion um den Wegfall des Investmentfondsprivilegs gar nicht wahrgenommen.
Am anderen Ende des Zulassungsspektrums verfügen 20% der befragten Finanzdienstleister über eine § 32 KWG-Zulassung, 19% haben sich einem Haftungsdach angeschlossen. Von den bisher noch nicht über eine § 32 KWG-Zulassung oder einen Haftungsdachanschluss verfügenden Befragten haben sich jedoch bereits 51% proaktiv damit beschäftigt.
Hintergrundinformationen zur Studie
Diese Erkenntnisse gehen aus der Studie "Die Zukunft des unabhängigen Finanzdienstleistungsvertriebs in Deutschland" hervor, die vom PFI Private Finance Institute der European Business School durchgeführt wurde.
Im Rahmen der praxisnahen und interdisziplinären Forschung des PFI Private Finance Institute steht der unabhängige Finanzdienstleistungsvertrieb mit seiner Vielzahl an Geschäftsmodellen und unterschiedlichen regulatorischen Zulassungsvoraussetzungen im Forschungsfokus. In der öffentlichen Diskussion finden sich derzeit zahlreiche undifferenzierte und pauschalisierte Aussagen, welche in der Regel einer fundierten empirischen Datenbasis und damit einer soliden, zuverlässigen Datengrundlage entbehren.
Aufgrund dieser Tatsache hat das PFI Private Finance Institute die deutschlandweit größte Studie zum unabhängigen Vertrieb in der Finanzdienstleistungsbranche durchgeführt. Die Untersuchung ist auf reges Interesse in der Branche gestoßen und wurde durch zahlreiche Berufsverbände, Branchenmedien und Marktteilnehmer aktiv unterstützt. Mit insgesamt 1.400 vollständig ausgefüllten Online-Fragebögen wird erstmalig ein repräsentatives sowie verlässliches Bild des unabhängigen Finanzdienstleistungsvertriebs in Deutschland gezeichnet. Die Studie ist vom 7. September bis zum 18. Oktober 2009 auf der Studienwebsite www.ebs-umfrage.de durchgeführt worden. Zentrale Inhalte der Befragung waren neben Veränderungen im regulatorischen Umfeld auch Beratungs- und Geschäftsmodelle im unabhängigen Finanzdienstleistungsvertrieb, Auswirkungen der Finanzmarktkrise sowie die Einstellung gegenüber Honorarberatung.
Die detaillierte Studiendokumentation kann ab Mitte Januar bei der Studienleitung bezogen werden.
Das PFI Private Finance Institute und der Stiftungslehrstuhl für Private Finance & Wealth Management der European Business School in Oestrich-Winkel gehören zu den führenden deutschen Forschungs- und Bildungseinrichtungen im Bereich der nachfrageorientierten Wealth Management-Forschung mit Schwerpunkten in den Bereichen Private Finance, Private Wealth Management und Financial Planning.
Die Durchführung der Studie zur "Zukunft des unabhängigen Finanzdienstleistungsvertriebs" ist mit freundlicher Unterstützung der European Bank for Fund Services, Fidelity International, Franklin Templeton Investments und Standard Life erfolgt.