Lothar Matthäus - der Vereinsspieler
Die Profikarriere von Lothar Matthäus begann 1979, als er gerade 18 geworden war. Wer sich wundert, wie ein junges Talent aus dem fränkischen Herzogenaurach ins niederrheinische Mönchengladbach kommt, der sei daran erinnert, dass Matthäus' Vater Hausmeister beim Sportartikel-Hersteller Puma war - und bei Puma wollte man unbedingt vermeiden, dass Matthäus Profi bei einem adidas-Verein werde.
So stellte der frühere Nationalspieler Hans Nowak, PR-Chef bei Puma, Kontakt zu Gladbachs Geschäftsführer Helmut Grashoff her; der Deal klappte. Matthäus führte sich gut ein, stieg im Training Rainer Bonhof auf die Füße. Als der sich beschwerte, meinte "Loddar" nur: "Du musst doch merken, das ich jetzt da bin."
1984 kam Bayern München nicht mehr an dem zum Star gereiften Profi vorbei, wobei der Wechsel die Feindschaft zwischen Borussia und den Bayern vertiefte: In Frankfurt trafen die beiden damaligen Erzrivalen im Pokalfinale aufeinander; der Gladbacher Matthäus verschoss im Elfmeterschießen, sein neuer Verein Bayern wurde Pokalsieger. Kein Wunder, dass Matthäus am Bökelberg noch jahrelang als "Judas" verunglimpft wurde.
Mit Unterbrechung von 1988 bis 1992 (Inter Mailand, Meister 1989, UEFA-Cup-Sieger 1991) blieb Matthäus bis 2000 bei dem Aushängeschild des deutschen Fußballs und gewann sieben deutsche Meisterschaften, notierte zwei Pokalsiege und gewann 1996 den UEFA-Pokal. Nur ein Triumph in der Champions League blieb ihm verwehrt. 1987 verlor der FC Bayern in Wien gegen Porto mit 0:2, 1999 in Barcelona kassierten die Roten gegen Manchester United noch in der Nachspielzeit zwei Tore und verloren 1:2. Matthäus hatte sich verletzt auswechseln lassen und wurde deshalb zu Unrecht von eigenen Mitspielern angefeindet.
560 Meisterschaftsspiele bestritt Matthäus für seine drei Vereine, erzielte 161 Tore, wurde Weltfußballer des Jahres 1990 und 1991, Europas Fußballer des Jahres 1990, Fußballer Deutschlands 1990 und 1999. Seine Profikarriere ließ er bei den New York Jersey Metro Stars ausklingen, wo er 16 Mal zum Einsatz kam.
Lothar Matthäus - der Nationalspieler
Die Länderspiel-Karriere des Lothar Matthäus begann am 14. Juni 1980, als er bei der EM in Rom im Gruppenspiel gegen die Niederlande beim Stande von 3:0 in der 73. Minute für Kapitän Bernard Dietz eingewechselt wurde. Matthäus verursachte gleich einen Elfmeter an Johnny Rep ("Das Foul war außerhalb!") und Deutschland musste sich zu einem 3:2 zittern. Am Ende aber durfte Matthäus sich Europameister nennen.
1982, bei der WM in Spanien war er wieder dabei, aber er war natürlich immer noch ein Jungspund. Als er beim Skandalspiel gegen Österreich, dem schändlichen Nichtangriffspakt in Gijon (1:0) in der 67. Minute für Karl-Heinz Rummenigge eingewechselt wurde, wollte er zeigen, was er drauf hat und legte mit all seiner Dynamik los, doch der damals wie heute sehr einflussreiche Paul Breitner pfiff ihn zurück: "Merkst Du nicht, was hier läuft?"
In den Anfangszeiten seiner Karriere wurde Matthäus als reine "Nummer 6", eingesetzt, als defensiver Mittelfeldspieler, der die Kreise der Spielmacher des Gegners einschränken sollte. Er beharkte sich erfolgreich mit Diego Maradona, Michel Platini und anderen Größen seiner Zeit, stellte sie kalt, ließ sie nicht zur Entfaltung kommen.
Der Höhepunkt seiner Nationalmannschaftskarriere war zweifellos die Weltmeisterschaft 1990 in Italien. Matthäus war nicht zum Spielmacher, aber zum dynamischen Treiber gereift, der immer wieder Lücken in die gegnerische Abwehr riss und seine Mitspieler mitzog. Seine beiden Tore im Auftaktspiel beim 4:1 gegen Jugoslawien hatten zweifelsohne Sogwirkung für den späteren Titelgewinn.
Bei der EM 96 berücksichtigte ihn Bundestrainer Berti Vogts nicht, wohl auch, weil Matthäus ein Intimfeind von Jürgen Klinsmann war. Auf Druck der Öffentlichkeit hob Vogts zur WM98 den Bannstrahl auf, aber nach der EM-Pleite 2000 unter Ribbeck war für den inzwischen 39-jährigen das Kapitel Nationalmannschaft endgültig beendet.
Mit 150 Länderspielen ist der Ehrenspielführer der Nationalmannschaft Rekordhalter in Deutschland (vor Klinsmann, 108). Er bekennt wehmütig: "Ohne die zweijährige Verbannung stünde mein Rekord noch viel höher." Matthäus nahm an fünf Weltmeisterschaften teil und ist mit 25 WM-Spielen weltweiter Rekordhalter.
Lothar Matthäus - der Trainer
Seit dem 9. Mai 2008 ist Fußball-Rekordnationalspieler Lothar Matthäus stolzer Inhaber der Fußballlehrerlizenz. Mit "gutem Erfolg" bestand der 47-Jährige den Sonderlehrgang nach mehr als 300 Unterrichtseinheiten. Der Chefausbilder des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Erich Rutemöller, und das Dozententeam der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln hatten den Kapitän der deutschen Welmeistermannschaft von 1990 fit für die Prüfung gemacht.
"Es war schon eine außergewöhnliche Situation, fast drei Monate lang im Einzelunterricht geschult zu werden. Aber insgesamt hat es sehr, sehr viel Spaß gemacht und es wird mir in meiner weiteren Trainer-Karriere unheimlich helfen", kommentierte "Loddar" seinen erfolgreichen Abschluss. Der fünfmalige WM-Teilnehmer wird in der kommenden Saison als ausgebildeter Coach den israelischen Spitzenklub Maccabi Netanya betreuen.
Matthäus ist nach dem Lehrgang, in dem ihm Wissen über Fußballtheorie und -praxis, Sportmedizin, Pädagogik, Methodik, Trainingslehre, Wettkampf-Psychologie und Rhetorik vermittelt wurde, fit für die neue Herausforderung. Um das praktische Arbeiten auch vor Ort noch besser kennenzulernen, hospitierte der Franke bei seinem Ex-Klub Inter Mailand und Vizemeister Werder Bremen.
Allerdings hat Matthäus schon reichlich Erfahrung als Fußballlehrer gesammelt. Rapid Wien, Partizan Belgrad, die ungarische Nationalmannschaft und der brasilianische Klub Atletico Paranaense waren seine Stationen als Teamchef. Von Mai 2006 bis Juni 2007 war der Co-Trainer von Chefcoach Giovanni Trapattoni bei Red Bull Salzburg in der österreichischen Bundesliga. Von "Trap" konnte sich Matthäus natürlich ebenfalls eine ganze Menge abschauen.
Viele Experten trauen Matthäus zu, als Trainer genauso erfolgreich zu sein wie als Aktiver. "Irgendwann möchte ich als Trainer in Deutschland zeigen, was ich jahrzehntelang als Spieler gezeigt habe", meinte "Loddar". Die Tatsache, dass Matthäus nun nach bestandenem Sonderlehrgang ein lizenzierter Fußballlehrer ist, dürfte es leichter machen, in Zukunft bei dem einen oder anderen großen Klub eine Chance zu erhalten. Der Ehrenspielführer ist jedenfalls hoch motiviert und will auch von der Bank aus erfolgreich sein. Der Name Matthäus soll auch im Trainerberuf ein Gütesiegel werden.
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